Interview
Standdatum: 4. Juli 2025.
Autorinnen und Autoren:
Emmy Thume
Bild: Imago | Bihlmayerfotografie
Investitionen, Wehrpflicht, Personalmangel: Über die Bundeswehr wird viel diskutiert. Ein 21-jähriger Bremer erzählt, wie es ist, in der heutigen Zeit Soldat zu sein.
Der 21-jährige Max hat seine Grundausbildung in Bremerhaven seit kurzer Zeit hinter sich und arbeitet nun als Soldat im Landeskommando Bremen. Im Interview mit buten un binnen erzählt er, warum er zur Bundeswehr wollte und wie er mit der Gefahr umgeht, die mit dem Beruf einhergeht.
Wie kam es, dass du zur Bundeswehr gegangen bist?
Ich hatte 2023 mein Abitur gemacht und überlegt, was ich machen möchte. Nach 13 Jahren Schule hatte ich Lust auf einen Tapetenwechsel, und auch darauf, aus meiner Komfortzone rauszutreten. Da hat sich die Bundeswehr für mich angeboten. Ich hatte in meiner Familie schon Soldaten und Erzählungen gehört. Dann bin ich im Herbst zur Grundausbildung angetreten.
Hattest du schon länger vor, zur Bundeswehr zu gehen?
Ich habe erst überlegt, ob ich vielleicht lieber studieren will. Aber dann dachte ich, das würde meinem eigenen Charakter vielleicht guttun, wirklich mal rauszukommen. Mal was komplett anderes machen.
Welche Charakterzüge haben sich bei dir seit der Zeit beim Bund verändert?
In der Grundausbildung sowas wie Stressresistenz, Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen. Auch mal über die eigene psychische und physische Belastung hinausgehen. Das hilft einem, glaube ich, im späteren Leben.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, als du zur Bundeswehr gehen wolltest?
Gut eigentlich, meine Eltern fanden das Spitze, dass ich da mal reinschnuppern will beim freiwilligen Wehrdienst. Und auch in meinem Jahrgang sind tatsächlich einige zur Bundeswehr gegangen. Das war schon irgendwie auch in der Schule Thema. Ich war da nicht der Einzige. Und es waren auch nicht nur Männer, eine Klassenkameradin von mir ist zum Beispiel zu den Sanitätern gegangen.
Aus meiner Sicht hatte ich da viel Glück. Mein Umfeld war grundsätzlich immer davon überzeugt, dass das was Gutes ist. Ich hatte wenig kritische Gespräche.
Zweifel sind aufgekommen, als es um die Gefahr ging, die mit dem Beruf einhergeht.
Max, 21-jähriger Soldat bei der Bundeswehr
Hat sich deine Wahrnehmung dahingehend über die Zeit geändert?
Ja, jetzt mit dem politischen Wandel mit den USA hat sich das aus meiner eigenen Sicht ein bisschen gewandelt. Eigentlich war man immer schon sehr abgesichert, aber da es jetzt zu immer mehr Streitpunkten kommt, denkt man vielleicht nochmal mehr darüber nach, dass man wirklich selbst da hingeht, wenn irgendwo was ist. Aber das ist auch eigentlich kein Problem.
Es ist im Hinterkopf immer ein bisschen da. Man liest ja aufmerksam die Nachrichten, man informiert sich. Zur Lage der Ukraine und generell. Aber ich bin mir da sehr sicher, dass wir was Gutes tun, dass wir für die richtigen Werte einstehen. Und deswegen wäre das für mich auch nicht das größte Problem, wenn ich dann wirklich irgendwann mal aktiv eingesetzt werde.
Aber es macht dich nachdenklich?
Ja, wenn wieder irgendwo ein neuer Krisenherd entsteht, dann denkt man drüber nach, aber im Endeffekt bin ich Soldat geworden, weil ich daran glaube, dass ich das Richtige tue und dafür stehe ich ein. Und auch dafür, dass ich für die richtigen Dinge verpflichtet wurde.
Ich glaube, was man erst wirklich merkt, wenn man Soldat ist, ist wie wichtig Frieden ist. Weil man dann an dem Punkt ist, dass man bemerkt: Wenn irgendwas passiert, bin ich derjenige, der da hin muss.
Deswegen glaube ich, wahrscheinlich sind in Europa Soldaten diejenigen, die sich den Frieden am meisten wünschen.
Max, 21-jähriger Soldat bei der Bundeswehr
Man wird damit konfrontiert, was man vielleicht tun muss, wo man vielleicht hin muss. Und als jemand, der nur in Friedenszeiten aufgewachsen ist, ist das ja alles immer sehr fern. Aber man wird stark damit konfrontiert, deswegen wünscht man sich, dass es bei Frieden bleibt.
Wie wirst du in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Bis jetzt tatsächlich ausschließlich positiv. Andere Kameraden haben bestimmt auch Negativerfahrungen gemacht aber zumindest auf meiner Zugstrecke, ich pendle wöchentlich in meine Heimat im Emsland, da werde ich häufig eher positiv angesprochen mit sowas wie „Danke für deinen Dienst“. Gerade auch, weil ich noch sehr jung bin im Vergleich zu anderen Kameraden. Ich habe das Gefühl, dass ich in Bremen weniger angeguckt werde, als wenn ich bei mir auf dem Land unterwegs bin.
Andere Leute in deinem Alter ziehen vielleicht in ihre erste WG. Wie ist es für dich, in einer Kaserne zu leben?
Eigentlich sehr angenehm, es ist nicht allen Kameraden vergönnt, aber ich habe eine Einzelstube. Da kann man sich selbst organisieren und machen, was man will. Man hat vielleicht nicht ganz die Entfaltungsfreiheit, die man in einer eigenen Wohnung hat, aber ansonsten ist das schon sehr ähnlich. Wie eine Ein-Zimmer-Wohnung.
Wie ist dein weiterer Plan?
Ich überlege, mich weiter zu verpflichten als Offizier.
Wieso?
Weil mir die Bundeswehr generell gefällt. Ich stehe für die Werte ein, die wir vertreten. Sei es die freiheitlich demokratische Grundordnung. Aber auch durch die politische Lage in Europa möchte ich gerne meinen Teil dazu tun, zu helfen.
Anmerkung der Redaktion:
Der Nachname des Interviewpartners ist der Redaktion bekannt. Im Text dürfen wir ihn „zum Schutz der Soldaten“ nicht nennen, so die Begründung der Bundeswehr.
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Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, Der Morgen, 4. Juli 2025, 6:35 Uhr