Zuerst veröffentlicht am
04/07/2025 – 6:15 MESZ

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Frankreich hat am Donnerstag eine „diplomatische Reserve“ ins Leben gerufen. Bis Ende des Jahres sollen 1.000 Personen gefunden werden. Diese haben mehrere Aufgaben: Hilfsangebote für Geflüchtete verbessern, der Desinformation über französische Diplomatie entgegenwirken und die französische „Soft Power“ im Ausland zu stärken.

„Jeder französische oder europäische Bürger, der mindestens 18 Jahre alt ist, kann dieser Bürgerreserve beitreten, wenn er oder sie sich an eine Charta und ein Kardinalprinzip hält: das allgemeine Interesse“, sagte Außenminister Jean-Noël Barrot in einer Rede.

„Unsere Ambitionen sind hoch. Das französische Diplomaten-Netzwerk ist mit 163 Botschaften und 208 Generalkonsulaten das drittgrößte der Welt. Unsere Diplomatie muss überall präsent sein, bis hin zum letzten Kilometer, der uns manchmal von unseren am weitesten entfernten Landsleuten trennt“, so der Außenminister Barrot.

Reservisten in der Diplomatie: Das sind Frankreichs Pläne

Die Reservisten haben drei Hauptaufgaben:

  • den öffentlichen Dienst und den Schutz der französischen Bürger im Ausland,
  • die Verteidigung der Interessen des Landes in allen bilateralen, europäischen und multilateralen Foren
  • die Gewährleistung, dass die Stimme Frankreichs zu Hause verstanden und in der Welt gehört wird.

Zu ihren Aufgaben kann auch die telefonische Unterstützung des Krisen- und Unterstützungszentrums gehören, das den Schutz französischer Staatsangehöriger und die humanitären Sofortmaßnahmen des Landes koordiniert.

„Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und dem Iran hat das Krisenzentrum innerhalb von 12 Tagen 12.000 Anrufe entgegengenommen. Und 1.000 französische Staatsangehörige haben von unserer Hilfe profitiert, um nach Frankreich zurückzukehren. In solchen Situationen ist die telefonische Hilfe unerlässlich und erfordert eine große Anzahl von Freiwilligen“, so Barrot.

Ganz konkret könnte es sich um die logistische und protokollarische Unterstützung bei Großveranstaltungen – einschließlich der G7-Treffen unter französischer Präsidentschaft im kommenden Jahr – handeln. Oder etwa um die Bereitstellung und Verbreitung von digitalem Fachwissen zur Bekämpfung von Desinformation. Die Reserve könnte auch die Förderung der Bemühungen Frankreichs im Ausland erweitern.

Zwei Kontingente: Professionals und Ehrenamtliche

Das Außenministerium wird am Montag alle Botschafter auffordern, bis Ende des Jahres ihren Bedarf zu ermitteln, um einen umfassenden Katalog möglicher Aufgaben zu erstellen.

Die Reserve wird über zwei Kontingente verfügen. Das erste Kontingent soll mit derzeitigen oder ehemaligen Mitarbeitern des Außenministeriums besetzt werden. Auch Mitarbeitern französischer Agenturen mit internationaler Ausrichtung wie der französischen Entwicklungsagentur, Berater von Franzosen im Ausland sowie Akademiker und Wissenschaftler, mit denen das Ministerium bereits zusammenarbeitet, könnten daran teilnehmen.

Etwa 200 Personen haben bereits ihr Interesse bekundet, sagte Barrot. Das Ziel sei laut Außenminister, dieses Kontingent bis zum Jahresende auf 1.000 Personen zu erweitern.

Eine zweite Gruppe wird sich aus Personen zusammensetzen, die ehrenamtlich für internationale Solidaritäts-NGOs oder in französischen Verbänden im Ausland arbeiten, sowie aus internationalen technischen Experten, Think-Tankern und Wirtschaftsführern, die „eine wesentliche Rolle in unserer Wirtschaftsdiplomatie spielen“, so Barrot.

Für die Einrichtung dieses Kontingents ist die Zustimmung des Parlaments erforderlich. Das Verfahren wird nächste Woche eingeleitet.

Frankreich: Reform des französischen diplomatischen Korps

Die Einrichtung dieser diplomatischen Reserve wurde erstmals von Präsident Emmanuel Macron im Jahr 2023 in einer Rede an das französische diplomatische Korps angekündigt. Es war ein Beschwichtigungsversuch, nachdem eine vorgeschlagene Reform ihrer Dienste im Jahr zuvor zum ersten Mal zu einem Streik geführt hatte.

Die Reform sah die schrittweise Abschaffung der beiden Korps vor, die für die Verwaltung des diplomatischen Personals zuständig sind, um die diplomatischen Positionen für eine größere Vielfalt zu öffnen, so die Regierung.