Nach dem Angriff eines Mannes mit Hammer und Axt auf Mitreisende im ICE sind noch viele Fragen offen. Heute könnte der 20-jährige Syrer möglicherweise einem Richter vorgeführt werden, der dann entscheidet, ob der Mann in Untersuchungshaft kommt. 

Was ist im ICE 91 passiert?

Der Mann hatte am Donnerstag im ICE 91 von Hamburg-Altona nach Wien kurz vor 14 Uhr drei Landsleute angegriffen. Mehrere Menschen hätten im Zug den Nothalt betätigt. Dadurch sei der Zug in der Nähe von Straßkirchen im Landkreis Straubing-Bogen auf offener Strecke zum Stehen gekommen.

Fahrgäste in der Nähe hätten den Mann nach ersten Erkenntnissen überwältigen können, bevor die Polizei ihn festnahm. Nach Informationen der Bild-Zeitung wurde dem Mann die Waffe offenbar von einem Zuggast entwendet, der damit auf den mutmaßlichen Täter eingeschlagen haben soll.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Insgesamt fünf Menschen wurden verletzt, darunter der Angreifer selbst am schwersten. Bei den Verletzten handelt es sich um eine Frau aus Syrien und ihren Sohn, sowie einen weiteren Syrer und eine vierte Person. Die Polizei hatte von Menschen im Alter von 15, 24, 38 und 51 Jahren gesprochen. 

Wer ist der mutmaßliche Angreifer?

Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich laut Polizei um einen 20 Jahre alten Syrer. Er benutzte einen Hammer und eine Axt als Waffe. Das erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München.

Bei dem Angreifer handelte es sich um einen Flüchtling, der in Österreich einen Aufenthaltstitel besaß. Im Zug nach Wien habe er sich legal aufgehalten, sagte Herrmann. Die bayerischen Ermittlungsbehörden kooperierten mit den österreichischen Stellen. In Bayern sei der Mann bisher noch nicht auffällig gewesen. In anderen deutschen Bundesländern müsse das noch überprüft werden. 

In Österreich fiel er bereits wegen eines Gewaltdelikts auf. Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet worden, teilte das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Wien mit. Der Tatverdächtige hatte 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten. Er hat auch einen Wohnsitz in Österreich.

Gibt es Erkenntnisse zu einem möglichen Motiv?

Der ICE-Angreifer von Straßkirchen soll nach Aussagen von Augenzeugen vor der Tat gebetet und die Worte „Allahu Akbar“ gesprochen haben. Das gab Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg in Straubing am Freitag bekannt. Ob die Tat einen extremistischen Hintergrund habe, sei aber nicht klar. 

Der 20 Jahre alte Syrer, gegen den wegen versuchten Mordes ermittelt wird, hatte nach ersten Ermittlungen einen Mix von mindestens drei Betäubungsmitteln im Blut. Dies könne tatauslösend gewesen sein, müsse aber noch abschließend geklärt werden.

Auch sonst gibt es noch viele offene Fragen. Die Beziehungen der Menschen untereinander etwa noch ungeklärt, wie Bayerns Innenminister am Donnerstag sagte. Ebenfalls nicht klar sei bisher, ob sich Angreifer und Opfer kannten. „Nach dem, was wir bisher wissen, hat er unmittelbar vorher mit denen geredet“, sagte Herrmann. Er gehe davon aus, dass ihm zumindest bewusst war, dass sie auch Syrer waren. 

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Der ICE 91 war mit etwa 500 Reisenden auf dem Weg von Hamburg-Altona nach Wien. Die Strecke zwischen Straubing und Plattling wurde nach dem Vorfall gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Die ICE-Fahrgäste, mit Ausnahme direkter Zeugen, wurden mit einem Zugteil zunächst zum nächsten Bahnhof nach Straßkirchen gebracht. Viele konnten nach Angaben Herrmanns ihre Reise später fortsetzen. In Straßkirchen wurde eine Betreuungsstelle eingerichtet. 

Einige Fahrgäste wurden an einer eigens eingerichteten Betreuungsstelle versorgt. Neben zahlreichen Rettungskräften und zwei Hubschraubern waren auch zahlreiche Einheiten des Betreuungsdienstes und der psychosozialen Notfallversorgung im Einsatz, teilte das Bayerische Rote Kreuz mit.

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Die Deutsche Bahn bekundete ihr Mitgefühl für die Betroffenen und deren Angehörige. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten und allen, die das Erlebte nun verarbeiten müssen“, sagte ein Bahnsprecher. „Wir wünschen allen Betroffenen eine schnelle und vollständige Genesung.“ Er dankte außerdem den Einsatzkräften für die schnelle Festnahme des Tatverdächtigen. (dpa/tsp)