Ein Ausblick auf den bevorstehenden Handelstag an den europäischen und globalen Märkten von Kevin Buckland
US-Investoren gingen mit guter Stimmung ins lange Unabhängigkeitstags-Wochenende – doch diese Euphorie konnte sich in Asien nicht fortsetzen.
Der Optimismus über die Widerstandskraft der US-Wirtschaft, gestützt durch deutlich bessere Arbeitsmarktzahlen als erwartet, wurde rasch von einer Wolke der Unsicherheit verdrängt: Das Ultimatum von US-Präsident Donald Trump für höhere Zolltarife läuft am 9. Juli ab.
Trotz anfänglicher Zuversicht von Trump und seinem Team, dass eine Welle von Abkommen erzielt werde, summiert sich die Zahl der bisher verkündeten Einigungen – einschließlich Rahmenvereinbarungen mit Großbritannien und China – nach der am Mittwoch angekündigten Vereinbarung mit Vietnam erst auf drei.
Trumps Kurs in der Zollpolitik hat sich entsprechend gewandelt: Er kündigte an, dass ab Freitag Briefe an Handelspartner verschickt werden, in denen die für den Handel mit den USA zu zahlenden Zölle aufgelistet sind.
Finanzminister Scott Bessent sagte, ein Abkommen mit Indien stehe kurz bevor, doch die Gespräche mit Japan und Südkorea – ursprünglich als frühe Erfolge gehandelt – stocken bereits seit Wochen.
Das Abkommen mit Vietnam birgt zudem das Risiko, China zu verärgern, da es einen Zollsatz von 40% auf sogenannte Transshipment-Waren vorsieht, die im Grunde anderswo (also in China) hergestellt und lediglich für ein „Made in Vietnam“-Etikett umetikettiert werden.
Manche asiatische Staaten hoffen, genug getan zu haben, um die US-Bedenken zu entkräften, und erwarten, dass sie in ihren Briefen lediglich den Basistarif von 10% aufgebrummt bekommen. Thailand etwa äußerte heute die Hoffnung auf ,,gute Nachrichten“ nach den Handelsgesprächen mit Washington.
Die EU strebt vor dem 9. Juli eine ,,grundsätzliche Einigung“ an – doch wie bei einem derart weitverzweigten Wirtschaftsraum zu erwarten, wird es kaum möglich sein, alle Beteiligten zufriedenzustellen. Brüssel bereitet sich auf jedes Szenario vor – einschließlich einer Rückkehr zu gegenseitigen Zollspiralen.
In einem Punkt scheinen sich europäische Diplomaten einig: Zollentlastungen müssen sofort greifen, sonst ist jegliches Abkommen hinfällig.
Auch Händler und Investoren müssen die weitreichenden und langfristigen Auswirkungen von Trumps umfassendem Steuersenkungsgesetz bedenken, das nun kurz vor der Verabschiedung steht und Schätzungen zufolge das Defizit um 3,4 Billionen US-Dollar erhöhen könnte.
Weltweite Aktienmärkte – angeführt von der Wall Street – notieren derzeit auf Rekordniveau. Doch das könnte bedeuten, dass noch reichlich Raum für einen Rückschlag besteht, sollte Trumps Handelskrieg erneut eskalieren.
Wichtige Ereignisse, die am Freitag die Märkte beeinflussen könnten:
- US-Feiertag: Independence Day
- Deutschland: Auftragseingang Industrie (Mai)
- Frankreich, Italien, Spanien: Industrieproduktion (jeweils Mai)
- Deutschland, Frankreich, Italien: Einkaufsmanagerindex Bau (jeweils Juni)
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