Ein Mann steht mit Mikrofon vor einem geschminkten Operndarsteller.

Stand: 04.07.2025 17:37 Uhr

„Ende einer Ära“: Am Donnerstag hat Georges Delnon mit Mozarts „Hochzeit des Figaro“ nach zehn Jahren seine letzte Vorstellung an der Hamburger Staatsoper gegeben. Der Schweizer verabschiedete sich würdig und fast bescheiden in die Rente.

von Peter Helling

Da steht Georges Delnon auf der Bühne, zurückhaltend, sympathisch, umarmt die Sängerinnen und Sänger und überlässt ihnen den Applaus allein, bevor er wieder an der Seite abgeht – keine Blumen, kein Glas Sekt: einfach bescheidene Zufriedenheit.

Für den 67-Jährigen ganz normal, denn: „Der Intendant, der kann erstmal nichts, der ist erstmals nichts“, sagt er. Ein Intendant brauche Menschen, „die sich verwenden für etwas, was er vielleicht will oder plant. Er braucht diese 800 Mitarbeiterinnen, er braucht vor allem diese Verrückten, die bereit sind, quasi jeden Abend so viel Risiko einzugehen, so viel zu zeigen, so viel von sich zu geben. Sie sind die Oper, sie machen die Oper, deshalb gebührt der Applaus ihnen!“

„Fine dell’Opera“ am Schluss – das passt

Eine Frau und zwei Männer singen auf der Bühne der Hamburger Staatsoper.

Szene aus der „Hochzeit des Figaro“ in Georges Delnons letzter Inszenierung an der Hamburger Staatsoper.

Figaro ist eine der bekanntesten Opern überhaupt: eine Inszenierung, die fast genau zehn Jahre alt ist. So alt wie die Ära Delnon – die 44. Vorstellung dieses Mozart-Smashhits war auch die letzte des Intendanten, glänzende Stimmen und eine moderne Inszenierung. Am Ende stehen quer über der Bühne die Worte „Fine dell’Opera“ – aus der Feder Mozarts. „Ich glaube man hat am Ende gesehen, wie’s passt – mit diesem Ende der Partitur und dann: ‚Fine dell’Opera‘, Schluss mit Oper, ich find’s wunderbar“, freut sich der sichtlich erleichterte Intendant, nachdem der letzte Applaus verklungen ist.

Inszenierung kommt gut an

Die Inszenierung mit ihren Comic-Elementen und der transparenten Bühne kommt beim Publikum gut an: „Dieser wunderbare Figaro zum Abschied, besser geht’s nicht“, sagt ein Besucher. Auch der Intendant selbst ist zufrieden mit dem Finale: „Hamburg kann ein sehr glühendes Publikum sein, sehr sehr leidenschaftlich und eben auch sehr kritisch und kontrovers – das habe ich extrem geschätzt“, sagt der Schweizer. Das sei das Tolle an Oper, „dass es eben kontrovers ist. Es ist eine Leidenschaft, die entsteht. Das empfinde ich als einen großen Bonus dieser Kunstform, die wirklich eine faszinierende ist.“

Kultursenator Brosda: Delon hat Enormes geleistet

Eine Faszination, der sich auch Kultursenator Carsten Brosda während der Intendanz Delnons nicht entziehen konnte: Der SPD-Politiker äußert sich wehmütig mit Blick auf „zehn besondere, nicht immer einfache Jahre“. Man habe gesehen, wie wichtig es sei, „dass man Oper in die Moderne führt, einem heutigen Publikum nahebringt. Ich finde, dass Georges Delnon mit seinem Team Enormes geleistet und ganz viel Kraft auch in die Stadt hineingegeben hat.“

Statt Oper nun Geschichtsstudium

„Fine dell‘ Opera“ – Schluss mit Oper! Fürs erste – denn von Ruhestand kann bei Georges Delnon eigentlich keine Rede sein, er beginnt mit etwas ganz anderem, einem Studium der Geschichte: „Weil das das Spannendste ist. Man lernt so viel aus dem, was war. Man hat das Gefühl, man weiß noch zu wenig, man hat die Zusammenhänge noch nicht ganz erfasst. Ich sag gerne, dass Lernen die wertvollste Form von Erfolg ist.“

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