AUDIO: Kieler Ex-Unipräsidentin Fulda: DFG spricht schriftliche Rüge aus (1 Min)
Stand: 04.07.2025 16:19 Uhr
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Konsequenzen aus dem wissenschaftlichen Fehlverhalten der ehemaligen Kieler Unipräsidentin Simone Fulda gezogen. Der Hauptausschuss sprach unter anderem eine schriftliche Rüge aus.
Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat der ehemaligen Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) eine schriftliche Rüge ausgesprochen. Das teilte die Forschungsgemeinschaft am Freitagvormittag (4.7.) mit. Außerdem verhängte die DFG eine einjährige Antragssperre beim größten Forschungs-Förderer Deutschlands. Das bedeutet: Die Wissenschaftlerin kann in diesem Zeitraum keine Fördergelder für ihre wissenschaftliche Arbeit beantragen.
DFG: „Abbildungen verändert, um Ergebnisse zu belegen“
Im Februar 2024 hatte ein Wissenschaftsblog den Vorwurf erhoben, dass es in Forschungsarbeiten, für die Simone Fulda mitverantwortlich war, zu Datenmanipulationen gekommen sei. Noch im selben Monat ist sie als Präsidentin der Universität zurückgetreten.
Nach Ansicht des DFG-Hauptausschusses hat Fulda bei fünf Fachartikeln grobe Fahrlässigkeit mitverantwortet – Abbildungen wurden doppelt verwendet, in einem Fall sogar manipuliert. Konkret sieht der Ausschuss die Tatbestände der Mitautorenschaft an einer fälschungsbehafteten Veröffentlichung und Manipulation einer Darstellung. Fulda hatte sich während der Untersuchung unter anderem darauf gestützt, dass wichtige Daten nach Ablauf einer Aufbewahrungsfrist nicht mehr verfügbar seien. Dem Ausschuss reichten die verfügbaren Daten jedoch, um Fulda zu sanktionieren.
Fulda: „Zu keinem Zeitpunkt Daten manipuliert“
Simone Fulda selbst zeigte sich erleichtert, dass das Verfahren nun abgeschlossen ist. Sie teilte mit, dass es zu Verwechslungen in komplexen Abbildungen gekommen sei. Diese seien jedoch durchweg unbeabsichtigt gewesen, so Fulda. Sie erklärt, dass sie beim Korrekturlesen nicht bemerkt habe, dass ein Verlag Abbildungen versehentlich doppelt verwendet habe. „Ich möchte betonen, dass ich zu keinem Zeitpunkt Daten manipuliert habe“, sagt Fulda. Außerdem haben laut Fulda in keinem Fall die Verwechslungen die Forschungsergebnisse verfälscht oder die wissenschaftlichen Aussagen der Publikationen verändert.
CAU zu Kiel: „Keine Äußerung zu dienstrechtlichen Fragen“
Simone Fulda ist weiterhin Professorin am Institut für Experimentelle Medizin an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Kanzlerin der CAU, Claudia Ricarda Meyer, sagte dazu: „Wie alle Mitglieder unserer Universität hat sie Anspruch auf ein faires, respektvolles Miteinander. Über individuelle dienstrechtliche Fragen äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Die CAU respektiere die Feststellungen der zuständigen Kommission. Die DFG habe über einen wissenschaftsinternen Vorgang entschieden, der nichts mit der CAU zu tun habe.
Universitäten Frankfurt und Ulm: Verfahren eingestellt
Vor ihrer Zeit in Kiel hatte Simone Fulda Professuren an den Universitäten Frankfurt und Ulm inne – dort sind die betreffenden wissenschaftlichen Arbeiten entstanden. Aus diesem Grund hatten 2024 beide Universitäten neben der DFG Verfahren gegen die Medizinerin eingeleitet. Beide Verfahren wurden 2025 eingestellt. Nach Angaben der Universität Ulm konnte Simone Fulda die Zweifel an ihrer wissenschaftlichen Integrität trotzdem nicht ausräumen, sie habe gegen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis verstoßen.
Wissenschaftsministerium: „DFG-Entscheidung transparent nachvollziehbar“
Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein äußerte sich auch das schleswig-holsteinische Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur zur DFG-Entscheidung. „Die DFG […] hat sehr transparent dargestellt, wie der ‚Ausschuss zur Untersuchung von Vorwürfen zu wissenschaftlichen Fehlverhalten‘ auf Grundlage dreier internationaler Gutachten eine unabhängige Entscheidung getroffen hat“, so eine Sprecherin. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel werde nun als Dienstvorgesetzte von Professorin Fulda prüfen, ob auf dieser Grundlage weitere Schritte einzuleiten sind.
Zwei weitere Verfahren gegen die ehemalige Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel laufen noch.
Grobe Fahrlässigkeit konnte der ehemaligen Präsidentin der Uni Kiel nach Informationen der Universität Ulm nicht nachgewiesen werden.