Auf einer der wenigen ruhigen Straßen in Elberfeld stößt man zwischen Boutiquen hinter der Rathaus-Galerie auf eine kleine schlichte Tortenmanufaktur mit Café, das man im Vorbeigehen leicht übersehen könnte. Beim Betreten des in Pastellfarben gehaltenen Raums weht den Besucher:innen aromatische Backluft entgegen, denn hinter der Theke mündet das scheinbar kleine Lokal in eine Backwerkstatt, in der drei Frauen mit Torten und Kuchen zugange sind. Eine junge Frau mit Dutt und schwarzem T-Shirt tritt an die Theke. Das ist Luka Kannebäcker, ihr gehört die KALU Tortenmanufaktur, die mit den ersten Silben im Namen ihrer Besitzerin benannt wurde und die mittlerweile Wuppertals Kultlokale Schimmerlos und Hutmacher sowie die Stadtsparkasse Wuppertal und das Catering der Historischen Stadthalle “Culinaria” zu ihrer Stammkundschaft zählt.

Modernes Design und hochwertige Zutaten

Auf die Frage, was KALU binnen knapp drei Jahren zu Wuppertals Geheimtipp in der Backbranche gemacht habe, antwortet Luka Kannebäcker, dass sie die Unterstützung und Inspiration vor allem ihrem kleinen großartigen Team und den Kund:innen zu verdanken hat. In den Google-Bewertungen, die in 99,9 Prozent der Fälle mit 5,0 Sternen ausfallen, ist von „Torte als Star der Party“, „Geschmacksexplosion“, begeisterten Gästen und der perfekten Kombination aus Geschmack und Optik die Rede. Die Manufaktur, die sich neben der täglich wechselnden Kuchentheke für die Laufkundschaft hauptsächlich auf Auftragsarbeit spezialisiert, setzt beinahe jeden Kundenwunsch um, es sei denn, der Auftrag entspricht überhaupt nicht ihrem Stil. KALUs überwiegend weiße, getürmte Torten wirken beinahe zierlich und entbehren auch nur jeden Anzeichens von Kitschig oder Altbacken. Mal mit frischen Blumen, mal mit Spachtelstrichen oder Glasurverläufen dekoriert, trägt jede Kreation die Handschrift der Tortenmanufaktur. Brautpaaren wird angeboten, sich vor dem Auftrag durch die Tortenböden und Cremes durchprobieren, wozu KALU einen speziellen Probierset kreiert hat. Bestellungen von Individualtorten erfolgen mit einem Vorlauf von zwei bis vier Wochen, insbesondere in den populären Hochzeitsmonaten August und Mai. Kannebäcker steht mit ihrer Produktion für natürliche, hochwertige Zutaten und auf das nötigste reduzierten Zucker. Auch vegane oder glutenfreie Rezepte mit Alternativmehl setzt das Team auf Bestellung um – auf Gelatine wird grundsätzlich verzichtet.

Luka Kannebäcker – Foto: KALU Tortenmanufaktur
Eine halbe Weltreise und die Entscheidung zum eigenen Betrieb

Dabei backte Luka Kannebäcker weder schon als Kind noch war es jemals ihr großer Traum, Konditorin zu werden. “Ich wollte einen handwerklichen kreativen Beruf erlernen”, erklärt sie ihre Entscheidung. Dabei standen neben Konditorin alternativ die Berufe Schreinerin, Floristin und Goldschmiedin zur Wahl. Beim Konditor habe für sie dann einfach alles zusammen gepasst. Nach der absolvierten Ausbildung bei La petite Confiserie (mittlerweile geschlossen) auf dem Ölberg wurde auch Luka Kannebäcker von Zweifeln über ihre berufliche Zukunft gepackt, die vielen nur allzu gut bekannt sind. Doch ihr Auslandsjahr, das sie in Australien und Südostasien verbrachte, ermöglichte ihr einen neuen Zugang zum Konditorhandwerk: “In Australien ist die Kaffeekultur ganz anders und kleine süße Cafés, die man in Deutschland manchmal suchen muss, gibt es dort an jeder Ecke. Das hat mich total inspiriert.” Nach ihrer Rückkehr stand für sie fest, dass sie noch eine Meister-Weiterbildung draufsatteln und einen eigenen Betrieb gründen will.

Der Meisterbrief an der Wand über KALUs Theke wirkt mit seinem goldenen Rahmen und gotischen Buchstaben wie aus einer anderen Zeit. Ein Jahr lang bereitete sich die Konditorin in Köln darauf vor, ihren eigenen Betrieb zu verwalten und zu wirtschaften. Doch, betont sie, wäre ihr der Sprung in die Eigenständigkeit nicht ohne ihre Familie und Partner gelungen, die ihr – ob bei der Webseite oder der Auslieferung von Tortenbestellungen – immer noch zur Hand gehen. Ein eigener Betrieb ist viel Arbeit: Seit KALUs Gründung powert Kannebäcker eine Sechs-Tage-Woche durch, im ersten Jahr allein. Als ihre erste Mitarbeiterin dazukam, erreichten sie sogleich neue Kapazitäten: “Das konnten bis zu 33 Kuchen am Tag werden”, erinnert sie sich.

Foto: KALU Tortenmanufaktur
Foto: KALU Tortenmanufaktur
Foto: KALU Tortenmanufaktur
Foto: KALU Tortenmanufaktur

“So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind dann auch die Torten”

Mittlerweile sind sie zu dritt, Luka, Jenni und Mini – beide gelernte Konditorinnen, die das Kunststück vollbringen, eine Konditorei inklusive Café und Auftragsabwicklung zu bespielen. Dabei muss es bei den individuellen Tortenbestellungen besonders sensibel zugehen, schließlich geht es den Kund:innen um die wichtigsten Momente in ihrem Leben. Geburtstag, Hochzeit, Taufe, Kommunion oder Trauerfeier: Die Torte ist das zentrale Element bei einer Zusammenkunft dieser Art und dessen ist sich Luka voll bewusst. Das schönste an ihrer Arbeit sei der emotionale Moment, wenn die Torte abgeholt wird: “Man sieht diese strahlenden Gesichter, manchmal sind auch Tränen in den Augen. Jede Torte hat ihre eigene Geschichte und es ist immer wieder reizvoll, sich von verschiedenen Menschen inspirieren zu lassen”, meint sie. “So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind dann auch die Torten.” Damit noch mehr Wuppertaler in den Genuss von KALUs Kreationen kommen können, schließt es Kannebäcker nicht aus, ihre Tortenmanufaktur irgendwann zu vergrößern: “Wer weiß, wo es hingeht, ich kann es mir schon vorstellen.” »ge«