Vielleicht haben Sie es mitbekommen: In Berlin war Modewoche und entsprechend modisch waren die prominenten Themen der vergangenen Tage. Dass ein Großteil der gezeigten Mode dabei aus aufmerksamkeitökonomischen Überlegungen ohne Prominenz ausgekommen wäre und ganz ordentlich für sich stehen konnte, ist schön und gut, aber auch ein bisschen langweilig.
Konzentrieren wir uns also auf die auch in Berlin aufgehende Rechnung: je bekannter die einladenden Designer, desto bekannter die Gästeliste – neben und auf dem Laufsteg und unabhängig von der gezeigten Qualität. Letztere bewies insbesondere die im Rahmen der Fashion Week veranstaltete „Intervention“ der Berliner PR-Agentur „Reference Studios“. Am Mittwoch hatte die sich einen Tag lang in das Palais am Funkturm, die denkmalgeschützte Veranstaltungshalle der Berliner Messe, eingemietet und Designer mit internationalem Format repräsentiert.
Die Berliner Fashion Week macht ernst Mit dem Faltenrock ein bisschen die Welt retten
Der bekannteste unter ihnen war wohl der eigentlich in London lebende und arbeitende georgische Modeschöpfer David Koma. Bei ihm in der ersten Reihe war dann auch die geballte Kraft der TikTok-Boyband Elevator Boys, die Bloggerinnen-Größen Diane Pernet und Susie Bubble, oder Berghain-Türsteher Sven Marquardt zu beobachten. Marquardt, der auch als Fotograf arbeitet, war allgemein recht umtriebig und saß gefühlt bei allen relevanten Schauen im Publikum.
Pop-Star Kim Petras läuft für das Berliner Label Ottolinger.
© Finnegan Koichi Godenschweger
Auch die Kunst-Sammlerin Karen Boros durfte für Ottolinger modeln.
© Finnegan Koichi Godenschweger
Ebenfalls Teil von besagter Intervention waren die Schweizer-Designerinnen Christa Bösch und Cosima Gadient, die als Ottolinger firmieren und erstmals mehr oder weniger umfangreich in Berlin zeigten. Tatsächlich leben und arbeiten sie in der deutschen Hauptstadt, verordnen ihre Mode für gewöhnlich aber nach Paris. Bisschen Gossip am Rande: Weil sie dort im September wieder im offiziellen Mode-Kalender stehen, durften sie hier nur eine abgespeckte „Resort“-Kollektion präsentieren. Die war dafür aber Model-mäßig äußerst prominent besetzt: für Ottolinger liefen unter anderem Popstar Kim Petras, Sammlerin Karen Boros oder Künstlerin Kristina Nagel über den Laufsteg.
Jacob Rott ist Teil der TikTok-Boyband Elevator Boys und zählt zu Deutschlands bekanntesten Influencern.
© jacobrott by Jeremy Moeller
Mode-Expertin und Podcasterin Brenda Hashtag meidet die Berliner Modewoche eigentlich, für die Show von Ioannes machte sie aber eine Ausnahme.
© brendahashtag by Ines Bahr
Unter Prominenten ebenfalls beliebt ist der deutsche Designer Johannes Boehl Cronau mit seinem Label Ioannes. Seine Entwürfe wurden schon von Rihanna oder Kylie Jenner getragen. Die reisten für seine Show am Donnerstagabend in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg zwar nicht an, prominent besucht war die Show aber trotzdem. Mit dabei unter vielen: Influencerin Brenda Hashtag, Künstlerin Ivana Vladislava oder die Schauspielerinnen Lea van Acken und Luisa Gaffron.
Fleischfressende Pflanzen und andere Gewächse
Gaffron übrigens hatte am Vortag erst ihr Model-Debüt, bei der dystopisch schönen Präsentation von Marie Lueder nämlich. Die verzichtete auf den klassischen Laufsteg und brachte eher eine theatrale Performance mit Gesangseinlagen auf die Bühne. Ganz besonders eindrücklich war hier auch die Kulisse: eine riesengroße, mit Luft gefüllte, silberne und mit Zähnen versehene fleischfressende Pflanze – eine Installation des Künstlers Esben Weile Kjær.
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Wie die zu interpretieren ist, blieb offen. Anbetracht der Tatsache, dass dieses spezielle Gewächs insbesondere auf nährstoffarmen Boden gedeiht und auch als für Fliegen tödliche Venusfalle bekannt ist, könnte man eine versilberte, überlebensgroße, mit heißer Luft-gefüllter Version von ihr im Modekontext aber genau so deuten: Auch ohne großen Unterbau gibt es kein Entkommen.