AUDIO: Die Ordnung der Dinge schließt das „Tonali“-Festival ab (4 Min)
Stand: 04.07.2025 21:00 Uhr
Mit dem Stück „Soziale Symphonie“ ist am Freitagabend das TONALi-Festival in der Hamburger Elbphilharmonie zu Ende gegangen. Es performte das Berliner Ensemble „Die Ordnung der Dinge“, das im vergangenen Jahr den TONALi-Award „Mut zur Utopie“ erhalten hatte.
Der Auftritt im Großen Saal war auch für die Ensemble-Mitglieder etwas Neues: Statt vor 500 Leuten spielten sie vor rund 2.000 – gemeinsam mit dem Hamburger Knabenchor, 100 Jugendlichen aus den TONALi-Patenschulen und Musikerinnen und Musikern der TONALi-Akademie. „Soziale Symphonie“ hieß das Stück, in dem sich alles um die Stadt Hamburg drehte. Die „Ordnung der Dinge“ zoomte in einzelne Stadtviertel und die Alltagsgeschichten der Menschen hinein, um daraus ein großes Ganzes der Hansestadt entstehen zu lassen.
Musikvermittlung mit Musiktheater
Die Schauspielerin Cathrin Romeis erklärt, wie das funktioniert: „Alles muss sich gewissermaßen vergrößern. Wir schauen uns Dinge wie mit dem Mikroskop an. Wir haben ein Thema, wir machen eine Collage aus Text und Musik und Bewegung. Aber vielleicht kann man das so sagen: Es ist schon ein typischer Die-Ordnung-der-Dinge-Abend, aber eben in einer anderen Dimension.“
Die ursprüngliche Idee bei der Gründung des Ensembles 2011 war, zeitgenössische Musik mit neuen Ansätzen zu vermitteln. Daraus hat sich immer mehr das heutige Musiktheater-Format entwickelt. Dafür verknüpfen der Pianist und Komponist Iñigo Giner Miranda und seine drei Kolleginnen schauspielerische Elemente mit Musik, Projektionen, Kostümen und Geräuschen.
Konzert als Feedbackprozess
Statt sitzendem Orchester sich bewegende Musiker in der Elbphilharmonie.
Die Ordnung der Dinge tritt auf der Bühne, im öffentlichen Raum und in digitalen Formaten vor Kindern wie Erwachsenen auf. Die Themen für die Programme reichen von historischen Recherchen bis zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen. „Wir suchen natürlich erstmal die Themen, die man sehr gut auch mit Musik verbinden kann. Ein ganz gutes Beispiel davon ist ein Stück, das wir für Kinder gemacht haben, das heißt ‚Weltenwandern‘. Und da reden wir über Zugvögel. Und Zugvögel, da ist man sofort da, dass man sehr viel mit Musik machen kann und gleichzeitig ist dieses Thema an sich wahnsinnig interessant und hat auch wahnsinnig viele Auswirkungen. Man kann auch über Klima reden, man kann auch über Migration reden“, erklärt Miranda.
Auch wenn es ein Skript gibt, entstehe vieles auch spontan. Das Spiel mit dem Publikum sei „im weitesten Sinne des Wortes unser Lieblingston“, erzählt der Komponist. Wenn bei der Premiere etwas unerwartet vom Publikum zurückkomme, dann werde darauf bei der nächsten Vorstellung eingegangen: „Das ist das, was ich am meisten liebe. Dass es tatsächlich so ein bisschen Kommunikation und ein Feedbackprozess ist“, sagt Miranda.
Ziel: Gründe bieten, um ins Konzert zu gehen
„Uns ist sehr wichtig, dieses Live-Konzert neu zu interpretieren und, ja, sich zu überlegen, was ist das für ein Konzert, wo ich jetzt gerne hingehen würde“, meint der Pianist. In Zeiten, wo jede Musik sofort auf dem Handy verfügbar sei, „brauche ich schon einen besseren Grund, um ins Konzert zu gehen“.
Zum Beispiel, weil „Die Ordnung der Dinge“ einen musikalischen Quizabend bietet: „Gegen welche Krankheit soll folgendes Werk geholfen haben? Ist es ein Tarantelbiss oder ist es Syphilis?“, fragt Miranda. Nach dem Musikstück folgt die Auflösung: „Das war eine Tarantella. Und vielleicht auch noch der kleine Hinweis: Es hilft nicht gegen einen Tarantelbiss. Also, wenn man von der Tarantel gebissen wird, dann, Pech gehabt, würde ich sagen.“
Es sind Fragen, die zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Damit bezieht Iñigo Giner Miranda das Publikum ständig mit ein – ein typisches Markenzeichen für „Die Ordnung der Dinge“.
TONALi begeistert junge Menschen für Musik – als Bühne, Dialog und Impuls für gesellschaftlichen Wandel. Die Gründer im Gespräch.