Berlin – Die AfD will an die Macht – mit aller Macht! Und für dieses Ziel stellt sich die Rechtsaußen-Partei nun neu auf. Bei der Klausur der Bundestagsfraktion am heutigen Samstag soll ein 7-Punkte-Grundsatzpapier (liegt BILD vor) verabschiedet werden.

Ziel: Bis zur nächsten Bundestagswahl regierungstauglich erscheinen, koalitionsfähig werden. Zwischenziel: bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Berlin zulegen. Um auch gemäßigtere Wählerschichten zu erreichen, will sich die AfD einen Benimm-Knigge für den Bundestag verpassen. Und im Grundsatzpapier wird weitgehend weich formuliert.

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▶︎ Für den Weg zur Macht sind die Partei- und Fraktionschefs Alice Weidel (46) und Tino Chrupalla (50) offenbar bereit, sich von bisherigen Kampfbegriffen und Partei-Slogans zu trennen wie „Remigration“ und „Deutsche Leitkultur“. Beide Begriffe flogen aus dem Fraktionspapier, tauchen im Schlussentwurf nicht mehr auf.

Brisant: Besonders die „Remigration“ wird vom Verfassungsschutz in seinem AfD-Gutachten („gesichert rechtsextremistisch“) kritisiert. Eine inzwischen gestrichene Forderung: „Remigration fördern, um Wohnraum für Einheimische zu schaffen.“

Das 7-Punkte-Programm der AfD

Noch im Januar hatte sich Parteichefin Weidel für „Remigration“ ausgesprochen, der Kampfbegriff der „Neuen Rechten“ und „Identitären“ schaffte es sogar ins AfD-Wahlprogramm. Jetzt keine Rede mehr davon! Ähnlich bei der „Deutschen Leitkultur“. Im Entwurf hieß es noch: „Deutsche Leitkultur statt Multikulti“. Der Punkt entfiel ersatzlos.

Plötzlich klingt die AfD in ihrem 7-Punkte-Plan (etwas) weniger krawallig. BILD weiß, was drinsteht.

▶︎ Innenpolitik: Asyl-Stopp an den Grenzen, kein Anspruch mehr auf Einbürgerung, keine freiwilligen Aufnahmeprogramme mehr, „Pull-Faktoren abstellen“ (gemeint u.a. keine echte Stütze für Migranten). Der Islamismus wird „als größte Sicherheitsgefahr für Deutschland“ benannt.

An den Grenzen soll niemand mehr Asyl erhalten

An den Grenzen soll niemand mehr Asyl erhalten

Foto: Patrick Pleul/dpa

▶︎ Wirtschaft: Einkommen- und Körperschaftssteuer sollen runter, der Soli weg. Das EU-weite Verbrennerverbot soll abgeschafft werden.

▶︎ Energie: Atom-Comeback: „… wieder in die Kernkraft einsteigen“. Kohlekraftwerke sollen länger laufen. Ganz wichtig: Die Nord-Stream-Pipelines sollen repariert und wieder in Betrieb genommen werden. Ausbaustopp für Windkraft.

▶︎ Außenpolitik: „Deutschland zuerst“ soll auch draußen gelten. Trotzdem weiter Vorfahrt für Russland: Keine Waffen für die Ukraine, Verhandlung eines „Friedensabkommens“ und Sanktions-Stopp für Russland.

▶︎ Verteidigung: Neuaufstellung der Bundeswehr („personel­l, materiell, ideell und organisatorisch“). Die Wehrpflicht soll wiedereingesetzt werden. Aber: „Recht auf Verweigerung und die Ableistung eines Ersatzdienstes wahren“.

Die Wehrpflicht soll zurückkommen, wenn es nach der AfD geht

Die Wehrpflicht soll zurückkommen, wenn es nach der AfD geht

Foto: picture alliance / photothek.de

▶︎ Soziales: Statt Bürgergeld: „Aktivierende Grundsicherung mit Pflicht zur Bürgerarbeit“. Politiker und „zukünftige Beamte“ sollen in die gesetzliche Rentenversicherung.

▶︎ Wohnen und Bauen: „Wohnungsmarkt für Einheimische entspannen, Zuwanderung begrenzen“, fordern die AfD-Abgeordneten.