Stand: 05.07.2025 09:15 Uhr

Eine der ganz Großen macht Station in Berlin: Mit Verspätung, aber voller Energie bringt Kylie Minogue Discofeeling, schnelle Beats und ihren unverwechselbaren Charme in die Uber-Arena. Von Christopher Ferner

Laser durchschneiden die Dunkelheit der Uber-Arena, als Kylie Minogue auf einer Schaukel über die Bühne schwebt. Dann bündelt sich das Licht zu einer funkelnden Diamantform um die 57-Jährige. Ein effektvoller Auftakt für einen Abend, der vor allem eines verspricht: eine große Party zu werden. Und dieses Versprechen wird in den kommenden zwei Stunden konsequent eingelöst.
 
Minogue eröffnet ihr Berlin-Konzert mit „Lights Camera Action“, einer housigen Nummer mit schnellen Beats. Es ist die Leadsingle ihres aktuellen Albums Tension II, mit dem sie derzeit um die Welt tourt. Auf der Bühne wird sie an diesem Abend begleitet von Liveband, Backgroundgesang und einer Gruppe Tänzer:innen. Sie singt souverän, ihre Stimme ist klar und kontrolliert – nicht immer übermäßig kraftvoll, aber dafür unverkennbar.
 
Große Ansagen spart sich die Sängerin: Stattdessen führt sie das Publikum zügig durch die Jahrzehnte ihrer Karriere. Ältere Songs wie In Your Eyes oder Get Outta My Way klingen überarbeitet: beatlastiger, tanzbarer, näher am Clubsound.

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Generationenverbindender Pop

So reibungslos der Ablauf der Performance, so sichtbar die Lücken im Publikum: Viele Plätze in der Arena bleiben leer. Ursprünglich hätte die Show bereits am 16. Juni stattfinden sollen, doch eine Kehlkopfentzündung zwang Minogue zur Absage mehrerer Konzerte – nur Berlin bekam einen Ersatztermin. Vielleicht ist es auch deshalb an diesem Abend kaum spürbar, dass der Saal nicht ausverkauft ist. Die Freude, den Megastar doch noch live zu erleben, überlagert alles. Der Stimmung schadet das nicht – und Minogue erst recht nicht. Sie steht auf der Bühne, als wäre sie ihr Zuhause. Und das ist sie auch.
 
Minogue stürmte Ende der Achtziger mit „I Should Be So Lucky“ an die Spitze der Charts. Seither hat sie fast jedes Pop-Gefilde erkundet – von Dance und Disco bis zu Elektropop, House und sogar Country-Ausflügen. Heute vereint sie verschiedene Generationen. Jüngster Beleg: „Padam Padam“, ein Hit, der ihr nicht nur neue Streams und TikTok-Ruhm, sondern auch eine Las-Vegas-Residenz bescherte. Kurz darauf startete diese Tour, offiziell im Zeichen von „Tension II“, de facto aber ein geschliffenes Best-of für Fans von damals und heute. Auch in Berlin ist die queere Community, die Minogue seit Langem begleitet, prominent vertreten.

Glitzer, Kitsch und ganz viel Disco

Im Laufe des Abends wechselt Minogue mehrfach das Outfit – mal ein glitzernder Einteiler, mal ein Mantel in Chromoptik. Auch das Tempo variiert. „Say Something“ präsentiert sie als schlanke Akustikversion, nur von einer Gitarre begleitet. Eine Discokugel senkt sich herab, und Hundertfaches Licht tanzt durch den Saal. Kitschig? Vielleicht. Wirkungsvoll? Absolut.
 
Die Show funktioniert wie ein Uhrwerk, aber sie wirkt nie steril; ihre Nähe zum Publikum wirkt nicht inszeniert. Minogue plaudert, bedankt sich, greift Zwischenrufe auf. Die Altersmischung fällt sofort auf: Neben langjährigen Begleiter:innen stehen junge Besucher:innen, die sie womöglich erst mit „Padam Padam“ entdeckt haben. Als jemand sich „I Should Be So Lucky“ wünscht, stimmt sie den Hit prompt an – lässig, souverän, sympathisch. Genau in solchen Momenten zeigt sich, warum sie sich seit Jahrzehnten im Popgeschäft hält.
 
Am Schluss zieht sie das Tempo weiter an. „Can’t Get You Out of My Head“ und „All the Lovers“ bringen die Halle in Bewegung. Kurz verlässt sie die Bühne, kehrt für die Zugabe zurück: „Padam Padam“ wird mitgegrölt, niemand steht mehr still. Den Schlusspunkt setzt „Love at First Sight“ – ein Titel, der auch 23 Jahre nach Veröffentlichung noch zündet.
 
Als die letzten Beats verhallen und das Licht auf die Ausgänge schwenkt, bleibt, was ein gutes Popkonzert hinterlassen sollte: ein breites Grinsen, ein verschwitztes T-Shirt – und das Gefühl, zwei Stunden lang in einer durchdesignten, zuckersüßen Parallelwelt gewesen zu sein. Genau so muss es sein.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.07.2025, 6:55 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg