Infografik
Standdatum: 5. Juli 2025.
Autorinnen und Autoren:
Lukas Scharfenberger
Mit hochkomplexer Technik soll Bremen vor Überschwemmungen gesichert werden.
Bild: Radio Bremen
Mit Kameras, Pumpen und Handarbeit hält Bremen seine Kanalisation instand – und schützt so die Stadt vor Überschwemmung und Umweltschäden.
Die Abwasserentsorgung ist ein zentraler Bestandteil jeder Stadt – so auch in Bremen. Damit Schmutz- und Regenwasser zuverlässig abgeleitet und behandelt werden können, betreibt die Hansewasser Bremen GmbH im Auftrag der Stadt ein hochkomplexes Kanalisationssystem. Dieses System leistet nicht nur im Alltag, sondern auch bei Extremwetterereignissen ganze Arbeit. Wir werfen einen Blick hinter oder vielmehr unter die Kulissen.
Was ist überhaupt die Aufgabe der Kanalisation?
Die Kanalisation ist für die Klärung und Ableitung des Abwassers verantwortlich. „Im Prinzip geht es um Umweltschutz und eine geordnete Abwasserableitung“, sagt der Kanalinspekteur Sven Scherschanski. Die Kanalisation und die Klärwerke sorgen für eine bessere Hygiene in der Stadt. Dabei ist nicht jede Art von Abwasser gleich schmutziges Wasser.
Bremens Kanalisation in Zahlen
Grafik: Kanalisation in Zahlen
Quelle: hanseWasser Bremen GmbH
≈57.000
ist die Zahl der
Gullydeckel
(*Ohne Abdeckungen auf
Privatgrundstücken)
2.300 km
ist die Länge des
Kanalisationnetztes
50 mm – 3,2 m
sind die Rohre dick
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Bild: Radio Bremen
Scherschanski unterscheidet zwischen drei Typen von Kanälen. Solche in denen nur das Abwasser von Haushalten fließt, solche, in denen ausschließlich Regenwasser abfließt und schließlich die Mischform, in der sowohl Schmutz- als auch Regenwasser abfließen. „Schmutz und Mischwasser kommen beide in die Kläranlage und das Regenwasser geht in der Regel direkt in die umliegenden Gewässer, wie beispielsweise die Weser“, sagt Scherschanski.
Wie groß ist das Kanalisationsnetz Bremens?
Jana Küffner ist Sprecherin von Hansewasser.
Bild: Radio Bremen
Das Kanalisationsnetz in Bremen ist insgesamt 2.300 Kilometer lang, verfügt über 200 Pumpwerke und 176 Kilometer Druckleitungen, die dafür sorgen, dass das Abwasser der Bremerinnen und Bremer auch wirklich aus allen Teilen der Stadt abgeführt wird. Da Bremen relativ flach ist, fließt das Wasser an den meisten Stellen nicht natürlich ab, deswegen helfen die Pumpwerke dabei.
„Sollte ein solches Pumpwerk einmal ausfallen gibt es Rufbereitschaften, die die Maschinentechnik schnellstmöglich reparieren“, sagt Jana Küffner, eine Sprecherin von Hansewasser. Die Pumpen sind also sehr wichtig und auch sehr effizient: Eine große moderne Pumpe kann bis zu 3.000 Liter pro Sekunde pumpen.
Was ist die Aufgabe der Kanalisation bei Starkregen?
Die Kanalisation sorgt auch bei starken Regenfällen dafür, dass das Wasser abfließt und die Stadt nicht unter Wasser setzt. Um die massiven Abwassermengen bei Starkregen zu regulieren, erfassen Sensoren in der Kanalisation automatisch die Pegelstände und leiten das Wasser automatisch ab. Die Kanalisation wird das ganze Jahr rund um die Uhr im sogenannten Prozessleitcenter in Seehausen von Mitarbeitern von Hansewasser überwacht. Von hier aus können sie manuell eingreifen, falls es erforderlich ist.
„So können die gewaltigen Mengen Abwasser gezielt bewegt, gesteuert und kontrolliert werden“, sagt Küffner. Das Kanalisationsnetz selbst kann 170 Millionen Liter aufnehmen, hinzu kommen noch 100 Millionen zusätzliche Liter, die die extra hierfür errichteten Regenüberlaufbecken auffangen können. Die Regenauffangbecken sind über die gesamte Stadt verteilt, damit überall überschüssiges Wasser zwischengelagert werden kann.
Wie wird die Kanalisation gewartet?
„Als erstes wird der Kanal gereinigt, damit ich als Inspekteur etwaige Schäden auch sehen kann“, sagt Scherschanski. Meistens wird eine selbstfahrende Kamera in den Schacht gelassen, die den Zustand der Rohre erfasst. „Am Tag schaffe ich etwa 550 bis 650 Meter“, sagt der Inspekteur. Jedes Jahr werden rund zehn Prozent des Netzes überprüft (230 Kilometer). Innerhalb von zehn Jahren muss das gesamte Netz wenigstens einmal überprüft werden.
Reinigen, kontrollieren, instand setzen: Kanalinspekteure überwachen das Kanalsystem Bremens.
Bild: Radio Bremen
Wasserrohrbrüche gibt es laut Hansewasser in der Kanalisation eigentlich nicht. Diese kämen vor allem bei Versorgungsleitungen vor. Das Problem seien vielmehr Risse in den Leitungen, die dann zum Austritt von Wasser unter der Oberfläche führen.
Entdeckt der Inspekteur Risse oder sonstige Schäden, vermerkt er diese in der Software. Der Kanal wird dann gegebenenfalls repariert oder erneuert. „Man kann den Kanal zum Beispiel mit einem Inliner renovieren, dann verkleinert sich zwar der Durchmesser etwas, aber man muss die Straße nicht gleich öffnen. Ein sogenannter Inliner ist ein mit Kunstharz getränkter Schlauch“, sagt Scherschanski. In schlimmen Fällen müsse aber auch manchmal eine große Baustelle her.
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ein Kanal undicht wird und Wasser in den Boden eindringt. Dadurch kann sich ein Hohlraum unter der Straße bilden und die Straße sackt ab. Das kommt aber nur sehr selten vor.
Sven Scherschanski, Kanalinspekteur bei Hansewasser
Was wird noch getan, um die Kanalisation zu warten?
Die Kanalisation erzeugt auch eine Menge Handarbeit. Hansewasser reinigt jedes Jahr rund 600 Kilometer des Gesamtnetzes. „Diese Reinigung erfolgt durch Spülfahrzeuge, die die Kanäle mit Hochdruck-Wasserstrahlen von Ablagerungen befreien“, sagt Küffner. Ablagerungen entstehen vor allem dort, wo auch das Schmutzwasser aus den Haushalten durchfließt. Gerade in längeren Trockenphasen gibt es weniger Durchfluss und somit mehr Ablagerungen.
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 5. Juli 2025, 19:30 Uhr