Von Jürgen Berger
Heidelberg. Die Begeisterung im zum sechsten Mal in Folge ausverkauften Heimspiel war grenzenlos. Nach dem 90:86 (47:44)-Heimsieg der MLP Academics über Alba Berlin rissen die Spieler die Arme nach oben, die Fans feierten ihre Helden ausgelassen bei der „Humba“. Es war der erste Heidelberger Erfolg über die Berliner seit der Bundesliga-Rückkehr 2021 und am Montagabend ein weiteres Ausrufezeichen in dieser Bundesliga-Saison.
Bei Alba war nach dem EuroLeague-Debakel am Freitag gegen Virtus Bologna (64:108) mächtig Dampf auf dem Kessel. Die höchste Niederlage auf internationaler Bühne der Vereinsgeschichte und die Gewissheit die Euro-League-Runde als Letzter abzuschließen, erhöhte den Druck gewaltig. Entsprechend motiviert startete der Ex-Meister ins Gastspiel in Heidelberg.
Nach drei Minuten führten die Berliner mit 10:2 und schienen die Forderung ihres Trainers unbedingt umsetzen zu wollen. „Wir müssen eine Reaktion zeigen. Im Endspurt um die Playoff-Plätze ist jedes Spiel noch einmal doppelt wichtig für die Platzierung in der Tabelle“, hatte Pedro Calles, der Mitte März Israel Gonzalez ablöste, gefordert. Schließlich ist es trotz der bisher enttäuschenden Saison weiter das Ziel der Albatrosse, im Meisterschaftsrennen ein Wörtchen mitzureden.
Allerdings zeigten sich seine Schützlinge im weiteren Verlauf der Partie wankelmütig. Die Academics, die zu Beginn nervös wirkten, kämpften sich Stück für Stück heran. Ende des ersten Viertels waren sie auf 19:21 dran, kurz darauf bescherte Marcel Keßen den Fans per Dreier die erste Führung (22:21).
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Danach blieb es spannend. Die Berliner, die das Hinspiel im Januar mit 92:65 für sich entschieden hatten, drückten auf das Tempo – doch die Heidelberger, bei denen Power Forward Mateo Seric sein Comeback nach vierwöchiger Verletzungspause (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk) feierte, konterten.
Zwei Minuten vor der Halbzeitpause führten die Academics mit 45:38. Nach 20 Minuten stand es 47:44. Die Luft in der Arena an der Speyerer Straße knisterte. Wie würde es gegen den Angstgegner weiter gehen? Mit einem Dreier von Academics-Kapitän Ryan Mikesell!
Dieses Ausrufezeichen der Heidelberger spornte die Hauptstädter allerdings an. Center Yanni Wetzell zeigte seine Klasse. Die Jungs vom Neckar hatten große Probleme, den Neuseeländer zu verteidigen. Nach 24 Minuten lag der 2,06-Meter-Mann bereits bei 22 Zählern. Die Folge: Alba führte mit 56:50.
Jetzt kämpften sich die Schützlinge von Academics-Trainer Danny Jansson wieder heran und eroberten sich beim 61:60 die Führung zurück. Es ging hin und her – und auf Mikesell war Verlass. Der US-Amerikaner erfüllte seine Rolle als Führungsfigur perfekt. Er allein konnte es natürlich nicht richten.
Das gesamte Team erhöhte die Intensität in der Verteidigung. Als Belohnung ging es mit 68:64 in den Schlussabschnitt. Die Academics-Anhänger erhoben sich von ihren Sitzen. Ihr Team hatte den 14. Saisonsieg vor Augen.
Alba-Coach Calles tigerte unzufrieden und nervös an der Seitenlinie entlang, während Jansson ruhig auf der Bank saß. Auf dem Parkett war beiden Teams anzumerken, dass sie unbedingt als Sieger vom Feld gehen wollten. DJ Horne, der das erste Duell mit den Berlinern gesperrt verpasste, übernahm im Angriff vermehrt Verantwortung.
Die Heidelberger, die von der Freiwurflinie schwächelten, verteidigten ihren knappen Vorsprung (73:67/33.). Doch die Deckung offenbarte Lücken, die Alba eiskalt nutzte. Es war in dieser Phase ein Abnutzungskampf mit wenig Glanz, bei dem die Academics gefestigter wirkten. Ein Dreier von Erol Ersek brachte eine Neun-Punkte-Führung (80:71/36.). Kurz darauf musste Osun Osunniyi jedoch mit dem fünften Foul raus. Ein weiterer Ersek-Dreier folgte. Das brach den Alba-Widerstand.
Stenogramm: 2:10 (3.), 10:14 (6.), 19:21 (1. Viertel), 30:27 (13.), 34:38 (15.), 45:38 (17.), 47:44 (Halbzeit), 50:52 (23.), 54:60 (26.), 68:64 (3. Viertel), 71:65 (32.).80:71 (36.), 87:76 (38), 90:86 (Endstand).
Heidelberg: Horne 21, Mikesell 20 (3), Keßen 13 (2), Weathers 13, Dibba 10 (1), Seric 6, Ersek 6 (2), Osunniyi (1), Würzner, O’Briean.
Berlin: Wetzell 29 (1), Thomas 15 (3), Procida 12 (2), Hermannsson 9 (1), Delow 5 (1), Bean 5, Schneider 4, Mattisseck 3 (1), McCormack 2, McDoewll-White, Rapieque.
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