Das DFB-Team wird im weiteren Verlauf der EM in der Schweiz auf Giulia Gwinn verzichten müssen. Sie zog sich im Auftaktspiel gegen Polen eine Knieverletzung zu und wird mehrere Wochen ausfallen. Womöglich wird die Kapitänin aber vor Ort beim Team bleiben.
Auf Krücken und mit einer Schiene am linken Knie verließ Giulia Gwinn am Samstagmittag das Team-Quartier in Zürich. Ihre Eltern versuchten der 26-Jährigen Trost zu spenden. Ein paar Stunden später teilte der Deutsche Fußball-Bund das bittere Aus mit: Für die Außenverteidigerin ist das Turnier kurz nach dem Start schon wieder beendet. Diagnose: Innenbandverletzung.
Gwinn bleibt vielleicht trotzdem bei der Mannschaft
Damit ist es immerhin nicht ein zunächst befürchteter Kreuzbandriss. Trotzdem muss Gwinn mehrere Wochen pausieren. Einen Ersatz darf der DFB laut UEFA-Regularien nicht nachnominieren. Dies hätte bei Feldspielerinnen aus medizinischen Gründen nur bis 24 Stunden vor dem ersten Spieltag geschehen dürfen. „Giulia ist sehr niedergeschlagen“, sagte DFB-Direktorin Nia Künzer am Samstag vor der Presse.
Ob Gwinn abreist oder beim Team bleibt, wird noch besprochen, sagte Künzer: „Wir besprechen das in Ruhe, das gebietet auch die Situation. Guili kann sich bewegen, wie sie möchte – ob sie das Team suchen möchte oder sich zurückziehen will. Und so handhabt sie das auch.“
Verletzung von Giulia Gwinn in der ersten Halbzeit gegen Polen
Was war passiert? Nach einer guten halbe Stunde des Auftaktspiels in St. Gallen blieb Gwinn nach einem Zweikampf gegen Ewa Pajor am Boden liegen, sie hatte sich das Knie verdreht.
Zunächst sah es so aus, als könne die 26-Jährige vom FC Bayern nach kurzer Behandlungspause weiterspielen. Doch kaum wieder auf dem Platz, sank Gwinn zusammen und musste unter Tränen ausgewechselt werden.
Mitte des zweiten Durchgangs der Partie teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit, dass Gwinns Knie betroffen sei. Gwinn hat in ihrer Karriere schon zwei Kreuzbandrisse erlitten und jeweils monatelang verletzungsbedingt gefehlt.
Gwinn-Verletzung: Bundestrainer Wück erlebt „bitter erkauften Sieg“
Der Ausfall der Spielführerin trifft das deutsche Team hart. „Sie ist natürlich eine Führungsfigur, auch eine Mentalitätsspielerin“, sagte Sportschau-Expertin Almuth Schult. „Auch in der Situation, wo sie sich verletzt, wirft sie ja alles rein, um das Tor zu verhindern. Das ist das, was sie auszeichnet.“
„Ein bitter erkaufter Sieg“, sagte Bundestrainer Christian Wück nach dem Abpfiff. „Wir sind direkt nach dem Spiel in die Kabine gegangen und haben sie alle nochmal in den Arm genommen und ihr Glück gewünscht.“ Gwinn habe mit der Aktion das Gegentor verhindert, was man ihr „hoch anrechnen“ müsse. „Wir drücken jetzt alle Daumen, dass es nicht so schlimm ist.“ Auch Teamkollegin Klara Bühl hoffte auf eine milde Diagnose: „Wir stehen alle hinter ihr. Wir sind bei ihr.“
Minge übernimmt Kapitänsbinde
Die Außenbahnspielerin gilt als eine der Schlüsselpersonen im Nationalteam von Bundestrainer Christian Wück. Für Gwinn kam Carlotta Wamser ins Spiel, die ihr EM-Debüt feierte. „Man kommt natürlich nicht gerne ins Spiel, wenn sich ein Mitspielerin verletzt hat. Aber man versucht, das Beste draus zu machen“, sagte die Leverkusenerin, die eine gute Vorstellung auf der rechten Seite zeigte.
Innenverteidigerin Janina Minge übernahm gegen Polen die Kapitänsbinde. Die DFB-Elf zeigte sich gegen Polen in der zweiten Halbzeit verbessert und gewann durch Tore Von Jule Brand und Lea Schüller. „Man hat es in den letzten Wochen gesehen, dass in dieser Mannschaft ein guter Teamspirit herrscht. Das zeigt sich gerade in schwierigen Situationen. Das haben die Spielerinnen gut gemacht und wir versuchen sie zu unterstützen“, sagte Künzer.
Gwinn steht seit 2019 beim FC Bayern unter Vertrag hat in ihrer Karriere bislang 148 Bundesligaspiele absolviert. Mit den Münchnerinnen feierte sie vier Deutsche Meisterschaften. Für die DFB-Auswahl stand Gwinn vor dem Spiel gegen Polen bereits 64 Mal auf dem Platz und erzielte dabei 14 Tore.
Was immer es auch ist: Giulia bekommt alle Unterstützung vom FC Bayern, wir werden alles Mögliche tun, damit sie so schnell wie möglich wieder auf dem Platz steht.
Herbert Hainer, Präsident FC Bayern München
Unterstützung von Bayern München für Giulia Gwinn
Im Frühjahr 2025 war Gwinn von Bundestrainer Christian Wück zur neuen Spielführerin des deutschen Nationalteams ernannt worden. Vor Beginn des Turniers in der Schweiz hatte die Außenverteidigerin im Sportschau-Interview noch über die Ehre gesprochen, das Kapitänsamt ausüben zu dürfen und die Mitspielerinnen „emotional mitziehen“ und „vorangehen“ zu wollen.
Auch von ihrem Verein Bayern München erhielt sie direkt Rückendeckung. Uli Hoeneß erklärte vor Bekanntgabe des EM-Aus bei BR24 Sport: „Ich habe mit großem Entsetzen mitbekommen, dass sich unsere Giulia Gwinn verletzt hat. Ich hoffe sehr, dass es nicht so schlimm ist, wie man vermuten könnte.“ Zuvor hatte FCB-Präsident Herbert Hainer der „Bild“-Zeitung gesagt, Gwinn werde „alle Unterstützung“ bekommen, „damit sie so schnell wie möglich wieder auf dem Platz steht“.