Stand: 05.07.2025 18:31 Uhr
Der Landesbischof von Braunschweig, Christoph Meyns, ist am Samstag in den Ruhestand verabschiedet worden. Bei einem Gottesdienst sprach Meyns unter anderem über Macht und sexuelle Gewalt in der Kirche.
Im voll besetzten Braunschweiger Dom wurde der 63-jährige Meyns nach elf Jahren im Amt vom leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister aus Hannover, von seinem Dienst entpflichtet. An dem Gottesdienst nahmen auch Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) und zahlreiche Wegbegleiter aus Kirche und Gesellschaft teil. Meyns war 2014 in das Amt des Landesbischofs gewählt worden und kehrt eigenen Angaben zufolge für seinen Ruhestand in seine Heimat Husum in Schleswig-Holstein zurück.
Meyns: „Die Kirche ist und bleibt eine Sünderin“
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In seiner Predigt sprach Meyns unter anderem über Macht und Verantwortung in der Kirche, insbesondere mit Blick auf sexuelle Gewalt. Er sehe deutlicher als noch zu seiner Einführung, wie schnell es mit der christlichen Nächstenliebe vorbei sein könne, wenn es um Geld und Macht gehe, sagte Meyns. Die Beschäftigung mit dem Thema sexualisierte Gewalt habe ihm die Illusion genommen, dass die Kirche ein Ort besserer Gerechtigkeit sei. „Die Kirche ist und bleibt eine Sünderin, aufgerufen, sich laufend selbstkritisch im Lichte der Liebe Gottes zu überprüfen und umzukehren, wo ihr Reden und Handeln der Botschaft des Evangeliums widerspricht“, sagte der emeritierte Bischof. Er selbst habe in diakonischem und sozialem Handeln immer wieder Spuren der Liebe zu Gott entdeckt.
Lies: „Brauchen diese Stimme der Kirche“
Während seiner Amtszeit in der Landeskirche Braunschweig hatte Christoph Meyns unter anderem einen Zukunftsprozess angestoßen. Sein Ziel war es demnach, die evangelische Kirche im Braunschweiger Land auf allen Ebenen neu aufzustellen. Seit 2016 war er zudem EKD-Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten. Meyns‘ Berufsbiografie reiche für ein paar Leben – seine Arbeit sei von geistlicher Klarheit, Engagement und Zugewandtheit geprägt gewesen, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister. Der stellvertretende Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Tobias Bilz, hob Meyns‘ Freundlichkeit und „vergnügte Gelassenheit“ hervor.
Zwei Kandidaten für Meyns‘ Nachfolge
Sie bewerben sich um die Nachfolge von Landesbischof Christoph Meyns. Das Kirchenparlament wird im November abstimmen.
Zusammen mit Synodenpräsident Peter Abramowski würdigte Bilz das Engagement des Theologen als Sprecher des Beauftragtenrats der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Ministerpräsident Lies würdigte Meyns dafür, dass er sich in seinen Predigten immer wieder für Solidarität und gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung eingesetzt habe. „Wir brauchen diese Stimme der Kirche“, sagte Lies. Wer Meyns‘ Nachfolge antritt, ist noch unklar. Mit der Berliner Pröpstin Christina-Maria Bammel und dem Münchner Pfarrer Norbert Roth stehen zwei Kandidaten zur Wahl. Diese ist für den 22. November angesetzt.
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