Wer die große Liebe oder zumindest eine Beziehung sucht, hat viele Möglichkeiten. Datingapps, Speeddating, Partnervermittlung. Jetzt gibt es in Leipzig ein neues Format, das anders sein will. Schluss mit dem ewigen Hin- und Herschreiben, hier wird es direkt persönlich: Fundstücke heißt das Format und funktioniert so, dass Singles von einem Freund oder einer Freundin vorgestellt werden – mithilfe einer Powerpoint-Präsentation und während der oder die Single danebensitzt. Hat gleichermaßen Potenzial, unangenehm wie gut zu werden. Grund genug für eine Vor-Ort-Recherche.
Es ist ein verregneter Donnerstagabend und im Nachtcafé in der Leipziger Innenstadt findet gleichzeitig der Karli-Comedy-Klub statt. Verlieben und Lachen liegen auch bei den Fundstücken nah beieinander. Freya Peters und Daniela Dreißig haben das Format ins Leben gerufen und machen auch den Einlass für »Fundstücke«. Dort muss man direkt die erste Entscheidung treffen, die den Rest des Abends beeinflussen wird: rotes oder grünes Armband? Bei Grün möchte man angeflirtet werden, bei Rot nicht. 20 Euro kosten die Eintrittskarten für alle, die niemanden präsentieren oder selbst präsentiert werden. Ein stolzer Preis, der sich aber laut Peters und Dreißig an ähnlichen Events orientiert und außerdem die Kosten für die Veranstaltung deckt. Und was sind 20 Euro schon für den Rest des Lebens voller Liebe?
Etwa 40 Leute haben sich in dem Raum zusammengefunden, die Stimmung ist gut, das Publikum motiviert. Peters und Dreißig beginnen den Abend damit, zu erzählen, wie sie dazu kamen, Fundstücke nach Leipzig zu holen. Eine lustige Idee, die in die Instagram-Timeline gespült wurde und plötzlich hätten sie eine GbR gegründet und stünden hier auf der Bühne. Manche Schnapsideen werden schneller Wirklichkeit als man denkt. Um die Hemmungen für alle folgenden »Fundstücke« zu senken, machen die beiden den Anfang. Daniela Dreißig stellt Freya Peters vor, mit Bildern, mit Zitaten aus dem Freundeskreis, damit, was ihre Freundin eigentlich in ihrem Partner sucht. Und es ist: erstaunlich unterhaltsam.
Das Publikum ist sehr wohlwollend, lacht an den passenden Stellen und stellt hinterher interessierte Fragen. Das bringt die Freundin etwas ins Schwitzen, denn wer kennt es nicht: Was arbeitet die Freundin nochmal genau? Wo war sie das letzte Mal im Urlaub? Aber auch das bleibt sehr sympathisch und wie Dreißig sagt: »Wer hier vorgestellt wird, bei dem könnt ihr schon mal eine Red Flag ausschließen: keine Freunde«. »Gerührt und peinlich berührt« ist Peters hinterher und übergibt an die folgenden Singles. Es kommen kreative Powerpoints, Freundinnen werden angepriesen (»Wenn sie nicht straight wäre, würde ich sie daten«), es werden klare Forderungen gestellt (»Wir suchen nicht nur jemanden für ihn, sondern auch für die Spielabende in unserem Freundeskreis«) und Selbstironie ist auch dabei (»Seine Redflags? Wahrscheinlich ich«).
Dabei ist die Gruppe der Vorgestellten recht homogen, alle sind zwischen Ende 20 und Ende 30, an diesem Abend werden vier Frauen und drei Männer vorgestellt. Wer teilnehmen möchte, muss sich über ein Online-Formular anmelden. Das ermöglicht den beiden Veranstalterinnen, ähnliche Menschen zusammenzubringen, wie sie hinterher erzählen. Perspektivisch sind auch spezielle Veranstaltungen geplant, etwas für ältere Menschen oder die queere Community. Mit dem ersten Abend sind die beiden sehr zufrieden. »Es war ein unterhaltsamer Abend mit viel Gelächter«, fasst es Peters zusammen.
Wer sich an diesem Abend für eins der »Fundstücke« interessiert, kann die Person natürlich direkt ansprechen. Für die Schüchternen gibt es die Möglichkeit, per QR-Code eine Nachricht zu verschicken. Nach der Veranstaltung stehen die Besucherinnen und Besucher noch in der Lounge des Nachtcafés zusammen. Einige unterhalten sich schon angeregt. »Toller Vortrag«, ist da als Gesprächseinstieg zu hören. Hauptsächlich stehen noch die zugehörigen Gruppen beisammen. So auch Julia, Stella und Sandra. Letztere ist eine der Singles, die von ihrer Freundin vorgestellt wurden. »Wir sind über Instagram darauf aufmerksam geworden«, erzählt sie. »Es war richtig lustig und für mich und meine Freundin nochmal ein echter Bonding-Moment. Bisher bin ich aber nur mit den anderen Fundstücken ins Gespräch gekommen.« Trotzdem: die Freundinnen wollen auch zum nächsten Event im Juli kommen. Wer dann wen vorstellt, wird gerade noch geklärt.
> Der nächste Fundstücke-Abend: 19.7., 19 Uhr, Nachtcafé