Stand: 05.07.2025 20:41 Uhr

Auch die extra angereiste niederländische Königsfamilie hatte auf der Tribüne in Luzern richtig Spaß: Gegen Außenseiter Wales setzte sich Oranje problemlos mit 3:0 (1:0) durch. Für die höchst überlegenen Niederländerinnen trafen Vivianne Miedema (45.+3), Victoria Pelova (48.) und Esmee Brugts (57.).


Olaf Jansen

„Ich glaube, am Anfang waren wir ein bisschen nervös. Aber nach dem ersten Tor lief es dann und in der zweiten Halbzeit haben wir dominiert“, freute sich Außenstürmerin Jill Roord, die einst für den FC Bayern und auch den VfL Wolfsburg aktiv war. Mit dem klaren Sieg haben sich die Niederländerinnen eine gute Ausgangsposition in „Todesgruppe D“ mit den weiteren Gegnern England und Frankreich verschafft.

Du hast keine Chance – aber nutze sie. Bei den Gruppengegnern England, Frankreich und Niederlande mussten sich die walisischen Fußballerinnen diesem Motto einfach stellen. „Wir haben nicht den Talentepool wie die anderen. Aber wir haben eine Schwesternschaft, die uns auf einem Niveau spielen lässt, das andere immer wieder überrascht“, hatte Nationaltrainerin Rhian Wilkinson vor dem Turnier selbstbewusst angekündigt.

„Schwesternschaft“ aus Wales größtmöglicher Außenseiter

Und so trat die „Schwesternschaft“ des wohl größten EM-Außenseiters in ihrem ersten Endrundenspiel eines großen Turniers gegen die Niederlande auch auf. Kampfstark und einsatzfreudig in den Zweikämpfen. Gezwungenermaßen allerdings vor allem in der eigenen Hälfte. Denn es war die hoch favorisierte Niederlande, die den Ton angab. Die Europameisterinnen von 2017 hatten schon nach vier Minuten eine erste hochkarätige Chance, als sich Jill Roord auf links durchsetzte und Wales‘ Torhüterin Olivia Clark zu einer starken Parade zwang.

Wales versuchte es mit Verbissenheit.

Die Niederlande, bei denen es vor der Partie Ärger mit der Presse gab, weil Coach Andries Jonker von Rücktrittsgedanken kurz vor Turnierbeginn gesprochen hatte (nach einem 0:4 in der Nations League gegen Deutschland), ließen den Außenseiter erst gar nicht zur Entfaltung kommen. In den ersten zehn Minuten schaffte es Wales nicht ein einziges Mal geordnet über die Mittellinie – es war ein Klassenunterschied.

Miedemas Tor erfreut die Königin

Oranje, das an diesem späten Nachmittag in hellblau antrat, spielte sich Torchancen heraus. Miedema traf nicht aus 13 Metern (16.), Wieke Kapteins Abschluss aus zehn Metern wurde von der vielbeinigen walisischen Abwehr geblockt (19.), Miedema rutschte knapp an Kerstin Casparijs schöner Hereingabe vorbei (29.). Und schießlich klatschte Roords herrlicher Distanzschuss an den rechten Pfosten (36.).

Als im voll besetzten Stadion von Luzern alles schon nach einem torlosen Halbzeitstand aussah, schlug Miedema doch noch zu: An der Strafraumgenze schlug sie einen Haken, dann noch einen und die Bahn war frei: Hoch rechts oben schlug ihr Schuss zum 1:0 ein – es war ein Jubiläum: ihr persönlich 100. Treffer für Oranje. Und auf der Tribüne gab’s royalen Jubel. Die angereiste niederländische Königin Maxima freute sich gemeinsam mit Prinzessin Ariane.

Royale Freude: Tribünengast Maxima ist amüsiert.

Van de Donk eiskalt zum 2:0, Brugts legt nach

Führungstreffer können Blockaden lösen – wie dem deutschen Team am Tag zuvor erging es auch der Niederlande. Nach Wiederanpfiff dauerte es keine drei Minuten und es stand 2:0: Über rechts hatte Danielle van de Donk viel Platz und Ruhe, um die einlaufende Pelova zu bedienen. Die konnte sich sechs Meter freistehend vor dem Tor die Ecke aussuchen und schoss flach links unten ein (48.).

Es war ein Wirkungstreffer. Oranje spielte jetzt souverän, bei Wales brachen gewissermaßen alle Dämme. Zunächst traf Roord ein zweites Mal das Torgebälk (52.), vier Minuten später ließ auch Jackie Groenen die Querlatte erzittern. Im nächsten Moment klingelte es aber wieder im walisischen Kasten: Brugts stand nach einer Flanke auf den zweiten Pfosten ganz frei und köpfte ein zum 3:0 (57.).

Aufforderung zum Tanz bei Wales – Niederlande.

Wales entkommt Debakel

Die Sache war entschieden und hätte durchaus höher ausgehen können. Die eingewechselte Chasity Grant hatte gleich zweimal weitere Treffer auf dem Fuß, die ebenso spät eingewechselte Lineth Beerensteyn scheiterte an Wales‘ tapferer Torfrau Clark. Und als Beerensteyn dann doch noch getroffen hatte (84.), entschied das Schiri-Gespann auf Abseits. Wales entkam so einem Debakel. Am niederländischen Favoritensieg gab’s aber nichts zu deuteln.

Im zweiten Gruppenspiel treffen die Niederlande am kommenden Mittwoch auf den amtierenden Europameister England (18 Uhr). Für Wales geht es am gleichen Tag ab 21 Uhr gegen Frankreich weiter.