Das haben sich die 75-Jährigen richtig was kosten lassen! Anlässlich ihres Vereinsjubiläums schlug die SG Rotation 1950 bei der großen Crowdfunding-Kampagne des 1. FC Lok zu und holte sich für die stolze Summe von 8.000 Euro den Regionalliga-Meister zu einem Freundschaftsspiel an die Delitzscher Straße. Finanziell ein echt dickes Brett, das am Samstag allerdings mit Hilfe der treuen Lok-Community spielend durchbohrt werden konnte.

Eintausendeinhundertfünf Fußballfans pilgerten am sommerlichen Samstagnachmittag zur Friedrich-Ludwig-Jahn Kampfsportbahn nach Leipzig-Eutritzsch. Die meisten von ihnen wollten ihren 1. FC Lok bei seinem einzigen Leipzig-Auftritt in der laufenden Saisonvorbereitung sehen. Und natürlich ging es auch darum, den Gastgeber Rotation nicht hängenzulassen und das mutige Investment durch Eintrittsgelder und Imbiss-Leckereien wieder einzuspielen.

„Wir hatten gehofft, dass die Zuschauer in der Größenordnung kommen, wie es jetzt tatsächlich auch war. Das ging voll auf. Ich denke, wir sind alle zufrieden und auch die Lok-Fans haben sich hier wohlgefühlt“, sagte Rotations Sportlicher Leiter Daniel Ferl anschließend im LZ-Interview. „Das war für unseren Verein eine gute Maßnahme, sich mal zu zeigen und wahrgenommen zu werden. Es war eine tolle Sache.“

Insgesamt elfmal landete der Ball im Tor von Rotation. Foto: Jan Kaefer

Auf dem Rasen wurde es allerdings auch eine sehr klare Sache, was bei einem Klassenunterschied von vier Ligen auch nicht wirklich überraschend kam. Zur Halbzeit hatte es im Tor der 1950er bereits sechsmal geklingelt. Mit vier Treffern machte dabei besonders Lok-Goalgetter Stefan Maderer auf seine Knipser-Qualitäten aufmerksam. In der zweiten Hälfte legte Lok beständig nach, sodass am Ende ein deutliches 0:11 zu Buche stand.

Daniel Ferl war mit diesem Nachmittag dennoch rundum zufrieden: „Für die Jungs war das etwas ganz Besonderes . Es kommt nicht so oft vor, dass du gegen einen Fast-Drittligisten spielst. Es hat viel Spaß gemacht, und die Jungs habe ein bisschen was darüber gelernt, wie Fußball geht.“ Wo die sportlichen Unterschiede konkret liegen, beschrieb der 45-Jährige folgendermaßen:

„Man sieht, was das physisch noch mal für eine andere Hausnummer ist, was Tempo, Geschwindigkeit, Zweikampfhärte oder die Laufbereitschaft angeht. Davon sind wir natürlich meilenweit entfernt, haben uns aber trotzdem hier und da mal eine Chance erarbeitet. Wir haben es ja auch mehr oder weniger aus der Kalten gespielt, weil wir noch in der Sommerpause sind. Aber wir waren insgesamt zufrieden.“

Torwart Pascal Kretzschmar (22, SG Rotation 1950) geht mit der Hand zum Ball. Foto: Jan Kaefer

Zufrieden war auch Lok-Trainer Jürgen Seitz: „Es war ein schönes Spiel für die Zuschauer, die auch ein paar Tore gesehen haben. Wir hatten wenige Ballverluste und haben das Bällchen gut laufen lassen. Natürlich hätten wir das ein oder andere Tor mehr schießen können, aber ansonsten war ich sehr zufrieden mit diesem Test.“

Der Coach hatte in der Startelf mit Jan-Philipp Stein, Jonas Arcalean, David Grözinger und Torhüter Oskar Preil vier Neuzugänge aufgeboten, zuzüglich David Belyavskiy aus dem eigenen U19-Team. In Durchgang zwei bekamen dann auch die Neuen Arne Rühlemann, Rilind Kabashi, Lok-U19-Keeper Hugo Eichler sowie Christian Schmidt ihre Einsatzzeiten.

Probespieler Christian Schmidt (32, Lok Leipzig). Foto: Jan Kaefer

Letzterer kickte vorerst zur Probe mit. Der 23-jährige Mittelfeldspieler war zuletzt bei Jahn Regensburg unter Vertrag und gehörte dort offiziell zum Profikader. In der 2. Liga zum Einsatz kam er aber nicht, was sicherlich nicht zuletzt daran lag, dass er sich in der Saisonvorbereitung vor einem Jahr eine schwere Kreuzband- und Meniskusverletzung zugezogen hatte und monatelang ausfiel. Ob es bei Lok zur Unterschrift kommt, werden die nächsten Tage zeigen.

Fakt ist: Die Blau-Gelben brauchen dringend noch Personal. „Uns fehlen noch etwa drei, vier Spieler. Wir sind relativ weit hinten dran, haben aktuell nur 17 Spieler unter Vertrag. Da müssen wir schon noch ein bisschen was machen“, gesteht Seitz im LZ-Interview. Gesucht wird ein offensiver Außen, ein weiterer Innenverteidiger sowie zwei Spieler für das Zentrum.

Gemeinsames Mannschafts-Foto der SG Rotation 1950 mit dem 1. FC Lok Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Für die bisher zusammengestellte Lok-Mannschaft geht es am Montag jedenfalls ins Trainingslager nach Sternberg in Mecklenburg. Dort trifft sie am 11. Juli zu einem weiteren Testspiel auf die Zweitvertretung des Hamburger SV. Dann kommt erstmals – und hier passt das sprachliche Bild optimal – „Butter bei die Fische“. Denn die HSV-Jungs kicken Regionalliga Nord. „Wenn wir einen Gegner haben, der mit uns auf Augenhöhen ist, werden wir uns beweisen müssen. Da werden wir sehen, wie weit wir schon sind“, weiß auch Lok-Coach Seitz.