Wer daran zweifelt, ob der Spitzname „Klein Paris“ für Düsseldorf nicht doch eine Nummer zu groß ist, war wahrscheinlich noch nie beim Frankreichfest. 120 Aussteller mit allen Spezialitäten, die der Gourmet-Gaumen begehrt – dazu Deutschlands größte Oldtimer-Rallye für französische Fahrzeuge und fast ein Dutzend Konzerte mit Pop und Chansons aus Frankreich. Voilà: 100.000 Besucher strömen dieses Jahr an die Rheinpromenade, um das besondere Flair zu genießen. Vier Zutaten ergeben die perfekte Mischung für das rheinische Savoir-vivre.

Essen Das Frankreichfest ist ein Festival der Sinne und duftet schon von Weitem. Vom Burgplatz aus geht es immer der Nase nach Richtung Mannesmannufer, knapp tausend Meter Strecke, unzählige Gaumenschmaus-Gerüche. Alors, qu’est-ce que ce sera, was darf’s denn sein?

Es gibt die Klassiker: Quiche Lorraine, Käse in allen Variationen, Merguez-Bratwurst im Brötchen, Elsässer Flammkuchen und Crêpes. Ein Düsseldorfer namens Tom ist mit seiner Partnerin gekommen, „wir sind Frankreichfest-Profis“, sagt er. Sein heutiges Herrengedeck: Weißwein mit Oliven. Wer die ganzen Essensstände passiert, muss einfach stehen bleiben, probieren, konsumieren. Alles ist so appetitlich angerichtet. Salami stapeln sich. Käselaibe sind aufgetürmt. Nougat sieht zum Anbeißen aus. Viele Händler sind schon seit der Erstausgabe im Jahr 2001 dabei, Stammgäste sind Standard, so wie Chantale Tsarazara. Sie stammt aus Madagaskar, lebt in Frankreich und verkauft in Düsseldorf ihre eigens produzierten Vanilleschoten. „Solch ein großartiges Frankreichfest wie hier gibt es nirgendwo anders in Deutschland“, sagt die Unternehmerin.

Trinken Der große Trend des Weintrinkens am helllichten Tag wird beim Frankreichfest maximal zelebriert. Die vielen aufgestellten Tische und Bänke sind zwar Bierzeltgarnitur, dienen aber vor allem als Präsentierteller für Weißen und Rosé, Crémant oder Champagner. Serviert in Flaschen, gekühlt in Kübeln, à votre santé – zum Wohl.

Wer sich die Menschen so anschaut, findet keine Spur von Wirtschaftskrise oder German Angst, nur Lebensfreude und Bonheur, Frohsinn und Plaisir. Frauen sehen so schick aus als würden sie an der Côte d’Azur flanieren, Sonnenbrille im Haar, elegantes Sommerkleid, goldene Ohrringe, gebräunter Teint, natürliches Rouge vom Wein. Herren tragen Hüte, Männer ihr Hemd offen. Alle wollen einen Platz entlang der Rheinuferpromenade, sehen und sich sehen lassen reicht doch als Zeitvertreib an diesem wunderbar lauen Sommerwochenende. La vie est belle, das Leben ist schön – und wenn nicht, dann trinkt man sich es so.

Erleben Das formidable am Frankreichfest ist, dass es zwar vor allem um Kulinarik geht. Aber eben nicht nur. So manche erleben einen „O là là“-Effekt, wenn sie die Traumwagen auf dem Burgplatz bestaunen. Mehr als 130 Klassiker sind dieses Jahr bei der „Tour de Düsseldorf“ dabei, fast jeder Vierte davon ist ein legendäres Fahrzeug mit dem Spitznamen „Fantomas“: der Citroën DS, auch Göttin genannt, nur echt mit hydropneumatischer Federung. Philipp aus Bochum ist mit einem Renault R4 gekommen, beide sind ungefähr Baujahr 1982, es ist gefühlt sein 20. Frankreichfest. „Wie Urlaub hier“, sagt der Mann mit dem gestreiften Shirt.

Und wer noch mehr blau-weiß-rote Wunder erleben will, geht weiter den Rhein entlang, da gibt es einen Breakdance-Wettbewerb. Tänzer aus Toulouse, einer Partnerstadt von Düsseldorf, verrenken ihre Körper, bewegen sich wie Roboter, drehen sich auf dem Kopf, putschen sich gegenseitig hoch – und bekommen jede Menge Jubel und Applaus. Für alle, die gerne eine ruhigere Kugel schieben, bietet der Verein „Düsseldorf sur place“ nahe des Wirtschaftsministeriums eine Kostprobe in der lässigsten aller französischen Sportarten: Boule. „In Deutschland sind wir quasi der FC Bayern München dieses Sports“, sagt Werner Kötter, der erste Vorsitzende des Vereins. Bonne chance, viel Erfolg!

Tanzen Göttlich geschlemmt, bisschen beschwipst, da will man doch gerne auch das Tanzbein schwingen. Alors on danse, wo denn am besten? Elektro-Fans kommen bei der DJ-Bühne des Düsseldorfer 25hours-Hotels auf ihre Kosten. Connaisseurs der französischen Musik investieren ein paar Euro und gehen in den Innenhof des Rathauses. Dort spielen täglich französischsprachige Künstler, bieten Pop und Chansons, Gypsy-Jazz und Afroklänge. Bravo! Wer das Fest wieder verlässt, kann sich eigentlich nur eines denken: Au revoir – Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.