UNO-Sprecher Dujarric teilte mit, dass Generalsekretär Guterres „die jüngste Serie von umfassenden Drohnen- und Raketenangriffen durch die Russische Föderation scharf verurteilt“. Angriffe auf Zivilisten und Zivilistinnen und die zivile Infrastruktur seien durch das Völkerrecht verboten und „müssen unverzüglich aufhören“.

Russland hatte in der Nacht auf Freitag die Ukraine mit den schwersten nächtlichen Angriffen seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 überzogen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben 550 Geschoße eingesetzt, darunter 539 Drohnen.

Rauchsäule nach Luftschlag in Kiew

AP/Yehor Konovalov

Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wurde wieder Ziel russischer Angriffe

Auch in der Nacht auf Samstag setzte Russland seine Luftangriffe fort. In weiten Teilen des Landes gab es immer wieder Luftalarm, darunter im grenznahen Gebiet Sumy im Norden, in Donezk und Charkiw im Osten sowie Dnipro und Saporischschja im Südosten. Im Süden und Osten der Ukraine wurden laut den Behörden mindestens 16 Menschen verletzt. Auch aus der Hauptstadt Kiew gab es am Abend und in der Nacht auf Samstag wieder Berichte über Flugabwehrfeuer. Medienberichten zufolge suchten erneut etliche Menschen Zuflucht in U-Bahn-Schächten und anderen Schutzräumen.

Zerstörung nach Luftschlag in Kiew

Reuters/Alina Smutko

Ausgebrannte Autos nahe einer durch russische Luftangriffe beschädigten Schule in Kiew

Ukraine meldet Angriff auf russischen Militärflughafen

Die Ukraine griff ihrerseits Ziele in Russland an. Im südrussischen Gebiet Rostow und im Gebiet Smolensk südwestlich der Hauptstadt Moskau wurden offiziellen russischen Angaben zufolge feindliche Drohnen abgefangen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von insgesamt 94 Drohnen in der Nacht auf Samstag sowie von 45 weiteren bis zum frühen Samstagnachmittag.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sprach von Einsatzkräften beim Absturzort der Drohnen. Zu möglichen Schäden äußerte er sich nicht. Die russische Flugaufsicht erklärte, Starts auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo seien am Samstag vorübergehend ausgesetzt worden. Die Behörden verwiesen zur Begründung auf „Einschränkungen“ im Luftraum über der Hauptstadt und starken Wind.

Das ukrainische Militär griff nach eigenen Angaben den russischen Militärflugplatz Borissoglebsk in der Region Woronesch an. Dabei seien ein Lager für Gleitbomben und ein Schulungsflugzeug getroffen worden, teilte das ukrainische Militär in sozialen Netzwerken mit. Vermutlich seien auch weitere Flugzeuge getroffen worden. „Dieser Flugplatz ist der Heimatstützpunkt feindlicher Su-34-, Su-35S- und Su-30SM-Flugzeuge.“ Woronesch befindet sich im Südwesten Russlands und grenzt an die Ukraine. Eine Stellungnahme aus Russland lag im Laufe des Samstags nicht vor.

Debatte

Ukraine: Wie kann Druck auf Russland erhöht werden?

Trump mit Putin unzufrieden

Die heftige russische Angriffswelle in der Nacht auf Freitag hatte wenige Stunden nach einem Telefonat zwischen Trump und Russlands Präsidenten Wladimir Putin begonnen. Der US-Präsident, der sich eine Beendigung des Ukraine-Krieges auf die Fahnen geschrieben hatte, zeigte sich am Freitag „sehr unglücklich“ über den Verlauf des Gesprächs. Es war bereits das sechste Telefonat zwischen Trump und Putin seit dessen Wiedereinzug ins Weiße Haus.

Nach dem Gespräch deutete Trump seine Bereitschaft zur Verschärfung der Sanktionen gegen Russland an. Putin wolle aufs Ganze gehen, „einfach weiter Menschen töten, das ist nicht gut“, sagte Trump am Freitag im Gespräch mit Journalisten und Journalistinnen an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One. „Wir sprechen viel über Sanktionen“, so Trump. Mit Blick auf Putin fügte er hinzu: „Er versteht, dass sie (die Sanktionen, Anm.) kommen könnten.“

US-Präsident Donald Trump

Reuters/Nathan Howard

Trump stellte am Freitag weitere Sanktionen gegen Russland in den Raum

In den bisherigen knapp sechs Monaten seiner Amtszeit hatte Trump noch auf die Verhängung neuer Strafmaßnahmen gegen Moskau wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verzichtet. Vielmehr hatte er sich Moskau angenähert und eine distanzierte Haltung gegenüber der Ukraine eingenommen.

Womöglich doch weitere Patriot-Lieferungen an Ukraine

Am Freitag telefonierte Trump erneut mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Wir haben über Möglichkeiten für die Flugabwehr gesprochen und vereinbart, dass wir an einem besseren Schutz des Luftraums arbeiten werden“, schrieb Selenskyj auf Telegram. Zudem habe man „detailliert“ über die Kapazitäten der Rüstungsindustrie und gemeinsame Produktionen gesprochen. Selenskyj bezeichnete das Gespräch als „wichtig und nützlich“.

Ob die seit einigen Tagen zurückgehaltenen Waffen nun geliefert werden, sagte er nicht. Erst Mitte der Woche hatte das Weiße Haus bekanntgegeben, die Lieferung einiger wichtiger Waffengattungen bzw. Munition an Kiew einzustellen. Laut Medienberichten ging es dabei auch um die für die ukrainische Flugabwehr wichtigen Patriot-Raketen.

Trump seinerseits sagte, die Ukraine werde weitere Patriot-Flugabwehrraketen benötigen. „Sie werden sie zur Verteidigung brauchen“, so Trump nach dem Telefonat mit Selenskyj. „Sie werden etwas brauchen, denn sie werden ziemlich hart getroffen.“ Trump lobte die Wirksamkeit der Patriot-Raketen und nannte sie „einfach unglaublich“. Eine mit den Inhalten des Gesprächs vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Lieferungen von Patriot-Raketen könnten nach dem „sehr guten“ Gespräch zwischen den Präsidenten wieder aufgenommen werden.

Selenskyj: Noch heuer Hunderttausende Drohnen

Samstagabend sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft, sein Land werde noch in diesem Jahr Hunderttausende Drohnen erhalten. Mit einer US-Firma seien die verstärkte Produktion und die Lieferung zu Sonderkonditionen vereinbart worden. Priorität hätten dabei Abfangdrohnen.

Selenskyj sagte auch, dass die Ukraine mit Dänemark ein Abkommen über die gemeinsame Waffenproduktion unterzeichnet habe. „Wir werden auf dem Territorium Dänemarks arbeiten“, sagte er. Es sei die erste Vereinbarung dieser Art, weitere derartige Abkommen sollen folgen. „Das gilt für Drohnen und viele andere notwendige Waffentypen“, so der ukrainische Präsident.