Eine eklektische Altbauwohnung mit Geschichte in Stockholm: Auf 95 Quadratmetern entfaltet sich ein durchdachtes Gestaltungskonzept.

Echte Traummaße? 95-25-10, wenn es nach Linn und Felix Elofsson Eklund geht. Die Altbauwohnung, in die sich das junge Paar im Lauf der Renovierung immer mehr verliebte, erstreckt sich über zwei Etagen – 95 Quadrat­meter im vierten Stock, 25 im Dachgeschoss darüber und eine 10 Quadratmeter große Terrasse mit Blick über die Sky­line von Stockholm. „Wir waren bereit für einen totalen Wechsel – einen neuen Rhythmus, eine neue Atmo­sphäre. Also tauschten wir das Viertel und suchten nach einer renovierungsbedürftigen Wohnung in Södermalm: lebendiger, rauer und voller Potenzial. Die einzige Regel? Wir wollten einen Raum, den wir umgestalten konnten, ohne die Geschichte auszulöschen“, erzählt Linn Elofsson Eklund, Gründerin des schwedischen Interior-Labels House of Bolon. Die Vorbesitzer der Wohnung kann man freilich nicht im Entferntesten als Geschichtsbewahrer bezeichnen: Die Räume wirkten vernachlässigt und müde, Spuren vorherigen Lebens waren zwar ablesbar, aber nicht auf die gute Art: Allein in der Küche stieß das Paar auf vier Schichten übereinander verlegter Fliesenböden.

Auf der Wurzelkommode steht ein Blumenstrauß und ein Buch mit wohnlichen Akzenten

Über den Dächern von Stockholm

„Wenn man in älteren Gebäuden arbeitet, ist man normalerweise bestrebt, so viel wie möglich von den ur­sprüng­lichen Details zu erhalten“, sagt der schwedische Architekt Daniel Kutlesovski, mit dem das Paar für den Umbau zusammenarbeitete. „Diese Wohnung war jedoch zuvor entkernt worden, was uns die Freiheit gab, sie so zu gestalten, wie sie jetzt ist.“ Mit anderen Worten: Die Ab­we­­senheit von Stuck, Zierleisten und Flügeltüren ermöglichte es dem Architekten, offen an das Projekt he­ran­­­zugehen und dem Wunsch des Paares entsprechend ein persönlicheres, moderneres Konzept zu finden: „Unser letztes Haus in Östermalm war verschnörkelt und traditionell – mit viel Farbe und Details“, sagt Linn Elofsson Eklund. „Hier wollten wir etwas radikal anderes: zurückhaltend, skulptural und mit mehr Luft zwischen den Stücken.“ Was dem sehr minimalistischen Stil des Archi­tekten ihrer Wahl entgegenkommt; auch für den skulpturalen Aspekt konnte er sich sofort begeistern. „Wir wollten in jedem Raum einen Fokus schaffen – eine große Geste, die sich auf die Architektur bezieht und jedem Raum Cha­rakter und Funktion verleiht“, so Kutlesovski.

„Die einzige Regel? Wir wollten einen Raum, den wir umgestalten konnten, ohne die Geschichte auszulöschen“

Linn Elofsson Eklund

Der Wohnbereich mit einem „Zebra“-Sofa von MER Arkitekter, einem Fiberglas-„Fold Chair“ und de Sedes Sofa-Klassiker „Terrazza“

Materialien kombinieren – Highlights setzen

Die erste große Geste setzen sie in der Küche, die inklusive der deckenhohen Wandschränke komplett aus Edelstahl gefertigt ist. „Uns ging es um ein transforma­tives Material, das das Licht im Laufe des Tages unterschiedlich einfängt.“ Die handgebürstete Oberfläche verleiht dem Edelstahl eine wärmere Note und lässt ihn beinahe funkeln, wenn das Tageslicht in die Wohnküche mit den hohen Decken fällt. Hier zeigt sich Daniel Kutle­sovskis Ansatz zur Materialität: Er strebt danach, die Palette der Werkstoffe so weit wie möglich zu reduzieren; den vielleicht wichtigsten Teil seiner Design­sprache beschreibt der Ausdruck „Mate­rial Blocking“.