Wer frische, meist junge, experimentelle Kunst jenseits der Kunstakademie und abseits der Museums- und Galeriepfade kennenlernen will, sollte mal einen Blick auf die zahlreichen Orte werfen, die das Kulturreferat der Stadt München betreibt. Dazu gehören unter anderem die Rathausgalerie am Marienplatz und die Kunstarkaden um die Ecke in der Sparkassenstraße, die sich zu Recht „Laboratorium für zeitgenössische Kunst“ nennen (der lang gezogene orangefarbene Sitzsockel, der bei Eröffnungen regelmäßig überquillt von jungen Leuten, dient als Wegweiser).

In den Kunstarkaden hat kürzlich die Ausstellung „Kyoto Morph und die vier Füße von Benjamin“ mit Werken von Luisa Baldhuber, Babi Brüller, Florian Donnerstag und Nina Markhardt eröffnet. Malerei, Installation und Skulptur formen einen teils recht düsteren Kosmos (bis 26. Juli). In der Rathausgalerie geht es demnächst deutlich sachlicher zu: Der Fotograf Martin Fengel und der Bildhauer Martin Wöhrl, die eine Vorliebe für die Banalitäten des Alltags verbindet, erkunden dort mit „Grand Central“ die Welt der Modelleisenbahnen in Form einer raumgreifenden kinetischen Skulptur. Die Eröffnung ist am Freitag, 18. Juli, die Ausstellung bis 14. September zu sehen.

Nicht weit entfernt, wo der Altstadtring die Maximilianstraße kreuzt, ist in der dortigen Unterführung das Maximiliansforum beheimatet und bietet Raum für Kunst. In der Ausstellung „Medusa’s Ashes“ stellt Giulia Zabarella die Frage: Wem gehört die Stadt? Dafür hat sie eine Video- und Sound-Installation und eine neue Performance entwickelt. Eröffnet wird am Mittwoch, 16. Juli, um 19 Uhr mit der Performance, die auch in den beiden Tagen danach jeweils um 19 Uhr zu erleben ist. Die Ausstellung läuft bis 28. September.

Für Interventionen im öffentlichen Raum sorgt die Reihe Public Art Munich seit Jahren mit gesellschaftspolitisch ambitionierten Projekten. In diesem Jahr steht die Reihe unter dem Motto „Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind“. Sechs temporäre Kunstprojekte, die sich mit Münchens Stadtgesellschaft nach Kriegsende 1945 befassen.

Das erste ist von Andrea Veselá und widmet sich Radio Free Europe, das sein Hörfunkprogramm zwischen 1950 und 1995 aus einem Gebäude in der Oettingenstraße 67 sendete (zeitweilig gemeinsam mit Radio Liberty). Am 12. Juli ist im Hörsaal des Erweiterungsbaus den ganzen Tag über eine Klanginstallation zu hören. Die Ausstellung im Foyer (7. bis 14. Juli) widmet sich der tschechoslowakischen Radioreihe „Vzkazy domů“ (Botschaften in die Heimat, 1951–1953).

Das zweite Projekt ist von Patricia London Ante Paris, heißt „Swing Swing Swing“ und ist eine partizipative Performance zwischen Trauma und Lebenslust, Flucht, Vertreibung und KZ-Erfahrung dreier junger Frauen und dem Swing nach 1945. Sie wird am 19. und 26. Juli sowie am 2. August zu sehen sein. Der Weg führt vom Rotkreuzplatz zum Hubertusbrunnen am Nymphenburger Schlosskanal, wo jeweils um 17 Uhr die Abschlussperformance beginnt, bei der man Erlebnisse von Zeitzeuginnen hört und „Sing Sing Sing“ von Benny Goodman das Publikum animieren soll mitzuswingen.

Ein anderer Ort von Public Art Munich ist verschwunden: Die Kunstinsel mit dem Billboard am Lenbachplatz. 2013 wurde sie – übrigens mit einem Motiv von Martin Fengel (siehe Rathausgalerie) – eröffnet. Halbjährlich sorgten künstlerische Motive für kleine Irritationen im Stadtraum. Nun ist das Billboard abgebaut, doch die Serie soll an einem neuen Standort weitergehen.