Einkaufen kann quälend sein, vor allem für Menschen mit Autismus, ADHS oder Migräne. Die „Stille Stunde“ soll Lärm und grelles Licht auf ein Minimum reduzieren. In Wiesbaden haben sich dazu fast zwei dutzend Geschäfte verpflichtet.

Ein Kunde in einem Supermarkt vor einem Kühlregal.

Ein Kunde steht in einem Supermarkt vor einem Kühlregal.
Bild © picture alliance/dpa/Markus Scho

Grelles Licht, laute Durchsagen und Werbemusik als Dauerbeschallung: Für viele Menschen bedeutet Einkaufen auch Reizüberflutung. Die Stadt Wiesbaden macht damit jetzt Schluss – zumindest donnerstagnachmittags. Zwischen 15 und 17 Uhr wird ab sofort wöchentlich eine „Stille Stunde“ in der Innenstadt eingeführt.

Die Beleuchtung in Geschäften wird reduziert, Hintergrundmusik ausgeschaltet, und auf Lautsprecherdurchsagen soll so weit wie möglich verzichtet werden. Zudem will die Stadt Ruhepunkte oder persönliche Beratungstermine anbieten.

Die Maßnahme soll Menschen mit sensorischen Empfindlichkeiten entlasten: Denn für viele mit Autismus, ADHS, Angststörungen, Migräne oder Long-Covid kann Einkaufen schnell zur Belastung werden. Die Reizflut wird von diesen Menschen oft viel intensiver wahrgenommen.

Ein Teenager mit einem orangenen Hoodie sitzt an einem Holztisch. Vor ihm steht ein leeres Glas.

Beruhigtes Einkaufen für alle

Neben dem Abbau von Barrieren soll die „Stille Stunde“ auch zu einer angenehmeren Einkaufsatmosphäre beitragen. Nach Angaben der Stadt komme das nicht nur den Kundinnen und Kunden sondern auch den Mitarbeitenden zugute. Bundesweit sei Wiesbaden die erste Kommune, die auf eine flächendeckende „Stille Stunde“ in der Innenstadt setzt.

Insgesamt beteiligen sich mehr als zwanzig Geschäfte an der Initiative. Die Umsetzung bleibt für die Unternehmen und Geschäfte freiwillig. Vereinzelt hat es in Hessen bereits Initiativen für „Stille Stunden“ gegeben – etwa in Heusenstamm, wo ein Supermarkt bereits im Sommer 2023 begann, einmal wöchentlich zwei Stunden auf Durchsagen und Musik zu verzichten.

Lebensmittel liegen auf dem Band an einer Kasse in einem Supermarkt. (dpa)

Erstmals aufgekommen war die Idee vor Jahren in Neuseeland. Der Vater eines autistischen Kindes hatte das Projekt vorangetrieben. Mittlerweile gibt es weltweit Initiativen, die „Stille Stunden“ umsetzen.

Redaktion:
Tim-Tih Kost

Sendung:
hr3,

03.07.25, 12:30 Uhr

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe