In einem turbulenten Formel-1-Rennen durfte McLaren trotz Strafe in Silverstone einen Doppelsieg und Nico Hülkenberg das beste Ergebnis seiner Karriere feiern.
Hülkenberg arbeitete sich am Sonntag (06.07.2025) mit cleveren Renn-Entscheidungen, Glück und starkem Racing in den heißen Phasen vom vorletzten Startplatz auf Rang drei vor und landete im Kick Sauber mit dem Podiumsplatz sensationell im 239. Rennen das beste Ergebnis seiner Formel-1-Karriere. Bis dahin war er seit seinem Debüt 2010 dreimal Vierter geworden.
„Unfassbar, ich kann es gar nicht glauben“, rief der Deutsche seinem Team nach der Zieleinfahrt über den Boxenfunk zu. „Es war ein intensives Rennen, aber wir sind nicht zusammengebrochen und ich bin jetzt sehr glücklich damit“, meinte er dann im Ziel-Interview. Teamchef Jonathan Wheatley bezeichnete das Ergebnis bei Sky als „überfälligstes Podium der Formel-1-Historie. Nico hat ein Meisterstück abgeliefert, eine unglaubliche Performance.“
Norris profitiert von Piastris Fehler
Genau so glücklich war Tagessieger Lando Norris. Der Engländer feierte im McLaren seinen ersten Sieg beim Heim-Grand-Prix vor Teamkollege Oscar Piastri und machte nach dem Erfolg in Österreich in der Fahrerwertung weiter an Boden gut. Mit 226 Punkten beträgt sein Rückstand auf Piastri zur Hälfte der Saison acht Zähler.
Nach zwei virutellen Safety-Car-Phasen direkt nach dem Start wegen Drehern der Konkurrenz bei nicht ganz trockenen Bedingungen, war der WM-Führende Piastri zunächst in Runde acht an dem von der Pole gestarteten Max Verstappen vorbeigezogen, musste die Führung aber wegen einer Zeitstrafe an Norris abgeben.
Verstappen verlor nach einem von Piastri verursachten Dreher in Runde 22 den Kontakt zur Spitzengruppe. Der Weltmeister, der zwischendurch immer wieder „Das Auto ist unfahrbar“ über den Boxenfunk fluchte, wurde am Ende Fünfter und kann in der Gesamtwertung mit 165 Punkten bei 69 Zählern Rückstand die Titelverteidigung eigentlich abschreiben.
Piastri kassiert Verstappen früh ein
Nachdem der Start in Silverstone noch glücklich über die Bühne ging, drehte sich kurz darauf Liam Lawson und sorgte für die erste virtuelle Safety-Car-Phase. Und gerade als das Rennen in Runde sechs wieder freigegeben wurde, wurde das Feld schon wieder durch erst die Gelbe Flagge und dann das virtuelle Safety Car gebremst. Bei der Freigabe war Piastri direkt hinter Verstappen zur Stelle, durfte seinen Heckflügel absenken und zog mit der DRS-Unterstützung an dem Niederländer vorbei.
Sofort legte der WM-Führende einige Sekunden zwischen sich und den Red Bull. Aber einsetzender, kräftiger Regen und eine weitere Safety-Car-Phase führte das Feld in der 14. Runde wieder zusammen. Als die Strecke wieder trockener war und das Rennen freigegeben wurde, rauschte direkt Isack Hadjar bei schlechter Sicht auf Kim Antonellis Mercedes und von der Strecke. In der 19. Runde hieß es wieder: Safety Car.
Piastri bremst und wird bestraft
Beim nächsten Re-Start wurde es dramatisch: Der führende Piastri verzögerte Ausgang der Geraden. In der nachfolgenden Beschleunigung verlor Verstappen kurzzeitig die Kontrolle und drehte sich. Dadurch verlor der Niederländer erst einmal acht Plätze. Die Rennkommission untersuchte den Vorgang und entschied darauf, dass Piastri absichtlich das Rennen gebremst hatte und sprach eine 10-Sekunden-Strafe gegen den Leader aus.
Während Piastri nicht von Norris weg kam und mit der Strafe seine Führung zu verlieren drohte, fuhr Hülkenberg fast unbemerkt ein ganz starkes Rennen. Im vorherigen Chaos schon auf Platz vier vorgespült, raste der Deutsche in Runde 35 an Lance Stroll vorbei auf Platz drei. Den musste der Sauber-Pilot über die letzten 17 Runden hart gegen Lewis Hamilton im Ferrari verteidigen.
Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg beim Großen Preis von Großbritannien im Silverstone in seinem Kick Sauber
Norris‘ Geduld wird belohnt – Hülkenberg feiert
Den erwartbaren Führungswechsel gab es in Runde 44, als Piastri in die Box kam und seine 10-Sekunden-Strafe verbüßte. Acht Runden vor Ende lag Norris vor Piastri – und Hülkenberg war auch nach seinem letzten Boxentsopp immer noch auf Rang drei. Den behauptete der 37-Jährige gegen Hamilton – der erstmals seit 2014 in Silverstone nicht auf dem Podium landete – richtig stark bis zur Zielflagge und ließ sich von seinem Team feiern.
Für das Mercedes-Team gab es nichts zu holen. Antonelli schied nach dem Crash mit Hadjar aus. Der von Position vier aus gestartete George Russell musste sich am Ende mit Rang zehn begnügen.
Als nächstes geht es für den Formel-1-Zirkus nach Spa. Beim Großen Preis von Belgien am 27. Juli könnte wieder das Wetter in den durchaus auch mal regnerischen Ardennen eine entscheidende Rolle spielen.