Berlin – Sie sind untergetaucht und noch immer wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt suchte die Polizei in Brandenburg nach geheimen Erddepots der RAF – unterdessen meldet sich offenbar einer der Ex-Terroristen aus dem Untergrund zu Wort.

Ernst-Volker Staub (71) und Burkhard Garweg (56) – zwei der meistgesuchten Ex-Terroristen der RAF – sind weiterhin nicht gefasst. Doch wie gelingt ihnen das Leben im Untergrund? Wer hilft ihnen? Wer versorgt sie mit Essen, Papieren, Verstecken?

Fakt ist: Berlin war für die RAF-Terroristen ein perfekter Rückzugsort. Garweg lebte unbehelligt auf einem Bauwagenplatz in Friedrichshain – nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Bundeskriminalamt entfernt! Auch Daniela Klette (66), die im Februar letzten Jahres verhaftet wurde, wohnte in Kreuzberg.

Mit diesem Plakat-Handout fahnden die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen gemeinsam nach den beiden gesuchten mutmaßlichen Räubern Ernst-Volker Staub (l.) und Burkhard Garweg

Mit diesem Plakat-Handout fahnden die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen gemeinsam nach den beiden gesuchten mutmaßlichen Räubern Ernst-Volker Staub (l.) und Burkhard Garweg

Foto: LKA Niedersachsen

Razzia am See – Spuren im Wald

Seitdem Klette geschnappt wurde, durchleuchten Ermittler aus Berlin und Niedersachsen die linksextreme Szene. Sie suchen fieberhaft nach Spuren, die zu Staub und Garweg führen könnten.

Am Mittwoch, 2. Juli, rückten die Fahnder ab 7 Uhr zum Summter See (Oberhavel) aus. Einsatzkräfte aus gleich drei Bundesländern waren beteiligt: Berlin, Brandenburg, Niedersachsen. Mit dabei: Landeskriminalämter, Zielfahnder, Staatsschutz, die Brennpunkt- und Präsenzeinheit (BPE), Hundertschaft – und ein Mantrailer-Hund.

Das Foto entstand etwa 2001/2002 und zeigt Burkhard Garweg alias „Jens“, Daniela Klette alias „Claudia“ und den gemeinsamen Freund Ermeson Gomes da Silva (52), Klettes damaligen Mitbewohner

Das Foto entstand etwa 2001/2002 und zeigt Burkhard Garweg alias „Jens“, Daniela Klette alias „Claudia“ und den gemeinsamen Freund Ermeson Gomes da Silva (52), Klettes damaligen Mitbewohner

Foto: NDR/WDR/SZ – privat

Der Grund: Die Ermittler hatten Hinweise auf geheime Bunker und Depots im Wald rund um den See. Zielperson: ein Berliner, der seit Jahren zur militanten linksextremen Szene gehört. Der Mann soll dort regelmäßig unterwegs gewesen sein – möglicherweise, um Waffen, Sprengstoff, falsche Papiere oder Ausrüstung zu verstecken.

Brisant: Ein Kontakt zwischen diesem Unterstützer und einem der gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen kann laut Ermittlern nicht ausgeschlossen werden.

Der Spezialhund bekam Geruchsproben des mutmaßlichen Helfers – und auch eine der Ex-RAF-Terroristen. Stundenlang schnüffelte der Hund durch das Gelände. Die Beamten warteten angespannt. Aber das Tier fand keine Spur. Die Fährte blieb kalt.

Garweg lebte in Berlin auf diesem Bauwagenplatz

Garweg lebte in Berlin auf diesem Bauwagenplatz

Foto: Getty Images

Garweg meldet sich erneut aus Untergrund

Unterdessen meldete sich der Ex-RAF-Terrorist Garweg (56) zum dritten Mal aus dem Untergrund. In einer Mitteilung auf einer einschlägigen Internetseite zeigt er sich weiterhin uneinsichtig.

„Mit öffentlicher Hetze gegen uns, die wir seit 30 Jahren als RAF verfolgt werden, propagieren Staatsanwaltschaft und Polizei unsere Gefährlichkeit und unterstellen uns Selbstbereicherung, die über Leichen gehe oder sie zumindest billigend in Kauf nehme“, heißt es in der Veröffentlichung.

Burkhard Garweg auf einem BKA-Fahndungsfoto

Burkhard Garweg auf einem BKA-Fahndungsfoto

Foto: Landeskriminalamt Niedersachsen

Weiter behauptet Garweg, dass die Handlungen der Verfolgten nicht aus Gier, sondern aus der Notwendigkeit in einer kapitalistischen Gesellschaft resultieren, und dass niemand aus ihren Reihen für Geld getötet habe.

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Statt sich kritisch mit seinen Straftaten auseinanderzusetzen, schreibt der RAF-Rentner: „Es ist eine politische Entscheidung, mit exorbitantem Verfolgungseifer, Härte und im Feindverhältnis gegen uns vorzugehen (…) Die staatliche Propaganda erklärt uns zu ,Terroristen’. Das hat nichts mit der Realität zu tun. Der Begriff ist ein Herrschaftsmittel.“

LKA fahndet mit Video: Die Grußbotschaft des RAF-TerroristenLKA fahndet mit Video: Die Grußbotschaft des RAF-Terroristen

Quelle: LKA Niedersachsen11.09.2024