Die unglaubliche Reise von Laura Siegemund beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon geht weiter. Die 37-Jährige gewann ihre Achtelfinal-Partie gegen Lucky Loserin Solana Sierra nach einer echten Geduldsprobe bei regnerischem Wetter in London am Ende in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:2.
Für Siegemund ist es der erste Viertelfinal-Einzug in London. Überhaupt stand die Metzingerin in ihrer Karriere nur einmal, 2020 in Paris bei einem Grand-Slam-Turnier im Viertelfinale. In der Runde der letzten acht trifft sie nun auf Turnier-Favoritin Aryna Sabalenka. Bis Siegemund am Sonntag aber ins Viertelfinale einziehen konnte, dauerte es erheblich.
Erste Regenpause nach nur vier Punkten
Die erste Regenpause an diesem lange Zeit aprilwetterhaften Sommertag in London kam dabei sehr zügig, gerade einmal vier Punkte waren gespielt, da zwang der Niederschlag die beiden Kontrahentinnen zur ersten, am Ende mehr als einstündigen Pause. Danach entwickelte sich zunächst eine unruhige Partie mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. Siegemund war die erste, die sich fing und nach dem zwischenzeitlichen 3:3 drei Spiele in Folge sicherte.
Kaum war der zweite Satz angebrochen, gab es nach dem 1:0 durch Siegemund direkt die nächste Pause. Wieder musste eine knappe Stunde gewartet werden, nach dieser zweiten Unterbrechung ging es dann aber endlich sonnig weiter. Siegemund machte auch diese Pause nichts aus, die 37-Jährige spielte konzentriert weiter.
Schnelles Break im zweiten Satz
Schnell holte sich die Metzingerin das Break zum 2:0 und machte im weiteren Satzverlauf so weiter. Sierra mühte sich, streute aber weiterhin zu viele Fehler ein und servierte gleich eine ganze Reihe von Doppelfehlern. Siegemund hingegen blieb bei ihrem variablen Spiel, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und verwandelte schließlich ihren dritten Matchball zu einem der größten Erfolge ihrer Karriere.
Hinterher schmiss sie wieder vor Freude den Schläger weg, tanzte ihr Freudentänzchen und lächelte fast ungläubig über ihren Viertelfinal-Einzug. „Das war heute das schwierigste Match für mich, da ich bislang immer der Underdog war. Heute waren meine Gegnerin und ich aber auf dem gleichen Level. Und ich wusste, dass es schwierig wird. Ich bin einfach mega glücklich, dass ich es geschafft habe“, betonte Siegemund nach dem Match.
„Sensationell, unglaublich, nicht erwartet“
„Sensationell“, sagte Rainer Schüttler, Auswahlcoach der deutschen Tennis-Damen, nach dem völlig überraschenden Viertelfinal-Einzug. „Wohlverdient, unglaublich gespielt, gemixt mit Slice, Topspin, Stop, sie hat der Gegnerin keinen Rhythmus gegeben, sensationell und perfekt.“ Auch ihr Freund und Trainer Antonio Zucca, der auf der Tribüne saß erklärte: „Wir haben das überhaupt nicht erwartet, als wir hierhergekommen sind“, sagte der Italiener. „Sie soll es nun einfach genießen.“
Im Achtelfinale trifft Siegemund nun auf die Weltranglistenenerste Sabalenka. „Sie ist eine der großartigsten und aggressivsten Spielerinnen, die wir haben“, sagte die frischgebackene Viertelfinalistin. „Das einzig Gute an dem Match ist, dass ich absolut nichts zu verlieren habe.“
Siegemund bietet sich auch im Doppel noch eine Titelchance, mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia spielt sie im Achtelfinale. Wegen der Dreifachbelastung hatte sie aus dem Mixed zurückgezogen. In ihrer Karriere hat die 37-Jährige bislang drei Grand-Slam-Titel gewonnen: zwei im Mixed und einen im Doppel.