Das Vereinigte Königreich mit der Hauptstadt London gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Europa. Doch viele Besucher verdrängen, dass Großbritannien nicht mehr zur EU gehört. Das kann bittere Folgen haben – nämlich dann, wenn ihre Reise an der Grenze endet.
Irgendwie fühlt sich das mit Großbritannien seit dem Brexit falsch an. Wir lieben die Royals, wir tragen Tweed und Trenchcoat, wir klappern beflissen Schlösser und Gutshäuser des National Trust ab. Und was machen die Briten mit uns? Sie behandeln uns wie Fremde und verweigern uns die Einreise.
Öfter, als man meinen könnte, werden seit dem Brexit EU-Bürger wieder nach Hause geschickt. Allein in den ersten neun Monaten 2023 wurde der britischen Zeitung „Guardian“ zufolge 11.600 EU-Bürgern die Einreise verweigert. Vor dem Brexit 2019 waren es im gleichen Zeitraum mit 2200 abgewiesenen EU-Bürgern erheblich weniger.
Auch Deutsche hat es getroffen. Laut Deutscher Presse-Agentur durften 2019 insgesamt 80 Bundesbürger nicht einreisen, 2022 aber waren es zehnmal mehr Personen. Warum so viele Reisende aus der EU nicht das Vereinigte Königreich betreten durften, geht nicht aus den Daten hervor. Doch allgemein wird angenommen, dass meist die falschen Dokumente der Grund dafür gewesen waren.
Denn offensichtlich ist es auch nach fünf Jahren Brexit noch nicht jedem klar, dass man als EU-Bürger britische Grenzer nicht mehr ignorieren darf. Stattdessen muss man sich wie der Rest der Welt in die Warteschlange vor den Beamten einreihen und seinen Reisepass vorzeigen.
Es muss der Reisepass sein, das weinrote Büchlein mit Foto und vielen leeren Seiten für Stempel und Visa. Immerhin werden noch Pässe mit einer Laufzeit unter sechs Monaten akzeptiert, solange das gute Stück für die Dauer des Besuchs auf der Insel noch gilt. Selbst wer Großbritannien nur als Transitland benutzt, um das Flugzeug oder den Zug zu wechseln, wird ohne Reisepass gar nicht weiterreisen.
Was für Kinder bei der Einreise gilt
Komplizierter und teurer wird es für Kinder. Wer mit den Eltern reist und unter 18 Jahre alt ist, benötigt einen eigenen Reisepass mit Foto und biometrischen Daten. Das gilt auch für Kinder unter zwölf Jahren, und die Gebühr beträgt 37,50 Euro. Der beliebte Kinderreisepass für nur 13 Euro wurde Anfang 2025 von der Bundesregierung abgeschafft.
Noch nicht abgelaufene Kinderreisepässe behalten jedoch ihre Gültigkeit, sie werden nur nicht mehr verlängert. Laut Auswärtigem Amt lehnen britische Grenzbeamte manchmal aber schon jetzt noch gültige Kinderpassverlängerungen ab.
Wenn Minderjährige allein unterwegs sind, um zum Beispiel in den Ferien einen Sprachkurs zu besuchen, dann reicht der Pass. Für Sprachkurse und Schulaufenthalte über sechs Monate muss jedoch ein Child Student Visa gestellt werden. Die Gebühren erreichen mit 490 Pfund (ca. 580 Euro) wahrhaft königliches Niveau.
Den Personalausweis kann man also getrost zu Hause lassen. Für Touristen aus der EU gibt es nur eine Ausnahme, bei der sie keinen Reisepass zücken müssen: das britische Überseegebiet Gibraltar, das ein populäres Ausflugsziel für Urlauber in Südspanien ist. Auch wer bereits eine Aufenthaltsgenehmigung für Großbritannien besitzt und dort wohnt, darf vorerst – vermutlich bis 31. Dezember 2025 – mit Personalausweis einreisen.
Die elektronische Reisegenehmigung ETA
Die nächste große Veränderung für Reisende aus Deutschland und anderen EU-Staaten steht im Frühjahr an. Ab 2. April 2025 verlangt das Königreich der Windsors eine Online-Reisegenehmigung – ETA (Electronic Travel Authorization). Ab 5. März können die Anträge gestellt werden.
Ähnlich wie bei dem USA-Vorbild ESTA erlaubt ETA beliebig viele Einreisen innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren. Die maximale Aufenthaltsdauer pro Trip beträgt 180 Tage. Der Antrag kostet vorerst zehn Pfund (ca. zwölf Euro) und könnte bald nach dem Willen der Regierung auf 16 Pfund klettern. Die Bearbeitungszeit wird mit rund drei Tagen angegeben.
Wer als Passagier nur das Flugzeug wechselt und in der Transitzone bleibt, benötigt die Genehmigung nicht. Wichtig zu wissen: Die elektronische Reisegenehmigung ETA ist keine automatische Erlaubnis für die Einreise. Unverändert erfolgen an der britischen Grenze Passkontrollen, und jeder Grenzbeamte hat das Recht, einen ohne Angabe von Gründen zurückzuweisen.
Bereits seit Oktober 2023 testen die Briten das elektronische Reisegenehmigungsverfahren. Katar war der erste Staat, dessen Bürger sich für eine ETA-Reisegenehmigung online registrieren durften. Es folgten weitere Testkandidaten wie Bahrain, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Mittlerweile nehmen 54 Staaten am ETA-System teil. Große Überraschungen sollte es also nicht geben, wenn demnächst auch rund 450 Millionen EU-Bürger für den England-Besuch vorher um Erlaubnis fragen müssen.
Informationen und Anträge können unter gov.uk/guidance/apply-for-an-electronic-travel-authorisation-eta gestellt werden. Auf dieser Website kann auch die entsprechende ETA-App für Android und iOS heruntergeladen werden.