Bielefeld. S.O.S. in Bielefeld? Mitnichten, davon ist der Zusammenschluss der Kaufleute in der Altstadt noch weit entfernt. Das in der Schifffahrt gebräuchliche Notrufsignal stand bei der „Knackigen Stunde“, die das Altstadt Team Bielefeld regelmäßig veranstaltet für, „Sauberkeit“, „Ordnung“ und „Sicherheit“. Das „A-Team Bielefeld“, benannt in Anlehnung an die gleichnamige US-Serie aus den 1980er-Jahren, erörtert Probleme rund um den Altstadtraum und sucht im Dialog mit Verantwortlichen aus Politik, Ordnungsamt, Polizei oder Stadtmarketing nach Lösungen.
Eine zunächst erfreuliche Mitteilung für die Geschäftsleute konnte Martin Knabenreich, Leiter des Stadtmarketings, zu Beginn der Gesprächsrunde machen. „Die Zahl der Besuchenden in der Altstadt ist seit dem Coronazeitpunkt sogar gestiegen“, sagte er. Das hätten Passantenfrequenzmessungen ergeben, sodass die allgemeine Akzeptanz an Besuchern rein nach Zahlen größer geworden sei. Dennoch stand im Raum, dass die subjektive Wahrnehmung – das Stadtbild der Altstadt betreffend – von Besuchern sowie Kaufleuten zunehmend negativer ausfällt.
In der Gesprächsrunde, an der knapp zwei Dutzend Kaufleute oder Praxisbetreiber teilnahmen, kamen Probleme zur Sprache wie ein vermehrtes Müllaufkommen, besonders bei Großveranstaltungen wie dem Leineweber- oder dem Weinmarkt. Eine Zunahme an Werbeständen, an denen Passanten durch direktes Ansprechen als Mitglieder angeworben werden sollen, wurde ebenfalls moniert. Ebenso sei die Zahl der „aggressiven“ Bettler, die direkt Passanten nach Geld fragen, in der Altstadt gestiegen. Hinzu kämen noch vermehrt Obdachlose, die sich in Haus- oder Ladeneingängen mit ihren Habseligkeiten ausbreiten würden.
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Drogenhandel hat in der Altstadt zugenommen
Orthopäde Ulf Wintzer berichtete von vermehrt Obdachlosen, die im Bereich seiner Praxis an der Welle mit ihrem Hab und Gut verweilten. Patienten hätten ihm widergespiegelt, dass sie sich unwohl fühlten. „Viele Stammkunden haben mir gesagt, dass sie sich nicht mehr in den Laden trauen“, sagte Jürgen Beckmann. Immer wieder beobachte der Inhaber des Gartenzubehörgeschäfts Riemeier alkoholisierte Personen, die vor seinem Laden auf den Bänken am Jahnplatz sitzen. „Die tun ja im Grunde nichts und sind friedlich“, betonte er. Jedoch reiche die Anwesenheit aus, dass Kunden fern blieben.
Von einer dramatischen Zunahme dieses Personenkreises sei Bielefeld weit entfernt. Diese Ansicht vertritt Andreas Kämper im Nachgang auf Nachfrage dieser Redaktion. Kämper war in den 80er und 90er-Jahren lange für die Stadt als Soziologe in der Obdachlosenszene tätig. „Sicherlich gibt es heute mehr Bettler in der Stadt“, sagt er. Die genaue Zahl kenne aber niemand. „Es besteht aber keine Notwendigkeit, diese Leute aus der Stadt zu bekommen.“ Positiv wertet er, dass die Stadt weiterhin ein gut funktionierendes Beratungssystem für diese Personen bereithalte.
Ladenbetreiber monieren, dass sich in der Obernstraße vermehrt Bettler und Obdachllose aufhalten. Das Sicherheitsgefühl sei dadurch gemindert.
| © Marco Hilla
Andere Teilnehmer der Runde äußerten auch eine Zunahme von illegalem Drogenhandel. Knabenreich sprach in diesen Zusammenhängen davon, man habe die Handhabe, es solchen Personen „unbequem zu machen“. Ziel müsse es sein, „unerwünschte Handlungsweisen dieser Leute zu unterbinden“. Aus rechtlicher Sicht könnten Platzverweise ausgesprochen werden, erklärten Hauptkommissar Kai Olszewski und seine Kollegin Elke Althöfer. Sollten diese keine Erfolge haben, „können wir Personen für eine gewisse Zeit in Gewahrsam nehmen“, sagte Olszewski weiter.
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Taubenpopulation soll reduziert werden
Nach den Sommerferien wolle Knabenreich den Verantwortlichen der Stadt Bielefeld einen rund 14 Punkte umfassenden Maßnahmenplan vorlegen. Dieser beinhalte auch Themen rund um die Sauberkeit. So müsse sich in Zukunft auch darüber Gedanken gemacht werden, zu welchem Zeitpunkt die Mülleimer in der Fußgängerzone an die Straße gestellt werden. „Wenn die Tonnen drei Tage vor der Leerung herumstehen, ist keinem geholfen“, betonte er.
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Bei zwei anderen Themen konnte Henner Zimmat, erster Vorstand des „A-Teams“, in der Gesprächsrunde bereits erwirkte Maßnahmen präsentieren. Um eine zu laute Beschallung durch Straßenmusiker einzudämmen sei diesen das Spielen mit Verstärkern untersagt worden. Ebenso gehe die Stadt das Taubenproblem an. Ein Fütterungsverbot soll alsbald vom Rat beschlossen werden. Ebenso der Einsatz eines Medikaments, um die Population einzudämmen.
Bis zum Weihnachtsgeschäft wolle versucht werden, einen Teil der Maßnahmen umzusetzen, sagte Knabenreich. Die Hoffnung der Kaufleute zielt darauf ab, dass die Altstadt für Besucher, also potenzielle Kunden, wieder attraktiver und sicherer wird.
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