So stellt sich die KI Gemini den Klang eines Schwarzen Lochs im All vor. Visualisierung: Gemini, Prompt: Heiko Weckbrodt

So stellt sich die KI Gemini den Klang eines Schwarzen Lochs im All vor. Visualisierung: Gemini, Prompt: Heiko Weckbrodt

Transkontinentales Konzert übersetzt Neutronensterne und Schwarze Löcher in Musik

Dresden/ Bochum/ Jaipur/ Alexandria, 4. Juli 2025. Was haben pulsierende Neutronensterne mit Drum-Computern gemeinsam? Wie würde ein Schwarzes Loch klingen, wenn wir es hören könnten? Diesen spannenden Fragen gehen die Dresdner Sinfoniker gemeinsam mit drei renommierten Astronomen in „Sound of the Universe“ morgen Abend (5. Juli 2025) bei einem transkontinentalen Musikereignis nach, das sie in Echtzeit über diesen Youtube-Kanal im Internet verbreiten. Anlass ist das hundertjährige Jubiläum der Projektionsplanetarien.

Astronomen aus Deutschland, Indien und Ägypten schalten sich dazu

„Der Abend widmet sich dem Klang des Kosmos und der faszinierenden Geschichte seiner Erforschung von der Antike bis in die Gegenwart“, kündigen die Sinfoniker an. Während sie selbst live im Planetarium Bochum spielen und dabei auch improvisieren, schalten sich Musiker aus Indien per Echtzeit-Strom dazu. Mit ihrem transkontinentalen Konzert überbrücken sie insofern eine Distanz von 6240 Kilometern. Zwischendurch sind drei renommierte Astronomen dazugeschaltet: Susanne Hüttemeister vom Planetarium Bochum, Prof. Aalok Pandya vom Jantar Mantar Observatorium in Jaipur in Indien und Fares Elgharaby von der Bibliotheca Alexandrina in Ägypten gehen der Frage auf den Grund, wie das Universum für uns klingen würde, wenn wir es denn hören könnten. So lassen sich die Musiker unter anderem von der akustischen Simulation eines schwarzen Lochs inspirieren, die die Nasa kürzlich veröffentlicht hat.

Anlass: Vor 100 Jahren ging erstes Projektionsplanetarium in Betrieb

Hintergrund: 1925 ging das weltweit erste Projektionsplanetarium in Berlin in Betrieb – gebaut von Carl Zeiss Jena. „Seitdem konnten Millionen von Menschen projizierte Sterne und Aufnahmen des Kosmos in atemberaubender Brillanz erleben“, schwärmen die Sinfoniker.

Im echten All hört Dich keiner schreien

Im echten Weltall freilich ist es totenstill, da es keine Luft gibt, die Schallwellen überträgt. Insofern sind die Geräusch-Orgien in Science-Fiction-Filmopern wie „Star Wars“ mit Vorsicht zu genießen. Tatsächlich gilt eher der berühmte Slogan eines anderen Sci-Fi-Klassikers: „Im Weltall hört Dich keiner schreien“, warb einst Fox für den ersten „Alien“-Film.

Synästhesie zieht sich durch die Menschheitsgeschichte

Anderseits gibt es unter den Menschen immer wieder auch Synästhetiker, die Eindrücke eines Sinnes in Muster eines anderen Sinnes übertragen – also beispielsweise Farben hören. Etwa vier Prozent aller Menschen verschmelzen oder transformieren Sinneseindrücke auf diese Weise – bekannt sind insgesamt mindestens 73 Spielarten der Synästhesie. Und ähnliche Transformationen haben Maler und andere Kreative in der Kunstgeschichte auch immer wieder mal versucht – man denke nur an den Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski oder Wassily Kandinskys abstrakte Gemälde.

Können Aliens wirklich die Musik des Universums hören?

Auch ist nicht ausgeschlossen, dass es irgendwo da draußen in den Weiten des Universums Außerirdische gibt, deren Sinne sich unter gänzlich anderen Bedingungen als auf der Erde entwickelt haben, die also womöglich tatsächlich beim Anblick von kollabierenden Sternen, Superovae oder Schwarzen Löchern so etwas wie Musik oder Dissonanzen „hören“.

Von daher ist der Gedanke der seit jeher sehr experimentierfreudigen und wissenschaftlich-technisch aufgeschlossenen Dresdner Sinfoniker gar nicht so abwegig, astronomische Phänomene – die nach menschlichen Maßstäben ins Gigantische und fast Ewige ausartende Katastrophen sind – in Takt, Melodie und Klang zu übersetzen. Wer zuhören will, kann hier reinhören.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Dresdner Sinfoniker, Wikipedia, Uni Weimar, Schirn-Kunst­halle Frank­furt am Main

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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