Wut über ausbleibende Warnungen
Trump zeigt bei Texas-Flut auf Biden-Regierung
07.07.2025, 03:25 Uhr
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Während inzwischen fast 80 Opfer in Texas zu beklagen sind, kann die Sturzflut für das Weiße Haus noch gefährlich werden. Weil die Ausflügler vor den Fluten nicht gewarnt wurden, geraten Trumps Entlassungen beim Wetterdienst in den Blick. Der US-Präsident gibt seinem Vorgänger die Schuld.
Nach der Flutkatastrophe im US-Bundesstaat Texas sind bisher insgesamt 78 Tote geborgen worden. Am schlimmsten betroffen ist der Landkreis Kerr, wo es nach Angaben des Sheriffs vom Sonntag 68 Todesopfer gab, darunter 28 Kinder. 41 Menschen würden weiterhin vermisst, sagte Texas‘ Gouverneur Greg Abbott. Gesucht wird weiterhin auch nach zehn der vermissten Mädchen aus einem Sommerlager. US-Präsident Donald Trump beschuldigte die Vorgängerregierung, für angebliche Versäumnisse im Katastrophenmanagement verantwortlich zu sein.
Die Sturzflut und ihre Auswirkungen seien eine „Jahrhundertkatastrophe“, die niemand erwartet habe, sagte Trump vor Journalisten. Auf Fragen dazu, warum die Menschen in der Region, in der an diesem langen Feiertagswochenende in den USA viele am Flussufer campierten, nicht früher gewarnt und evakuiert worden seien, verwies der Republikaner auf die demokratische Regierung seines Vorgängers Joe Biden. „Das war nicht unsere Organisation“, sagte er.
Seit Trumps Amtsantritt im Januar waren Mittel für den Nationalen Wetterdienst NWS und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden. Da kommunale Vertreter der betroffenen Landkreise in Texas klagten, sie seien nicht vor den Wassermassen gewarnt worden, kam Kritik an diesen Maßnahmen auf. Trump sagte, er werde die entlassenen Meteorologen bei den Behörden nicht wieder einstellen. Über seine Pläne, die nationale Katastrophenschutzbehörde Fema aufzulösen, „können wir später reden“, sagte er weiter. In Bezug auf die Katastrophe in Texas hatte Trump zuvor Bundesmittel bereitgestellt. Er kündigte zudem an, wahrscheinlich am Freitag in die betroffenen Gebiete zu reisen.
Letzte SMS: „Wir werden weggespült“
Neben den 68 Toten in Kerr wurden in den anliegenden Landkreisen mindestens zehn Leichen geborgen. Die Behörden rechneten mit weiteren Todesopfern. Unter den Vermissten sind auch zehn der Mädchen und ein Betreuer aus dem christlichen Sommerlager „Camp Mystic“, an dem insgesamt 750 Menschen teilgenommen hatten. Die Suche nach Überlebenden wird mit rund 17 Helikoptern fortgesetzt. Hunderte Rettungskräfte sind im Einsatz.
Auch Anwohner suchten mit Booten auf dem Wasser und an den Flussufern nach bekannten oder unbekannten Opfern und Überlebenden. Einer der freiwilligen Helfer berichtete, dass er eines der Mädchen aus dem Sommerlager tot in einem Baum aufgefunden habe. „Wir möchten den Angehörigen dabei helfen abzuschließen“, sagte er. „Deswegen sind wir hier.“
Für Betroffenheit sorgte auch der Fall einer vermissten jungen Frau, die das Feiertagswochenende gemeinsam mit Freunden auf dem Land verbringen wollte und ihrer Familie am frühen Freitagmorgen eine SMS mit den Worten, „wir werden weggespült“, schickte und seitdem nicht mehr zu erreichen ist.
Mädchen schwammen um ihr Leben
Texas‘ Vizegouverneur Dan Patrick berichtete dem Sender Fox News von einer Ferienlager-Betreuerin, die das Fenster einer Hütte einschlug, damit Mädchen im Schlafanzug hinausgelangen und um ihr Leben schwimmen konnten: „Diese kleinen Mädchen sind 10 oder 15 Minuten geschwommen. In der Dunkelheit und dem rauschenden Wasser und auf sie zutreibenden Baumstämmen, können Sie sich das vorstellen?“, schilderte Patrick. Schließlich hätten die Kinder trockenes Land erreicht.
Während die Behörden an einigen Orten mit den Aufräumarbeiten begannen, warnte der Wetterdienst vor Gewittern, die weitere Sturzfluten auslösen könnten. Der Wasserstand des Guadalupe-Flusses war am Freitag binnen 45 Minuten um acht Meter angestiegen. Die Überschwemmungen am US-Nationalfeiertag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden – ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr.
Sturzfluten sind in der von der jetzigen Katastrophe betroffenen Region im Zentrum und Süden von Texas keine Seltenheit, sie ist als „Flash Flood Alley“ (Sturzflutkorridor) bekannt. Solche plötzlichen Überschwemmungen entstehen, wenn der Boden heftige Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel allerdings dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen häufiger und heftiger auftreten als in der Vergangenheit.