Ein Ausblick auf den Tag an den europäischen und globalen Märkten von Wayne Cole.
Nun, das ist so klar wie Schlamm. Offenbar ist jetzt der 1. August die neue US-Frist, ab der höhere Zölle gegen einige Länder verhängt werden, falls keine Handelsabkommen abgeschlossen oder zumindest in Arbeit sind. Unklar bleibt jedoch, welche Länder genau betroffen sind oder um welche Abkommen es sich handelt.
,,Präsident Trump wird einigen unserer Handelspartner Briefe schicken und ihnen mitteilen, dass sie, falls sie die Dinge nicht voranbringen, am 1. August wieder auf das Zollniveau vom 2. April zurückfallen werden“, erklärte Finanzministerin Bessent gegenüber CNN.
Die ,,Briefe“ gehen heute an 10 oder 12 Länder heraus – vermutlich dieselben Schreiben, die schon letzten Freitag hätten verschickt werden sollen.
Handelsminister Howard Lutnick sagte gegenüber Journalisten, dass die höheren Zölle am 1. August in Kraft treten würden, Trump jedoch ,,gerade die Sätze und die Abkommen festlege“.
Handelspolitische Änderungen in Fernsehinterviews zu verkünden, sorgt nicht unbedingt für Klarheit. Nun ist auch ungewiss, ob die ursprüngliche Frist am 9. Juli noch eine Rolle spielt – und für wen überhaupt.
Indien und die USA könnten Berichten zufolge heute oder morgen ein Mini-Abkommen schließen, die Gespräche aber nach dem 9. Juli fortsetzen. Laut Bessent hätten zudem viele Länder gar nicht erst versucht, die USA für Gespräche zu kontaktieren – und dürften nun wohl deutliche Briefe erhalten.
Trump sorgte für zusätzliche Verwirrung, als er erwähnte, dass einige Zölle bis zu 60 % oder 70 % erreichen könnten – sogar mehr als die 50 % auf China. Außerdem drohte er mit einem zusätzlichen 10 % Zoll auf Länder, die sich den ,,anti-amerikanischen Politiken“ der BRICS anschließen – einer Gruppe, mit der die USA selbst in Zollverhandlungen stehen.
Die Investoren reagierten mit Verwunderung: Die Futures an der Wall Street sanken um etwa 0,4 %. Die asiatischen Aktienindizes lagen am Montag überwiegend im Minus, wenn auch nur leicht. Die Renditen von US-Staatsanleihen gaben um einen Basispunkt nach und der Dollar verharrte nahe einem Vierjahrestief.
Der größte Ausreißer war der Ölpreis, der um rund 1 % nachgab, nachdem OPEC+ überraschend die Produktion deutlich stärker als erwartet erhöhte und auch für September eine ähnliche Steigerung ankündigte.
Analysten werten dies mehrheitlich als Versuch Saudi-Arabiens, höherpreisige Produzenten unter Druck zu setzen und Marktanteile zu gewinnen – insbesondere die margenarmen US-Schieferölproduzenten geraten dadurch unter Druck. Es ist OPECs Antwort auf ,,Drill, baby, drill“.
Wichtige Entwicklungen, die am Montag die Märkte beeinflussen könnten:
* Einzelhandelsumsätze in der EU für Mai, Sentix-Investorenvertrauen für Juli; deutsche Industrieproduktion für Mai
* Teilnahme von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und EZB-Direktor Piero Cipollone am Eurogruppen-Treffen in Brüssel; EZB-Mitglied Holzmann spricht