Nach der Flutkatastrophe mit rund 80 Toten und 40 Vermissten im US-Bundesstaat Texas drohen dort neue gefährliche Unwetter. Der Wetterdienst NWS warnte vor weiteren Sturzfluten. Es sei schwierig, die genauen Orte dafür zu bestimmen, aber jeder starke Regen sei jetzt potenziell gefährlich.
Im besonders betroffenen Gebiet Kerr County bestätigten Behörden inzwischen 68 Todesfälle. Nimmt man Todesopfer aus Zentral-Texas hinzu, liegt die Zahl der Todesopfer bei inzwischen rund 80.
Unter den Toten befinden sich auch 27 Kinder und Betreuer des christlichen Sommerlagers „Camp Mystic“ am Guadalupe River, an dem 750 Menschen teilgenommen hatten.
Weil das Ausmaß noch nicht klar ist und nach Vermissten gesucht wird, könnte die Zahl noch steigen. 41 Menschen würden weiterhin vermisst, teilte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, zuvor mit.
Gouverneur Abbott hatte nach eigenen Angaben am Samstag das „Camp Mystic“ besucht. Die Anlage sei auf eine Weise verwüstet worden, „wie ich es bei keiner Naturkatastrophe erlebt habe“, schrieb er auf der Plattform X. Wasser habe bis zum Dach der Hütten gestanden.
Rund 400 Helfer und mehrere Hundestaffeln beteiligen sich nun an den Sucharbeiten, auch Hubschrauber und Drohnen sind im Einsatz. Auch Anwohner suchten mit Booten auf dem Wasser und an den Flussufern nach bekannten oder unbekannten Opfern und Überlebenden.
Kritisierter Trump will Flutgebiet am Freitag besuchen
Unterdessen wurde Kritik an dem Krisenmanagement laut. Die Flutwarnungen seien zu spät gekommen, hieß es. Auch die Kürzungen der Regierung von Präsident Donald Trump beim Wetterdienst (NWS) unter seinem damaligen Berater Elon Musk gerieten in den Fokus.
Suche nach Vermissten im Hochwassergebiet von Hunt, Texas.
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Seit Trumps Amtsantritt im Januar waren Mittel für den Nationalen Wetterdienst NWS und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden. Da kommunale Vertreter der betroffenen Landkreise in Texas klagten, sie seien nicht vor den Wassermassen gewarnt worden, kam Kritik an diesen Maßnahmen auf.
Der Präsident bekräftigte jedoch am Sonntag, er werde die entlassenen Meteorologen bei den Behörden nicht wieder einstellen. Die Sturzflut und ihre Auswirkungen seien eine unvorhersehbare „Jahrhundertkatastrophe“, sagte Trump. „Dies geschah innerhalb von Sekunden, niemand hat das erwartet.“
US-Präsident Donald Trump weist Kritik zurück, wonach die Haushaltskürzungen seiner Regierung bei den Wetterdiensten eine Rolle bei den tödlichen Überschwemmungen in Texas gespielt hätten.
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Trump hatte für die betroffene Region den Katastrophenfall erklärt und damit weitere Bundeshilfen freigegeben. Über seine Pläne, die nationale Katastrophenschutzbehörde Fema aufzulösen, „können wir später reden“, sagte er. Nun sei diese mit der Lage in Texas beschäftigt.
Zerstörtes Grundstück in Center Point, Texas.
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Die Fema-Behörde sei zudem eine Angelegenheit seines demokratischen Vorgängers Joe Biden gewesen. Allerdings mache er diesen nicht für die Situation verantwortlich. „Das ist eine Jahrhundertkatastrophe, und es ist so schrecklich, das mit anzusehen“, ergänzte er. Voraussichtlich am Freitag werde er das Flutgebiet besuchen.
Pläne für verbesserte Katastrophenhilfe scheiterten am Geld
Da die Gefahr von Sturzfluten in dem betroffenen Gebiet bekannt sei, habe es schon vor Jahren Pläne für ein besseres Warnsystem gegeben, hieß es in Medienberichten. So hätten örtliche Behörden darüber diskutiert, Sirenen und Pegelanzeigen zu installieren.
Blick auf den Guadalupe River im texanischen Kerrville.
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Aus Kostengründen sei dies aber verworfen worden, schrieb die „New York Times“. Stattdessen seien die Menschen nun über Textnachrichten gewarnt worden, die für einige zu spät gekommen oder übersehen worden seien.
Erst vor wenigen Monaten sei zudem im texanischen Kongress ein Gesetzentwurf zur Verbesserung der Katastrophenhilfe gescheitert, meldete die Zeitung „The Texas Tribune“. Der Stadtverwalter von Kerrville, Dalton Rice, sagte, die Behörden würden die Notfallmaßnahmen nun überprüfen.
Der Wasserstand des Guadalupe-Flusses war am Freitag binnen 45 Minuten um acht Meter angestiegen. Die Überschwemmungen am US-Nationalfeiertag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden – ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr.
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Sturzfluten sind in der von der jetzigen Katastrophe betroffenen Region im Zentrum und Süden von Texas keine Seltenheit, sie ist als „Flash Flood Alley“ (Sturzflutkorridor) bekannt.
Solche plötzlichen Überschwemmungen entstehen, wenn der Boden heftige Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel allerdings dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen häufiger und heftiger auftreten als in der Vergangenheit. (dpa, AFP)