Stand: 07.07.2025 16:50 Uhr

Der Konsum illegaler Drogen hat im vergangenen Jahr 2.137 Menschen in Deutschland das Leben gekostet. Der neue Bundesdrogenbeauftragte warnt: Der Markt für Drogen werde immer unübersichtlicher, die Substanzen immer gefährlicher.

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland bleibt auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahr sind 2.137 Menschen in direkter Folge des Konsum illegaler Drogen gestorben. Das sind 90 Fälle weniger als im Vorjahr, wie der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck mitteilte.

Besonders besorgniserregend sei ein Anstieg der Todesfälle bei jungen Konsumierenden unter 30 Jahren um 14 Prozent. „Wir müssen schneller, systematischer und konsequenter reagieren auf neue, immer gefährlichere Drogen“, sagte Streeck.

Die von ihm vorgestellte Statistik bezieht sich – ebenso wie die Vergleichsstatistiken der Vorjahre – auf Menschen, die illegale Drogen wie zum Beispiel Kokain konsumiert haben. Die Folgen des Konsums legaler Drogen wie Alkohol oder Tabak werden darin nicht erfasst.

Tödliche Kombination mehrerer Drogen

In den meisten Fällen war es laut der Statistik eine Kombination mehrerer Rauschgifte, die zum Tod führte – oft eine Mischung aus Kokain/Crack, Heroin und Cannabis. Die Zahl der gefundenen Substanzen bei den Gestorbenen sei so hoch wie nie zuvor, so der Bericht des Bundesdrogenbeauftragten weiter.

Einen sprunghaften Anstieg gab es demnach bei den Todesfällen in Zusammenhang mit synthetischen Opioiden. Streeck vermutet einen Zusammenhang mit dem Opiumverbot der in Afghanistan herrschenden Taliban. Opioide aus dem Labor ersetzen demnach die Drogen, die früher aus afghanischen Mohnfeldern gewonnen wurden.

Als Virologe wurde Hendrik Streeck in der Corona-Pandemie bekannt, nun ist er der neue Bundesdrogenbeauftragte.

„Eine quasi pandemische Dynamik“

„Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik“, sagte Streeck. „Einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage – und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren.“ Streeck warnte: „Wenn wir nicht aufpassen, verschärft sich diese Entwicklung in wenigen Jahren zu einer Krise mit massiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen.“

Streeck forderte ein flächendeckendes Monitoring- und Warnsystem, um die kursierenden Substanzen auf dem Markt schnell zu erfassen sowie ärztliches und sozialdienstliches Personal bestmöglich darauf vorzubereiten. Nicht nur die Verfügbarkeit der Drogen müsse eingedämmt werden, es brauche auch ein professionelles, niedrigschwelliges Hilfssystem und mehr Präventionsangebote.

Streeck für Drogenkonsumräume

Es war das erste Mal, dass Streeck als Bundesdrogenbeauftragter diese Statistik vorstellte. In der Corona-Pandemie war er als Virologe bundesweit bekannt geworden. So gehörte er zum Expertenrat der Bundesregierung. Nun sitzt er auch für die CDU im Bundestag.

Streeck äußerte sich positiv über Drogenkonsumräume, wie sie von Experten gefordert werden, weil diese Leben retten könnten. Diese sehe er komplett unideologisch.

Bei solchen Drogenkonsumräumen handelt es sich um Gesundheitseinrichtungen, in denen Abhängige unter sicheren und hygienischen Bedingungen konsumieren können – oftmals unter Aufsicht von medizinisch geschultem Personal. Illegale Drogen werden geduldet, ohne dass die Betroffenen Angst vor Verhaftung oder anderen rechtlichen Konsequenzen haben müssen. Ziel des Konzepts ist es unter anderem, Überdosierungen zu verhindern und Drogenabhängige für weitere Hilfsangebote überhaupt erreichen zu können.