Stefan Zimmermann

Webseite: flickr.com/photos/stefan-zimmermann-official/

Sony A7r V

Vordergrund:
Sony 14mm f/1.8 GM
14 mm | f/2.0 |

Himmel:
Sony 28-70mm f/2 GM

Die Insel unter der Milchstraße

Ich war in jener Nacht völlig allein am Eibsee. Gegen 22 Uhr waren noch vereinzelt Scheinwerferlichter am See zu sehen, doch nach Mitternacht herrschte absolute Stille – kein Verkehr, kein künstliches Geräusch, nur die Natur und das Gefühl, mit dem Universum allein zu sein.

Gegen 5 Uhr früh kamen langsam wieder Menschen zurück. Man glaubt kaum, wie viele schon so früh unterwegs sind. Eine kleine Gruppe Anfang 20 fragte mich nach dem Weg zum Seeufer. Der Einstieg zum Pfad ist nämlich nicht leicht zu finden, wenn man nicht dem offiziellen Weg folgt. Ihre Antwort auf meine Frage, warum sie so früh da sind: „Wir nehmen nur unseren Campingstuhl mit ans Ufer und genießen den Tag.“

Zur Aufnahme: Mein erster Langzeitbelichtungsschuss war enttäuschend – alles wirkte flach und leblos, ohne Kontrast und Highlights. Also begann ich, Insel und Wasser mit einer warmweißen Taschenlampe zu „malen“. Das war schwieriger als gedacht: nur ein paar Sekunden zu viel oder zu wenig zerstören die Stimmung sofort.

Die typische türkis-grüne Farbe des Eibsees erscheint nur aus ganz bestimmten Winkeln, das hatte ich unterschätzt. Einseitiges Licht wirkte sofort unausgewogen, deshalb habe ich von beiden Seiten, etwa zehn Meter links und rechts vom Stativ, beleuchtet.

Besonders herausfordernd war die Suche nach einem stabilen Platz fürs Stativ. Das Ufer war voller loser Steine, und darunter weicher Schlamm. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis ich mit etwas improvisiertem Steinlegen eine halbwegs stabile Basis gefunden hatte.

Jede kleine Bewegung beim Fotografieren von Langzeitbelichtungen mit Nachführung kann die gesamte Ausrichtung ruinieren – da muss man ganz genau arbeiten.

Nach etwa zweieinhalb Stunden und mehreren zwölfminütigen Belichtungen hatte ich endlich einen Vordergrund, mit dem ich zufrieden war.

Um 2 Uhr morgens begann die Milchstraße majestätisch über dem Horizont zu steigen – ruhig, massiv, atemberaubend.

Ich habe in dieser Nacht viel gelernt: Lichtmalerei ist Präzisionsarbeit – und jede Sekunde wert.