Viele, sagen sie, hätten bereits gesundheitliche Probleme bekommen. Zu aufregend waren die vergangenen Tage, als sie realisieren mussten: Sie sind alle gekündigt, alle rund 80 Beschäftigten der Kaufland-Filiale in der Kientenstraße.
Inzwischen lockt Kaufland die Beschäftigten mit einer Bleibeprämie, zahlt ihnen 30 Euro pro Tag, wenn sie trotz der Situation nicht sofort das Handtuch werfen. Eine Kaufland-Sprecherin bestätigte das jetzt auf Anfrage unserer Zeitung.
Doch die Bleibeprämie ruft in der Belegschaft gemischte Gefühle hervor: „Das ist der nächste Schlag ins Gesicht“, sagt eine. „Diejenigen, die noch bis zum 30. Januar übrig bleiben, können dann die Drecksarbeit übernehmen, den kompletten Laden ausräumen und sich dann am 1. Februar arbeitslos melden.“
Was sagt Kaufland zu den Vorwürfen?
Eine Kaufland-Sprecherin schreibt auf Anfrage unserer Redaktion: „Selbstverständlich haben Mitarbeitende die Möglichkeit, sich frühzeitig nach einer alternativen Beschäftigung umzusehen. Gleichzeitig wissen wir ihr Engagement und ihre Bereitschaft, den Filialbetrieb bis zum Schluss in gewohnter Qualität für unsere Kundinnen und Kunden aufrechtzuerhalten, sehr zu schätzen.“
Und weiter: „Als Anerkennung für die Bereitschaft, trotz der anspruchsvollen Situation noch weiter mit uns zusammenzuarbeiten, erhalten die Kollegen pro Einsatztag mindestens 30 Euro zusätzlich zu ihrem Gehalt.“
Viele Mitarbeiter hadern damit, dass Kaufland sie während der geplanten Neubauphase nicht in anderen Filialen weiterbeschäftigt. Wurden wirklich alle Alternativen gründlich geprüft?
Die Kaufland-Sprecherin sagt: „Uns ist bewusst, dass die Situation für alle Beteiligten vor Ort belastend und nicht einfach ist. Für uns sind betriebsbedingte Kündigungen das letzte Mittel und wir möchten nochmals betonen, dass wir alle Alternativen sorgfältig geprüft haben. Hintergrund der Schließung ist, wie bereits geschildert, der geplante Abriss und Neubau am Standort, für den rund zwei Jahre angesetzt sind.“
Ein häufig genannter Kritikpunkt aus den Reihen der Betroffenen: Kaufland-Verantwortliche hätten die teils jahrelange Arbeit der Beschäftigten nicht angemessen gewürdigt, gar kaltherzig die Hiobsbotschaft überbracht. Hätte Kaufland besser kommunizieren müssen?
Kaufland teilt hierzu mit: „Unsere Führungskräfte vor Ort sind mit fast allen Mitarbeitenden persönlich ins Gespräch gegangen und haben sich viel Zeit für sie genommen. Das haben die Mitarbeiter vor Ort auch positiv aufgenommen.“
Nicht wertgeschätzt fühlen sich viele Betroffene auch deshalb, weil die angebotene Abfindung aus ihrer Sicht unverschämt gering ausfalle. Was sagt Kaufland zu diesem Thema?
„Die Abfindungen entsprechen den rechtlichen Rahmenbedingungen des Kündigungsschutzgesetzes. Für langjährige Mitarbeiter, die wir im Rahmen des Betriebsübergangs vom Vorgängerunternehmen Grosso übernommen haben, berücksichtigen wir die dortige Betriebszugehörigkeit bei der Abfindung.“