Highlights im Zentrum – Augustusplatz
Der Augustusplatz, benannt nach dem sächsischen König Friedrich August I., besticht durch seine Größe. Im Herbst 1989 fanden hier die großen Kundgebungen statt, die das Ende der DDR einläuteten. In seiner Gestalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte er mal zu den schönsten Plätzen Europas. Nach Bombardierung und sozialistischer Umgestaltung ist er heute eher Zeugnis, wie Architektur zur Machtdemonstration genutzt werden kann. Dennoch lohnt es zu verweilen:
Krochhochhaus und Oper
Auf dem nördlichen Teil der Westseite sind historische Gebäude von 1910/11 bzw. 1927/28 erhalten geblieben. Bemerkenswert ist das Schlagwerk der Uhr am Krochhochhaus: Es besteht aus drei großen Glocken und zwei mehr als 3 Meter hohen Glockenmännern. Auf der Nordseite steht das anstelle des Neuen Theaters aus dem 19. Jahrhundert in der 50er-Jahren erbaute Opernhaus im neoklassizistischen Stil.
Hauptpost, Europahaus und „Stalinbauten“
In den 60er-Jahren entstanden auf der Ostseite die neue Hauptpost (heute ein Geschäftshaus) und ein Hotel. Erhalten geblieben ist das Europahaus von 1928/29. Auf der Südseite schließt sich das berühmte Gewandhaus an. Dazwischen hat man freien Blick auf imposante Wohngebäude aus den 50er-Jahren im Stil des sozialistischen Klassizismus, dem sogenannten Zuckerbäckerstil.
Akustikwunder Gewandhaus
Das Gewandhaus wurde Ende der 70er-Jahre auf dem Standort des gesprengten alten Museums der bildenden Künste erbaut und 1981 eröffnet. Das Foyer ziert ein mehr als 700 Quadratmeter großes Deckengemälde von Sighard Gille. Die Akustik im Großen Saal gilt als außergewöhnlich und begeistert weltweit. Der neobarocke Mendebrunnen von 1886 ist original erhalten.
Augusteum und Paulinerkirche
Auf dem südlichen Teil der Westseite standen bis 1968 das nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbaute und im Krieg nur teilzerstörte Augusteum aus dem 19. Jahrhundert sowie die angrenzende und komplett erhaltene Universitätskirche St. Pauli. Auf Beschluss von Partei- und Staatsführung der DDR wurden sie gesprengt. An ihrer Stelle entstanden ein neues Universitätsgebäude mit einem monumentalen Karl-Marx-Relief an der Fassade und das 142 Meter hohe Universitätshochhaus in Form eines aufgeschlagenen Buches.
Nach 1990 scheiterten Pläne, Augusteum und Paulinerkirche wiederaufzubauen. Stattdessen entstand zwischen 2007 und 2012 ein Campusneubau, der die einstige Silhouette in Teilen aufgreift. Der „Uni-Riese“ heißt heute City-Hochhaus und wird von verschiedenen Firmen genutzt, oben gibt es eine Aussichtsplattform und ein Restaurant. Das Karl-Marx-Relief steht heute auf dem Campus Jahnallee.
Grassimuseum und Doppel-M
Vom Augustusplatz geht es weiter mit der Straßenbahn. Die Linie 15 in Richtung Meusdorf fährt gut 10 Minuten bis zur Haltestelle „Völkerschlachtdenkmal“. Unterwegs kommt man zunächst am Grassi-Museum im Art-déco-Stil vorbei. Es beherbergt die Museen für Völkerkunde, Angewandte Kunst und Musikinstrumente. Etwas später sieht man auf der rechten Seite die Alte Messe mit dem bekannten großen Doppel-M am Eingang. Seit der Eröffnung der Neuen Messe im Norden 1996 wird sie nicht mehr genutzt.
Völkerschlachtdenkmal
An der Haltestelle angekommen, ist das Völkerschlachtdenkmal nicht zu übersehen. Das 1913 eröffnete Denkmal gilt als monumentalster Denkmalbau Europas. Es erinnert an die mehr als 100.000 Opfer der Völkerschlacht im Oktober 1813. Unbedingt lohnenswert ist, es auch von innen zu besichtigen und zu den Aussichtsplattformen hinaufzusteigen. Von der Krypta führt auch ein Aufzug zu Sängergalerie und mittlerem Außenrundgang, die Ruhmeshalle ist nur über eine Außentreppe zugänglich.
Südfriedhof
Unmittelbar neben dem Völkerschlachtdenkmal liegt der Südfriedhof – einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Auf knapp 80 Hektar Fläche gibt es verträumte Wege mit Bänken und kleinen Pavillons, prächtige historische Grabmäler und man entdeckt viele große Namen. Das Hauptgebäude im Zentrum wurde der Benediktinerabtei Maria Laach nachempfunden und beherbergt mehrere Kapellen und ein Krematorium. Im Frühling blühen tausende Rhododendronsträucher. Zu Pfingsten begegnet man hier vielen schwarzromantischen Gästen des Wave-Gotik-Treffens (WGT).
Entspannen auf der „Karli“
Nach so vielen Schritten und Eindrücken heißt es nun erstmal ausruhen: Links an der Straße neben dem Völkerschlachtdenkmal fährt die Buslinie 76/74 in Richtung „Lindenauer Markt“ zur Karl-Liebknecht-Straße (Haltestelle „Karl-Liebknecht-/Kurt-Eisner-Straße“). Die „Karli“ bietet alles zum entspannt Schlendern und es sich gutgehen lassen: viel zum Schauen, originelle Läden und unzählige Cafés und Kneipen.
Auf der Fahrt zur Karli sieht man rechts die Russische Gedächtniskirche, die an die russischen Opfer der Völkerschlacht erinnert und links die Deutsche Nationalbibliothek.
Zurück oder weiter? – 3 Tipps, wer mehr möchte
Von der Karli fahren die Straßenbahnen der Linie 10 und 11 (Richtung Wahren oder Schkeuditz) zurück in die Innenstadt bzw. zum Hauptbahnhof. Falls noch Zeit und Kraft übrig sind, kann man die Tour verlängern. Dazu bitte in der Innenstadt an der Haltstelle „Wilhelm-Leuschner-Platz“ aussteigen.
Möglichkeit 1: Parks und Auwald
Von der Haltestelle „Wilhelm-Leuschner-Platz“ geht es mit der Straßenbahn (Linie 2 Richtung Grünau-Süd oder Linie 8 Richtung Grünau-Nord) eine Station bis zur Haltestelle „Neues Rathaus“. Dort beginnt der Johannapark, der in den Clara-(Zetkin-)Park übergeht. Hier gibt es ebenfalls Gastronomie für eine Stärkung. Hinter dem Elsterflutbecken beginnt der Auwald, der sich im April/Mai in ein Feenreich verwandelt, wenn tausende zarte Bärlauchblüten, den Boden wie ein Spitzenteppich bedecken.
Möglichkeit 2: Kunst-Hotspot Baumwollspinnerei
Von der Haltestelle „Wilhelm-Leuschner-Platz“ geht es mit der Straßenbahnlinie 14/34 in 15 Minuten bis zur Endhaltestelle „S-Bahnhof Plagwitz“. Dann zurück zur Karl-Heine-Straße und weiter stadtauswärts laufen, unter der Eisenbahnbrücke hindurch und links in die Spinnereistraße. Die als Fabrikstadt konzipierte ehemalige Baumwollspinnerei ist heute ein Areal für Kreative: Es gibt Galerien, Ateliers, Werkstätten, Spezialgeschäfte für Künstler*innenbedarf, Kulturorte und Gastronomie. Ein Highlight für Kunstfans sind die Spinnerei-Rundgänge im Frühjahr, Herbst und Winter.