Liebe Leserin, lieber Leser,

falls Sie gerade bessere Zeiten suchen, schauen Sie doch mal am
Jungfernstieg vorbei. Ich weiß: Der Boulevard an der Binnenalster ist verrufen,
seit Jugendliche den Platz zu ihrem abendlichen Treffpunkt gemacht haben.
Ständig, so wird es zumindest in der Debatte beklagt,

werde da laut gefeiert, geraucht und gedigga-aldert, und manchmal gar,
trotz massiver Polizeipräsenz, auch zugeschlagen oder ein Messer gezückt.

Aber jetzt ist die Hoffnung zurück, der Senat hat eine Lösung: fünf kleine
Trampoline. Außerdem ein sogenanntes Nebelfeld, bestehend aus 30
computergesteuerten Sprühdüsen, die erfrischende Wolken erzeugen. Und ein „Tanzglockenspiel“,
sensorische Felder, die Töne machen.

Gestern wurde die neue „Spielfläche“ am Jungfernstieg eingeweiht.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sprach von einem „Ort des Wohlfühlens“,
und seine Stadtentwicklungskollegin Karen Pein von „neuen Nutzungsmöglichkeiten
für alle Altersgruppen“. Anders gesagt: Nehmt das, ihr Störenfriede. Aber
vielleicht stellt sich die Umgestaltung des Jungfernstiegs für insgesamt 13
Millionen Euro tatsächlich als genialer Schachzug heraus. Haben Sie schon mal
jemanden mit schlechter Laune und einem Messer auf einem Trampolin gesehen?
Eben.

Gelöst wäre damit auch ein Problem, das die Jugendlichen vom Jungfernstieg
nur spiegeln: Die Politik war bislang seltsam hilflos dabei, die schönsten
Plätze dieser Stadt so zu gestalten, dass sich alle Menschen darauf wohlfühlen.
Wir haben diesem Thema die Titelgeschichte der jüngsten gedruckten Ausgabe der
ZEIT:Hamburg gewidmet. Einen Auszug aus einem der Texte daraus finden Sie
weiter unten in diesem Newsletter, mit Tipps für die Verantwortlichen.

© ZON

Newsletter
Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg

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Und falls Sie sich trotz der Neuerungen am Jungfernstieg nicht wohlfühlen und
aus dem Tanzglockenspiel bald Melodien der 187 Strassenbande klingen: Ein beherzter
Sprung auf das Trampolin bringt Sie schnell aus der Gefahrenzone.

Ich
wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihr Christoph Heinemann

Wollen Sie uns Ihre Meinung
sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben Sie uns eine
E-Mail an hamburg@zeit.de.

WAS HEUTE WICHTIG IST

In Groß Borstel wurden gestern 30 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt, um an die verstorbenen Babys von Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager „Sportstraße“ zu erinnern. Die Kinder mussten dort zwischen 1944 und 1945 unter menschenunwürdigen Bedingungen ihre kurze Lebenszeit verbringen und kamen hier oder in Hamburger Krankenhäusern ums Leben. Bei der Verlegung trugen Jugendliche, Schülerinnen und Schüler sowie Patinnen und Paten Kurzbiografien und Namen der Kinder vor, um ihrer zu gedenken.

© Daniel Bockwoldt

Der Alte
Elbtunnel
in St. Pauli ist gerade wegen Bauarbeiten für fünf Tage voll gesperrt.
Noch bis Freitag um 15 Uhr können Fußgänger und Fahrradfahrer den Tunnel nicht
benutzen, weil bei den Sanierungsarbeiten in der Weströhre zeitweise
gesundheitsschädliche Dämpfe freigesetzt werden, teilte die Hamburg Port
Authority mit. Unser Bild zeigt einen Blick in die fertig sanierte Oströhre im
Alten Elbtunnel.

Jimi Blue Ochsenknecht kann nach Österreich ausgeliefert werden. Das Hanseatische Oberlandesgericht hat das für zulässig erklärt, und die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg die Auslieferung bewilligt. Gegen den Sohn des Schauspielers Uwe Ochsenknecht wird in Österreich wegen Betrugs ermittelt, da er eine Hotelrechnung über rund 14.000 Euro nicht bezahlt haben soll. Ochsenknecht wurde vor zwei Wochen in Hamburg vorläufig festgenommen und sitzt derzeit hier in Haft.

Nachricht des Tages

© Gregor Fischer

Als die Stadt Hamburg Ende Mai ihre Olympiabewerbung öffentlich vorstellte,
reagierte der wichtigste unter den potenziellen Partnern verhalten. Nach den
Spielen, die irgendwann zwischen 2036 und 2044 stattfinden könnten, soll der Hamburger
Sport-Verein in ein Olympia-Leichtathletikstadion einziehen, das für einen
mindestens dreistelligen Millionenbetrag neben dem heutigen Volksparkstadion
geplant ist. Das alte Stadion zu erhalten, lohne sich nach Darstellung der
Stadt nicht.

Für die Bewerbung ist dieser Umstand wichtig: Wenn
ohnehin ein neues Stadion gebraucht wird, würde der Bau in das Konzept einer
nachhaltigen Olympiabewerbung passen. Doch der HSV äußerte sich mäßig
euphorisch: Ein neues Stadion sei zwar erwünscht, ein klassisches Leichtathletikstadion
mit Laufbahn aber nicht.

Nun wollte die Linke in einer Kleinen Anfrage von
der Stadt wissen, worauf sich eigentlich die Einschätzung gründe, es lohne
nicht, das alte Stadion zu erhalten. Gab es womöglich ein Gutachten? Die
Antwort des Senats liegt der ZEIT-Redaktion vor. Sie fällt allerdings wenig
erhellend aus: „Die HSV Fußball AG & Co. KGaA arbeitet kontinuierlich an
einer langfristigen Standortstrategie für das Volksparkstadion“, heißt es
darin. Und: „Im Zuge der gemeinsamen Überlegungen zur Einbindung des
Volksparkstadions in die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen
Spiele wurden die jeweiligen Planungsperspektiven miteinander abgestimmt.“

Voraussichtlich im Mai 2026 sollen Hamburgs Bürgerinnen und Bürger in einem
Referendum über die Olympiabewerbung ihrer Stadt abstimmen. Bis dahin hat der Senat noch Zeit, die Menschen vom
Konzept der Olympischen Spiele zu begeistern.

Frank Drieschner

In aller Kürze

Laut einer Studie des ifo Instituts für
Wirtschaftsforschung könnte Hamburg von der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump unter
Umständen sogar profitieren. „Der industrielle Fokus Hamburgs auf den sonstigen
Fahrzeugbau, unter den auch der Schiffbau fällt, könnte die negativen
Zolleffekte der anderen Industrien kompensieren“, sagt Marcel Thum,
Geschäftsführer der Dresdener ifo-Niederlassung • Im vergangenen Jahr erhielten 15.883 Versicherte aus Hamburg erstmals eine Altersrente, wie die Deutsche Rentenversicherung Nord mitteilte. 8.415 davon bezogen demnach eine Regelaltersrente – sie arbeiteten also mindestens bis zum Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters von zurzeit 66 Jahren und vier Monaten. Insgesamt sind in Hamburg Ende vergangenen Jahres gut 306.000 Altersrenten ausgezahlt worden

AUS DER HAMBURG-AUSGABE

© Maximilian Mann/​laif

Macht doch mal Platz!

Hamburg ist
reich, schön und erfolgreich. Nur Orte, an denen man nett draußen sitzen kann,
sind rar. Höchste Zeit, das zu ändern, finden Christoph Heinemann und Christoph
Twickel von der ZEIT:Hamburg. Lesen Sie hier einen Auszug aus ihrem Artikel.

Nun heben wir einfach mal
ab und träumen uns weg: Nach ein paar Hundert Kilometern fliegen wir über den
Düsseldorfer Carlsplatz, da sitzen Menschen dicht gedrängt auf Bierbänken in
der Sonne und trinken Alt. Bald sind wir in München, am Gärtnerplatz chillen
mitten im Kreisverkehr junge Bayern zwischen den Blumen, es geht weiter nach
Paris, Pärchen trinken auf dem Square du Vert-Galant an der glitzernden Seine,
in Rom angekommen können wir uns den Platz aussuchen, der vor Leben strotzt.
Sogar am anderen Ende der Welt, am Federation Square in Melbourne, lümmeln
Menschen in Liegestühlen mitten auf dem Platz, und täglich ist etwas los,
Ausstellungen, Rockkonzerte, Open-Air-Opern.

Okay, genug geträumt, der
Bus X35 hält am Hamburger Rathausmarkt, wie fünf andere HVV-Linien jeden Tag,
die Motoren tackern. Der Platz liegt leblos vor einem, heiß und grau,
Touristengrüppchen huschen darüber hinweg. Sitzen und den Sommer genießen?
Scheint hier völlig unmöglich.

Warum nur, fragt man sich
dann, tut sich Hamburg so schwer mit seinen Plätzen?

So ziemlich alles, was
man über die Fähigkeit Hamburgs wissen muss, Plätze zum Wohlfühlen zu
gestalten, hat Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) kürzlich gesagt. Es ging um
den jüngsten Versuch, den Rathausmarkt aufzuwerten. 3.500 neue Glasscheiben
hätten für die Glasarkaden, diesen denkmalgeschützten Bau am Platz, in
Handarbeit hergestellt werden müssen. Das Projekt kostete fünf Millionen Euro,
dauerte sechs Jahre, sei also „aufwendig“ gewesen, sagte Dressel. Aber jetzt
ist der Rathausmarkt immer noch seelenlos, ein Niemandsland.

Mit anderen Worten:
einfach schwierig alles.

Welche Herausforderungen sich stellen, um am Gerhart-Hauptmann-Platz,
am Gänsemarkt oder auf dem Heiligengeistfeld „Aufenthaltsqualität“ zu bieten, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf zeit.de.

DER SATZ

© Marcus Brandt/​dpa

„Dieses Vorhaben wird den Hamburger Hafen leistungsfähiger machen.“

Das Zitat stammt vom Chef
der Hafenbehörde Hamburg Port
Authority (HPA), Jens Meier. Mit dem Vorhaben
meint er die von der Stadt Hamburg
und dem Terminalbetreiber Eurogate geplante Erweiterung des Hamburger Hafens,
die sogenannte Westerweiterung. Es ist der größte Ausbau des Hafens seit
Jahrzehnten. Was das Milliardenprojekt mit sich bringt,
ordnet ZEIT:Hamburg-Autorin Kristina Läsker ein.

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Heute Abend zeigt das
Filmemacher-Kollektiv die thede im
Metropolis-Kino den Dokumentarfilm Jetzt fahren wir übern See. Der Film
von Antje Hubert entstand 2003 im „Waldhof“, einer Einrichtung, in der Mütter mit Beeinträchtigungen mit  ihren Kindern zusammenleben. Einen Sommer
lang begleitete sie drei Frauen. Antje Hubert und zwei der Frauen kommen mit
ihren erwachsenen Töchtern zu der Vorstellung.

„Jetzt fahren wir übern See“, 8.7., 19 Uhr,
Metropolis Kino, Kleine Theaterstraße 10; weitere Infos

MEINE STADT

Hamburg von seiner grünen Seite © Friedmar Lohöfener

HAMBURGER SCHNACK

Thalia Theater, die letzte Vorstellung vor dem großem
Wechsel am Haus. Ein Gast spricht vor der Vorstellung einen anderen an: „Sie
habe ich gestern und auch vorgestern hier gesehen: Sie sind ja ein Ultra!“

Gehört von Stephanie Landa

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