Brandenburg steht vor einem neuen Pendlerchaos. Die wichtige Hauptstrecke Berlin-Frankfurt (Oder) ist zwischen Fürstenwalde und Erkner seit Montag unterbrochen.
Wer morgens von der Grenz- und Universitätsstadt Frankfurt mit dem RE1 nach Berlin will, oder mit dem Berlin-Warschau-Express nach Polen, ist auf einen Ersatzverkehr mit Bussen angewiesen. Und der scheint schon am ersten Tag nicht gut zu funktionieren. „Die Einfahrt des Zuges in Fürstenwalde war verspätet, weil die Gleise belegt waren“, berichtet der Präsident des deutsch-polnischen Sozialverbands, Enrico Triebel, der regelmäßig von Frankfurt nach Berlin pendelt und am Montag den Zug um 5.55 Uhr von Frankfurt (Oder) benutzte.
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Die Busse seien überfüllt gewesen, hätten im Stau gestanden und in Erkner den Anschluss nach Berlin verpasst. „Gruselig“, so Triebel. Denn das Ergebnis sei, dass die normalerweise eineinhalb Stunden dauernde Fahrzeit von Frankfurt (Oder) bis Berlin Zoo nun drei Stunden betrage – was etwa der Fahrzeit von Berlin nach Stralsund entspricht.
In der Landespolitik sorgen solche Berichte – auch vor dem Hintergrund der im August beginnenen Streckensperrung zwischen Berlin und Hamburg – für Entsetzen. „Bauarbeiten zur Ertüchtigung und Modernisierung des Schienennetzes gehören mittlerweile zum Alltag“, sagt die CDU-Verkehrspolitikerin Nicole Walter-Mundt. „Deshalb ist es unverständlich, dass es bei der Organisation des Schienenersatzverkehrs immer wieder zu solch großen Problemen kommt.“
Brandenburg sei das Pendlerland Nummer 1. Nicht jeder könne einfach auf das Homeoffice oder auf das Auto ausweichen, wenn die Bahn nicht kommt. „Ein funktionierender, lückenloser Schienenersatzverkehr ist deshalb das Mindeste, wofür die Landesregierung und die Verkehrsunternehmen Sorge tragen müssen“, sagte Walter-Mundt. „Es ist offensichtlich, dass auf der Strecke des RE1 und beim Shuttleverkehr zum Tesla-Werk jetzt noch einmal nachjustiert werden muss.“
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Für die SPD erklärte deren verkehrspolitische Sprecherin Martina Maxi Schmidt, die Bauarbeiten und Bahnhofssanierungen auf der Strecke des RE1 seien „ein großes und wichtiges Infrastrukturprojekt, das die Qualität des Bahnverkehrs auf dieser zentralen Achse langfristig deutlich verbessern wird.“ Dass Bauvorhaben in einer so dichten Strecke wie dem der RE1 auch vorübergehende Einschränkungen mit sich bringen, sei „nicht schön, aber unvermeidbar.“
„Wichtig ist, dass die Kommunikation transparent erfolgt und der Schienenersatzverkehr zuverlässig funktioniert“, sagte Schmidt. „Die Fahrgäste müssen sich auf Informationen, Ersatzangebote und sinnvolle Taktungen verlassen können.“ Man wolle, dass die Menschen nicht nur kurzfristig durchhalten müssen – sondern am Ende auch spürbar profitierten.