Hockenheim. Erste Stunde, kurz nach 8 Uhr. Aber die Schüler der 6b an der Theodor-Heuss-Realschule sind nicht im Klassenzimmer. Sie stehen vor der Bibliothek – erneut – nachdem sie im vorigen Schuljahr bereits Bibliothekspässe bekommen hatten.
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Deutschlehrerin Dr. Anke Schubert bezieht das öffentliche Bildungshaus in den Mauern der Zehntscheune aktiv in den Unterricht mit ein: Die Schüler sollten Bücher für eine bevorstehende Buchvorstellung auswählen und ausleihen. Außerdem gehört die Bibliothek als wertvolle Institution zu einer Stadt und grundsätzlich in eine Gesellschaft dazu.
„ Aber wieso? Wir haben doch das Internet und googeln uns alle Informationen zusammen, die wir brauchen. Unseren Kindern kaufen wir die Bücher, und obendrein spielen die Kids sowieso am liebsten am Computer“, stellt der dbv, der deutsche Bibliotheksverband, die Frage. Auch in der 6b haben nahezu alle Kinder ihre Smartphones. Trotzdem übt die Bibliothek so einen Zauber aus. Und so stöbern die Schüler durch die Regale und setzen sich in die gemütlichen Sitzecken, um selbst zu lesen oder sich über ihre Buchauswahl auszutauschen – leise versteht sich.
Vor allen anderen zwischen den Regalen unterwegs
„Alte und Junge, Professorinnen und Verkäuferinnen, Vielverdiener und Hartz-IV-Empfänger, Muslime und Christen: Wer in die Bibliothek geht, kann sich als Teil einer Gesellschaft fühlen. Bibliotheken demokratisieren den Zugang zum Wissen. Sie sind ein Grundpfeiler einer freiheitlichen, integrativen, aufgeklärten Gesellschaft“, schreibt der dbv. Die öffentlichen Büchereien stellten ihr Wissen, ihren Internetzugang und ihre Medienkompetenz jedem zur Verfügung. Für die 6b gab es sogar ein besonderes Privileg: Die Bibliothek öffnete exklusiv für die Klasse bereits zwei Stunden früher.
Auch Deutschlehrerin Anke Schubert findet: „Es gehört zum Erziehungsauftrag der Schule, diese wichtige Einrichtung mit den Kindern nicht nur kennenzulernen, sondern auch zu nutzen – gerade für den Unterricht ermöglicht die Bibliothek als Entdeckungs-, Lern- und Leseraum besondere Möglichkeiten, die das Klassenzimmer so nicht bieten kann.“ Die Kinder zumindest nutzten ihre Zeit. Besonders beliebt waren Bücher aus den Reihen „Die drei Fragezeichen“ und „Gregs Tagebuch“, aber auch Fantasieromane wie „Twilight“ und „Waidling – Flucht in den Dunkelwald“, „Lotta Leben“ und „Kira Kolumna“.
Ziel der Exkursion war es, die Lesefreude zu fördern und den Schülern Zugang zu kostenlosem Lesematerial zu verschaffen. Der Besuch der Bücherei soll dazu beitragen, den Lesewillen zu stärken und auf die Bedeutung von Büchereien als Bildungs- und wohltuende Schmökerorte aufmerksam zu machen.
Und vielleicht haben ja bereits einige Schüler mit der Bibliothek ihre eigene Lern- und Lesehaltung gestärkt, denn (wie es der dbv formuiert): „Dorthin gehen Leute, die neugierig sind und die ihre Chancen nutzen wollen.“