Der Spielplatz hinterm Feuerwehrhaus an der Bachstraße in Stuttgart-Vaihingen ist nicht nur bei Kindern beliebt: Einige Jugendliche treffen sich dort auch immer gern, um abends Zeit zu verbringen, wie der Feuerwehrkommandant Roland Häberle berichtet. Die Feuerwehr ist bekanntermaßen direkt daneben. Und dabei wird es dann gerne mal lauter – was die Anwohner der umliegenden Häuser nicht mehr so lustig finden, vor allem später in der Nacht. „Wenn wir die Jugendlichen ansprechen, beschimpfen sie uns“, berichtet Häberle. Auch die Anwohner, die um Ruhe bitten, würden angepöbelt.

„Das geht schon ewig“, so Häberle. Immer wieder sei das auf diesem Spielplatz ein Problem. Im vergangenen Jahr sei oft die Polizei gerufen worden, die spräche dann Platzverweise aus – am nächsten Abend seien die Jugendlichen wieder da. „Eine generelle Lösung für das Problem gibt es nicht.“ Der Spielplatz sei abgelegen und böte einen guten Rückzugsort für die Grüppchen. Kameras zu installieren, „oder mehr Beleuchtung“, könne eine Lösung sein, meint der Feuerwehrkommandant.

Rückzugsorte fehlen

Die Stuttgarter Polizei bestätigt, dass der Spielplatz und seine Belegung seit Jahren immer wieder ein Thema sei. Man sei aber in diesem Jahr noch nicht hinzu gerufen worden, sagt ein Sprecher. Im vergangenen Jahr sei der Spielplatz auch öfter von der Streife kontrolliert worden, auch das Ordnungsamt sei mit im Boot gewesen. Denn, so betont der Sprecher: „Kinder bis 14 dürfen auf dem Spielplatz spielen, und zwar bis 20 Uhr.“ Alles andere sei nicht erlaubt.

Dass sich die Jugendlichen überhaupt an Spielplätzen aufhalten, die für jüngere Kinder gedacht sind, hat laut Vaihingens Bezirksvorsteher Marcel Wolf einen guten Grund: „Es fehlt an Rückzugsorten für junge Menschen.“ Es sei die Aufgabe der Verwaltung, geeignete Flächen zu finden. Ansonsten sei die mobile Jugendarbeit da, um die Jugendlichen zu betreuen, „und die macht einen tollen Job“, betont Wolf.

Nicht nur in Vaihingen, auch in Leinfelden-Echterdingen sind pöbelnde Jugendliche aufgefallen: am Neuen Markt in Leinfelden haben sie Mülleimer herumgeworfen und angezündet. „Das sind jahreszeittypische Vorkommnisse an für Jugendliche attraktiven Plätzen, gerade wenn sich die Freizeitaktivitäten mehr ins Freie verlagern“, sagt Christian Wörner vom zuständigen Polizeipräsidium Reutlingen. Diese kämen nicht nur in Leinfelden-Echterdingen, sondern auch in Filderstadt und allen anderen Städten und Gemeinden im Zuständigkeitsbereich vor. „Wir haben diese Örtlichkeiten im Rahmen unserer regelmäßigen Streifentätigkeiten im Auge oder kommen vor Ort, wenn entsprechende Beschwerden eingehen.“ Man spreche mit den Jugendlichen dann, sorge für Ruhe oder erteile auch Platzverweise, wenn sonst nichts helfe. „Gerade in den lauen Abenden der Sommermonate kann es auch vorkommen, dass wir zu einzelnen Örtlichkeiten wenige Tage später wieder gerufen werden. Dann wiederholt sich das Ganze.“ Wörner betont aber: besonders problematische Örtlichkeiten seien bislang nicht aufgefallen, es handele sich bei diesen Jugendtreffpunkten keinesfalls um Brennpunkte.

Sozialarbeit statt Sicherheitsdienst

Während die Stadt Leinfelden-Echterdingen überlegt, einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, sehen die Grünen im Gemeinderat die Lösung des Problems in mehr aufsuchender Jugendarbeit: das heißt also beispielsweise Sozialpädagogen, die mit den Kids vor Ort ins Gespräch kommen.

Unterstützung erhalten die Grünen hierbei von den Sozialdemokraten: „Der Stadtjugendring hat längst erkannt, dass die Lösung eine andere ist“, sagte SPD-Stadtrat Joël Jetter in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Deshalb plane dieser zurzeit auch ein passendes Pilotprojekt. Der Stadtjugendring „möchte Streetworker einsetzen, die vertrauensvolle Beziehungen zu Jugendlichen aufbauen, die durchs Raster fallen und so Gewaltprävention betreiben.“ Ziel müsse es sein, diese Jugendliche frühzeitig vor einer kriminellen Laufbahn zu bewahren. Die Stelle dafür wolle der Stadtjugendring alleine tragen, dennoch sollte die Stadt das Pilotprojekt dokumentarisch begleiten, findet die SPD-Fraktion. In dem Vorstoß heißt es: „Obwohl Leinfelden-Echterdingen über eine engagierte und gut aufgestellte Jugendarbeit sowie eine stabile soziale Struktur verfügt, mehren sich Berichte über eine neue Dynamik unter jugendlichen Gruppierungen im öffentlichen Raum.“ Diese Hinweise stammten vom Ordnungsamt, von Bürgerinnen und Bürgern als auch von der lokalen Jugendarbeit selbst. Immer wieder komme es zu Konflikten, bei denen die Polizei eingreifen müsse.

Gewaltdelikte nehmen zu

Jugendliche würden sich aktuell unter anderem am Neuen Markt in Leinfelden, am Parkplatz im Industriegebiet Echterdingen, am Zeppelinplatz und am Spielplatz Zuckerschlecken treffen. Nur ein geringer Teil dieser Jugendlichen zeige tatsächlich auffälliges oder strafbares Verhalten, wird betont. Der Stadtjugendring warne aber vor einer Bandenkriminalität im Landkreis Esslingen. Jugendliche aus vulnerablen sozialen Lagen würden dabei gezielt angesprochen. Die aktuelle Kriminalstatistik zeige auch einen Anstieg von Straf- und Gewaltdelikten unter Minderjährigen.