RTL/ntv-Trendbarometer
Nach Stromsteuer-Debakel sacken Schwarz-Rot und Merz ab
08.07.2025, 14:01 Uhr
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Nach seinem Amtsantritt legte Kanzler Merz allmählich an Popularität zu. Doch diese Entwicklung ist passé: Die Zufriedenheit mit ihm und der Bundesregierung ist gering, Union und SPD lassen im RTL/ntv-Trendbarometer Federn. Liegt’s an der Stromsteuer?
Etwa zwei Monate nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung sind laut RTL/ntv-Trendbarometer nur 38 Prozent der Bundesbürger mit deren Arbeit zufrieden. 58 Prozent sind demnach mit Schwarz-Rot unzufrieden. Vor allem Anhänger von CDU und CSU sehen die Regierungsarbeit positiv (76 zu 21 Prozent). Anhänger des Koalitionspartners SPD dagegen sind wesentlich kritischer eingestellt: 53 Prozent äußern sich zufrieden, 41 Prozent sagen das Gegenteil.
Bei Grünen (37 zu 63 Prozent), Linken (20 zu 78), vor allem aber bei der AfD (9 zu 88) überwiegt die Unzufriedenheit mit dem Kabinett von Friedrich Merz. Im Osten des Landes (63) ist sie noch etwas größer als im Westen (57).
Die mehrheitlich negative Einschätzung der Regierungsarbeit wirkt sich auch auf die Parteipräferenzen aus: Schwarz-Rot lässt Federn. Union und SPD verlieren jeweils einen Punkt auf 27 beziehungsweise 13 Prozent. Zusammen kommen sie damit auf gerade mal 40 Prozent. Die Grünen verbessern sich um einen Punkt auf 12 Prozent, das BSW von 3 auf 4 Prozent. Unverändert sind AfD (24), Linke (11) und FDP (3) sowie die sonstigen Parteien mit 6 Prozent.
Merz gibt sieben Punkte ab
Kanzler Merz fällt ebenfalls in der Gunst der Wählerinnen und Wähler, und zwar deutlich: Während die Zufriedenheit mit ihm in den Wochen nach Amtsantritt stetig auf bis zu 42 Prozent gestiegen war, fällt sie nun innerhalb einer Woche um sieben Punkte auf 35 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung Ende Mai. 59 Prozent sind mit der Arbeit des Regierungschefs unzufrieden, ein Plus von acht Punkten und ein neuer Höchstwert. Mehrheitlich unzufrieden mit Merz sind auch die Anhänger aller Bundestagsparteien, abgesehen von CDU und CSU.
Negativ fällt auch die Meinung der Bundesbürger zur bisherigen Arbeit von Bundesarbeitsministerin und der neuen SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas aus. 26 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden, 41 Prozent sind es nicht. 33 Prozent sind bei der Frage noch unentschlossen. Bei Anhänger von SPD (47 Prozent) und Grünen (41) überwiegt dabei die Zufriedenheit. Besonders unzufrieden zeigen sich Wähler von Linken (55) und AfD (63).
Doch warum ist Schwarz-Rot derzeit so unbeliebt? Nur 33 Prozent haben alles in allem den Eindruck, dass sich die neue Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt in ausreichendem Maße um die wichtigsten Probleme im Land kümmert. Fast doppelt so viele Menschen – 65 Prozent – sagen, dies sei nicht der Fall.
Auffallend ist, dass 76 Prozent der Menschen im Osten des Landes eine entsprechende Frage mit Nein beantworten. Im Westen sind es 63 Prozent. Zudem haben nur Unionsanhänger mehrheitlich (67 Prozent) den Eindruck, dass die Bundesregierung die wichtigsten Probleme angeht. Bei Wählern aller anderen Bundestagsparteien sagt dies nur eine Minderheit, auch bei der SPD (40 Prozent).
Stromsteuer-Entscheid stößt auf Unverständnis
Auf wenig Verständnis stößt auch die viel kritisierte Absage der Bundesregierung an eine Senkung der Stromsteuer für alle Verbraucherinnen und Verbraucher. Nur 34 Prozent verstehen die Entscheidung, 65 Prozent verstehen sie nicht. Bei Menschen mit einem Haushaltseinkommen unter 2500 Euro ist das Verständnis mit 26 Prozent merklich geringer als bei Haushalten, die 4000 Euro und mehr zur Verfügung haben – dort sind es 38 Prozent. Auch bei dieser Frage zeigen nur Anhänger der Union mehrheitlich Verständnis (53 Prozent), beim Koalitionspartner SPD sind es nur 40 Prozent.
Die Union sackt auch bei der Frage der politischen Kompetenz ab: 24 Prozent sind der Meinung, dass CDU und CSU mit den Problemen in Deutschland am besten fertig werden – das sind vier Punkte weniger als in der Vorwoche. Unverändert ist dieser Wert bei SPD (6 Prozent) und AfD (11 Prozent). Grüne und Linke legen in dieser Frage jeweils einen Punkt zu auf 6 beziehungsweise 5 Prozent. 46 Prozent – das sind zwei Punkte Zuwachs – sprechen keiner Partei politische Kompetenz zu.
Die Wirtschaftserwartungen der Bundesbürger bleiben weiterhin deutlich im negativen Bereich: Nur 22 Prozent (Vorwoche: 24 Prozent) gehen derzeit von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aus, 51 Prozent (50) von einer Verschlechterung. Wie in der Vorwoche erwarten 24 Prozent keine Veränderung der ökonomischen Verhältnisse.
Die Daten des RTL/ntv-Trendbarometers zu Parteipräferenzen, politischer Kompetenz, Wirtschaftserwartungen und Zufriedenheit mit Kanzler Merz wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 1. bis 7. Juli erhoben. Datenbasis: 2503 Befragte, statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte. Die Daten zur Arbeit der Bundesregierung wurden am 4. und 7. Juli erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte, statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.