Hannover – Links ein Küsschen, rechts ein Küsschen auf die Wange und viel Ärger … Beim traditionellen Ausmarsch der Schützen am vergangenen Sonntag in Hannover sollen zwei Marschierer den Körperkontakt mit der Polizistin übertrieben haben: Anzeige wegen sexueller Belästigung!
Aber von vorn: Heiter und ausgelassen zogen vormittags rund zehntausend Teilnehmer unter Fanfarenmusik durch die Innenstadt zum Festplatz. Gegen 11.40 Uhr kam es zum Eklat: Zwei Schützen aus Hildesheim (Niedersachsen) gingen auf eine junge Beamtin der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) zu, die den Weg durch die Menge sicherte.
Der Ausmarsch der Vereine durch die Innenstadt wurde von der Polizei abgesichert
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Küsse „ohne Einverständnis und gegen den Willen“
„Unvermittelt“, so die Polizei Hannover auf BILD-Anfrage, sei die Beamtin von den 33 und 43 Jahre alten Tatverdächtigen gleichzeitig auf beide Wangen geküsst worden. „Dies erfolgte ohne Einverständnis und gegen den Willen der Beamtin. Dies ergab den Verdacht einer sexuellen Belästigung der beiden Männer zum Nachteil der Polizeibeamtin, weshalb gegen beide Männer jeweils ein Strafverfahren eingeleitet wurde.“
Wenig später führten alarmierte Kollegen die beiden knutschvergnügten Männer aus Hildesheim (Niedersachsen) ab, brachten sie zu einem Polizei-Bulli, um ihre Personalien aufzunehmen. Einen Atemalkoholtest lehnten die Männer ab. Nach der Identitätsfeststellung durften die Familienväter wieder gehen.
Küsschen sollen als Danksagung gedacht gewesen sein
In Hannover wird seit Freitag zum 496. Mal „das größte Schützenfest der Welt“ gefeiert. Am traditionellen Ausmarsch am Sonntag nahmen rund 10.000 Teilnehmer teil
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Beim Verein der beschuldigten Schützen versteht man den Wirbel nicht. Ein Mitglied zu BILD: „Sie sagten der Beamtin: ‚Schön, dass Sie aufpassen.‘ Und bedankten sich ohne Hintergedanken mit einem Küsschen. Wir haben das immer so gemacht, es ist ein alter Brauch.“ Die Geste verglich er mit dem „Bützchen“ (Küsschen), wie er beim Kölner Karneval bekannt ist – als Zeichen rheinischen Frohsinns.
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Es war der einzige dokumentierte Fall von sexueller Belästigung beim Ausmarsch am Sonntag, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage mitteilte. Und das erste Mal überhaupt, dass eine Beamtin Strafanzeige nach einer sexuellen Belästigung von Marschierern erstattete.
Laut Gesetz droht den Männern Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.