Christine Frenzel hat lange mit der Entscheidung gehadert. Erst vor einem Jahr hat sie das Kreuzherreneck übernommen – eins der traditionsreichsten Lokale in der an alteingesessenen Gastronomien sicherlich nicht armen Düsseldorfer Altstadt. Nun hört sie auf. Der 30. September ist ihr letzter Arbeitstag als Chefin der Kneipe.

Das allein wird viele Gäste schmerzen. Noch schlimmer ist aber sicher die Ungewissheit, wie es mit dem Kreuzherreneck insgesamt weitergeht. Frenzel gibt aus einem einfachen Grund auf: Am 30. September endet der aktuelle Pachtvertrag. Ihr sei mitgeteilt worden, dass die neue Pacht 5000 Euro pro Monat kalt betragen werde. Das ist doppelt so viel wie aktuell. „Das sehe ich in diesem Laden einfach nicht“, sagt Frenzel.

20 Quadratmeter groß sei der Gastraum, sagt sie. „Wenn 25 Leute hier sind, ist der Laden voll.“ Zur Miete kommen die üblichen weiteren Kosten. „Ganz allein kann ich den Laden nicht schmeißen – dafür bin ich zu alt.“ Außerdem habe sie das Kreuzherreneck mit dem Versprechen übernommen, es für die alteingesessenen Düsseldorfer zu bewahren und zudem zu seinen Wurzeln zurückzuführen: Einst war das Kreuzherreneck ein Ort, an dem Künstler sich wohlfühlten. Frenzel veranstaltet deshalb Konzerte und Ausstellungen. Im Sommer 2024 hatte sie die Kneipe von Matthias Althof übernommen, der seinerseits Unterpächter der Frankenheim Brauerei war. Die pachtet das Kreuzherreneck von Felipe Lopez, Sohn des Altstadt-Gastronomen Primo Lopez.

Dass der Eigentümer zum 1. Oktober einen neuen Mietpreis von 5000 Euro verlange, bestätigt ein Mitarbeiter der Firma Tuschen Hausverwaltung. Das Eckhaus an der Straße Altestadt beherbergte bis Ende 2024 auch die Weinbar Parlin. Nach Angaben der damaligen Betreiberin schloss sie den Betrieb, weil Lopez die Pacht verdreifachen wollte. Bislang steht die Immobilie leer. Nach Angaben des Tuschen-Mitarbeiters gebe es Gespräche mit einem Interessenten, es sei aber noch nichts unterschrieben.

Lichtblick für Kreuzherreneck-Fans: Der Mitarbeiter berichtet von Gesprächen mit zwei Interessenten an einem Pachtvertrag. Einer von ihnen sei ein ehemaliger Mitarbeiter der Kneipe. Dem könnte unter Umständen daran gelegen sein, das Traditionskonzept zu bewahren.

Das wäre auch Christine Frenzels Herzenswunsch. Sie habe versucht, die Brauerei Schumacher als Bier-Lieferantin zu gewinnen. „Das habe ich den Düsseldorfern auch versprochen: Dass es ein anderes Bier im Kreuzherreneck gibt.“ Auch dieses Versprechen könne sie nicht einlösen. Wie es für sie weitergeht? „Ich habe keine Ahnung. Erst mal bin ich dann arbeitslos“, sagt sie.

Nächste Woche sind erst mal Betriebsferien im Kreuzherreneck. Danach gibt es noch Konzerte. Und eine Party zum Abschied? „Ist wahrscheinlich.“ Aber darüber nachzudenken? „Fällt mir schwer.“