Europäische Aktien haben am Dienstag fester geschlossen, getragen von Kursgewinnen im Gesundheits- und Energiesektor. Anleger bewerteten dabei die jüngste Phase der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die eine neue Frist für Handelsabkommen vorsieht.

Der gesamteuropäische STOXX 600-Index legte um 0,4 % zu und erreichte damit den höchsten Stand seit drei Wochen.

Auch andere regionale Indizes verbuchten Zugewinne: Der deutsche DAX und der französische CAC 40 stiegen jeweils um rund 0,5 %.

Deutsche Nebenwerte erreichten am Dienstag ein Allzeithoch, angetrieben von einem Kurssprung von 20 % beim Stahlhersteller Salzgitter. Das Unternehmen profitierte davon, dass Deutschland die militärische Nutzung des Secure 500-Stahls genehmigte.

Schwergewichtige Energieaktien legten angesichts steigender Rohölpreise um 1,1 % zu. Der Gesundheitssektor gewann 0,8 %, wobei der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk – eines der Schwergewichte im STOXX 600 – um 2 % zulegte.

Im jüngsten Kapitel des Zollstreits kündigte Trump am Montag an, dass 14 Länder mit Zöllen zwischen 25 % (u.a. Japan und Südkorea) und 40 % (Laos und Myanmar) belegt werden sollen.

Da der Beginn der Maßnahmen jedoch auf den 1. August verschoben wurde, entsteht für die betroffenen Länder ein dreiwöchiges Zeitfenster, um bessere Konditionen auszuhandeln. Gleichzeitig verlängert sich damit die Unsicherheit über die künftigen Handelsbedingungen.

„Trumps Entscheidung, die Zollfrist auf den 1. August zu verschieben, hat die Nervosität an den Märkten vorübergehend gedämpft, doch die grundlegende Unsicherheit bleibt bestehen“, sagte Lukman Otunuga, Senior Market Analyst bei FXTM.

„Sollten in den kommenden Wochen keine substanziellen Handelsabkommen erzielt werden, müssen sich Anleger auf eine neue Welle der Volatilität einstellen.“

Für Europa erklärten EU-nahe Quellen gegenüber Reuters am Montag, dass die EU kein Schreiben der USA mit höheren Zöllen erhalten werde. Die EU hoffe zudem auf mögliche Ausnahmen von dem US-Basissatz von 10 %.

Viele Länder stehen unter Druck, Abkommen mit den USA zu schließen, seit Trump im April einen globalen Handelskrieg ausgelöst hat, der die Finanzmärkte erschütterte und politische Entscheidungsträger dazu zwang, ihre Volkswirtschaften zu schützen.

Der STOXX 600 hat sich seit seinen Tiefstständen im April deutlich erholt und liegt nun nur noch etwa 3 % unter dem Allzeithoch vom März.

Am Montag führte das schwedische Investmentunternehmen Kinnevik den STOXX 600 mit einem Plus von 8,5 % an, nachdem es für das zweite Quartal ein Wachstum des Nettovermögenswerts von 2 % im Quartalsvergleich gemeldet hatte.

Die jüngsten Gewinnprognosen zeigen, dass sich der Ausblick für die europäische Unternehmenslandschaft eingetrübt hat. Unternehmen werden laut LSEG I/B/E/S-Daten im zweiten Quartal im Schnitt einen Gewinnrückgang von 0,2 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.

Die europäische Berichtssaison nimmt in der kommenden Woche Fahrt auf. Den Auftakt macht der weltweit größte Anbieter von Ausrüstung für die Chipfertigung, ASML, der als erstes Schwergewicht Zahlen vorlegen wird.