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Aktion Graffiti-Walk in Göttingen - Übersee-Container wurden an zwei Tagen besprayt, sie stehen ab Mittwoch, 9. Juli, an verschiedenen Orten in der Innenstadt. Von links Künstler Marc Stania, Mini-Gänseliesel Ava und Petra Aschenbach (Stadtmarketing). Foto: Felix HeipkeGraffiti-Walk in Göttingen – Übersee-Container wurden an zwei Tagen besprayt, sie stehen ab Mittwoch, 9. Juli, in der City. Von links Künstler Marc Stania, Mini-Gänseliesel Ava und Petra Aschenbach (Stadtmarketing). © Foto: Felix Heipke

Graffiti-Walk: Container-Kunstwerke stehen in Göttingens City

Göttingen – Graffiti wird in unserer Gesellschaft sehr ambivalent gesehen. Für die einen sorgt das illegale besprayen von Wänden und Zügen für eine ablehnende Haltung. Für die anderen ist Graffiti der Ausdruck einer Subkultur und gilt als Kunstform. Bekannte Street-Art Künstler wie Bansky oder Shepard erreichen mittlerweile ein weltweites Millionenpublikum und ihre Werke werden teuer gehandelt.

Göttingens neuer Weg mit Straßenkunst

Göttingen geht im Umgang mit Street-Art einen ganz besonderen Weg. Am Freitag, 4. und Samstag, 5. Juli startete der Graffiti-Walk, wodurch die Uni-Stadt in eine offene Street-Art Galerie verwandelt wurde. Auf dem Bahnhofsvorplatz und dem Jacobikirchhof konnten Göttinger und Gäste den Graffiti-Künstlern live beim Sprayen über die Schulter schauen. Auf neun Überseecontainern entstanden so 18 Kunstwerke – auf jeder Längsseite eines – mit Bezug zur Uni-Stadt.

Ab Mittwoch, 9. Juli schmücken die Container acht verschiedene Plätze in der Innenstadt. Touristen und Einwohner können die Kunstwerke auch am Zentralcampus, dem Albaniplatz oder dem Johanniskirchhof bestaunen. „Die Idee dahinter ist mehr Frequenz für die Innenstadt zu garantieren und die Lebensqualität in Göttingen zu vergrößern“, sagt Petra Aschenbach vom Stadtmarketing.

Auch die BG Göttingen unterstützt die Aktion

Durch die Kunstwerke soll ein Dialog zwischen Kunst und Alltag sowie Stadtgeschichte und Zukunft entstehen. Mithilfe eines QR-Codes am Container können Interessierte mehr über die Künstler, das Kunstwerk sowie die Unterstützer des Projekts erfahren. Zu den Sponsoren gehören unter anderem Sartorius, Galeria und die BG Göttingen.

Die Container werden von beiden Seiten besprüht und haben einen Bezug zu Göttingen sowie den Kooperationspartnern. Der freischaffende Künstler Malte Orth sprayte unter seinem Künstlernamen „Das Owal“ den Container von Sartorius. Sein Kunstwerk besteht aus einer geschichtlichen sowie einer aktuellen Seite. Auf dieser ist auf gelbem Hintergrund eine Mitarbeiterin des heute weltweit operierenden Konzerns zu sehen, die an einem Bioreaktor arbeitet.

Aktion Graffiti-Walk in Göttingen - Übersee-Container wurden an zwei Tagen besprayt, sie stehen ab Mittwoch, 9. Juli, an verschiedenen Orten in der Innenstadt. Malte Orth hat einen Container für Sartorius bestaltet. Foto: Felix HeipkeKünstler und Werk: Malte Orth hat einen Übersee-Container für Sartorius gestaltet. © Foto: Felix Heipke

Auf der anderen Seite vermittelt das „Gemälde“ einen Rückblick auf die Historie des einstigen Familienbetriebes um Gründer Florenz Sartorius. Sartorius-Sprecherin Leona Malorny zeigte sich denn auch von der Aktion und dem publikumswirksamen Standort des knallgelben „Sartorius-Containers“ begeistert

„Das Projekt finde ich super. Es ist die erste offizielle Graffiti-Veranstaltung in Göttingen. Das ist für uns alle etwas total tolles, weil es die Möglichkeit bietet zu zeigen, was mit Graffiti möglich ist“, sagt Orth.

Legales Besprühen von öffentlichen Flächen

Auch Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) ist begeistert von dem Projekt: „Ich finde diesen Graffiti-Walk klasse. Damit heben wir uns ab von anderen Städten und zeigen, dass wir eine mutige Stadt sind, die neue Wege geht.“ Die Container seien außerdem gelebte Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft, die die Innenstadt attraktiver mache.

Broistedt betont zudem, dass es gerade einen politischen Antrag gibt, um Flächen für legales Sprayen von Graffiti zu identifizieren. Sie ist überzeugt davon, dass diese Art von Kunst viele Menschen gerne sehen.

Mit Überzeugung dabei ist auch Galeria-Geschäftsführer Kai Riedel, der auch bei der Händlergemeinschaft Pro City aktiv ist. „Das macht die Innenstadt attrativer“, ist er überzeugt. Er hat für das große Galeria-Kaufhaus ohnehin schon Graffiti-Erfahrung im Positiven wie Negativen gesammelt. „Wir haben ein Rolltor von Malte Orth besprayen lassen, was nicht nur gut aussieht, sondern auch als Graffiti erhalten geblieben ist. Es wurde nicht übergesprüht. Graffiti-Künstler respektiven die Arbeiten.“ Deshalb denkt Kai Riedel darüber nach, auch ein weiteres Tor am Galeria-Gebäude besprayen zu lassen.

Aktion Graffiti-Walk in Göttingen - Übersee-Container wurden an zwei Tagen besprayt, sie stehen ab Mittwoch, 9. Juli, an verschiedenen Orten in der Innenstadt. Container auf dem Bahnhofsvorplatz. Foto: Thomas KopietzBlickfang vor dem Göttingern Bahnhof ist dieser besprayte Übersee-Container. © Foto: Thomas Kopietz

Für etwa zwölf Wochen sollen die Überseecontainer in der Innenstadt stehen. Im Anschluss verschwinden die Container jedoch nicht komplett aus dem Stadtbild: „Wir haben schon sehr viele Anfragen für die Nachnutzung und bereits Kaufinteressenten für die Container. Sie können zu Fahrradwerkstätten umgebaut, zu Begegnungsräumen um deklariert oder für Ausstellungen umgearbeitet werden“, so Aschenbach.

Container bleiben etwa zwölf Wochen stehen

Außerdem gibt es gerade Gespräche darüber, ob nach den zwölf Wochen auch noch weitere Orte in Göttingen mit den Containern „angespielt“ werden. Die nächste Zeit können sich die Göttingerinnen und Göttinger über ihre farbenfrohe Innenstadt freuen. W‘ie gesagt: QR-Codes an den Containern können mit dem Smartphone gescannt werden und geben Infos über Kunstwerke und Sponsoren. (Felix Heipke/Thomas Kopietz)