Geopolitische Realitäten nehmen in ihrer Gnadenlosigkeit keine Rücksicht auf Befindlichkeiten oder Animositäten, sondern stellen weite Teile der Welt urplötzlich vor vollendete Tatsachen. Entwicklungen, die lange als abgeschlossen – unter Umständen sogar als überwunden – galten, rücken mit einer Vehemenz wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit, die im besten Fall verwundert, im schlimmsten sogar schockiert.
Die sicherheitspolitische Lage Europas hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert – mit spürbaren Auswirkungen auf politische Prioritäten und staatliche Budgets. Jahrzehntelang konnten viele europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben reduzieren und Mittel in andere gesellschaftliche Bereiche umschichten. Diese Phase scheint vorerst vorbei: Der Preis für Frieden und Sicherheit in Europa ist gestiegen. Zahlreiche Regierungen haben konkrete Aufrüstungsinitiativen angekündigt, begleitet von langfristigen Investitionsplänen in Milliardenhöhe. Die Nachricht, dass Staaten ihre Verteidigungsetats erhöhen, wird bei den wenigsten für Jubelstürme sorgen – vielmehr wird sie als notwendige Reaktion auf eine veränderte Bedrohungslage verstanden. Ähnlich wie bei einer Lebensversicherung: Man hofft, sie nie zu brauchen – und freut sich nicht darüber, wenn sie sich als das beste Investment des Lebens herausstellt.
Für Anleger:innen stellt sich damit die Frage, welche Rolle die europäische Rüstungs- und Sicherheitsindustrie künftig in einem diversifizierten Portfolio spielen kann – unter Berücksichtigung der aktuellen geopolitischen Entwicklungen und der damit verbundenen staatlichen Investitionspläne.