Ein Bagger, ein Absperrband – und viele fragende Blicke: In der Kapellenstraße beginnt eine Grabung mit unerwartetem Hintergrund.

Die Kapellenstraße in Wiesbaden wirkt auf den ersten Blick wie jede andere. Doch unter ihrem Asphalt verbirgt sich ein kleines Mysterium. Nichts Spektakuläres – aber kompliziert. Ab dem 14. Juli beginnt dort eine Suchgrabung. Und schon das Wort wirft Fragen auf.

Was suchen die da eigentlich?

Bomben? Nein. Gold? Auch nicht. Die Entsorgungsbetriebe Wiesbaden (ELW) suchen Wissen – genauer gesagt: Klarheit über das unsichtbare Netz von Leitungen, das unter der Straße verläuft. Denn die Pläne aus den Archiven sind teilweise ungenau, überlagert oder schlicht unvollständig. Wer dort einen neuen Kanal von der Größe eines Kleinbusses einbauen will, braucht verlässliche Daten – keine Mutmaßungen.

Leitungen ohne Herkunftsnachweis

Zwischen der Geisbergstraße und dem Dambachtal tummeln sich im Untergrund Rohre für Abwasser, Wasser, Strom, Gas, Telefon und Fernwärme. Manche davon sind dokumentiert, andere – wie ein dickes Kabelpaket der Telekom – existieren quasi als Phantom. Zehn dicke Leerrohre, gefüllt mit Kupfer und Glasfaser, verlaufen dort irgendwo. Nur wo genau – das weiß selbst die Telekom nicht.

Eine Ortung? Unzuverlässig. Also bleibt nur der Griff zur Spitzhacke – oder besser: zur kontrollierten Schürfung.

Warum das Ganze überhaupt?

Weil der alte Kanal dort unten mit seinen 120 Jahren schlicht am Ende ist. Erosion, hydraulische Belastung und Alter haben ihre Spuren hinterlassen. Frühere Sanierungsversuche? Gescheitert. Jetzt braucht es eine komplette Erneuerung. Und dafür muss geklärt werden, wie tief die Telekomkabel liegen – sonst droht beim Bauen ein Kabel-GAU.

Verkehr? Wird geregelt – versprochen

Damit während der Suchgrabung niemand unnötig im Stau steht, wurde die Verkehrsführung genau abgestimmt. Die Kapellenstraße wird für eine Woche komplett gesperrt, aber: Es sind Ferien. Die Geisbergstraße bleibt halbseitig offen, Fußgänger können passieren.

Was kommt danach?

Die eigentliche Kanalbaumaßnahme steht noch nicht fest. Aber klar ist: In diesem Jahr wird dort nichts mehr gebaut. Erst nach der Auswertung der Suchgrabung können die Planer in die Tiefe gehen – ganz ohne Überraschungen.

Symbolbild – Baustelle ©2024 Openstreetmap

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