Köln (NRW) – Mal trug er einen Bauarbeiterhelm, mal einen Mantel. Aber jedes Mal überfiel Juri H. (52) denselben Juwelier. Nie wurde er dabei geschnappt, bis ihn sein schlechtes Gewissen plagte und er die Überfälle gestand. Jetzt steht der Mann aus Estland in Köln vor Gericht.

Dort berichtet er von der Reue, die ihn spät einholte. Zwölf Jahre waren seit dem letzten Überfall auf den Juwelier „Altherr“ im Kölner Stadtteil Nippes vergangen, als Juri H. in den Niederlanden wegen einer anderen Straftat im Gefängnis saß. Immer wieder fragte er sich, ob die Frau, die er am 13. Mai 2011 in Köln angeschossen hatte, überlebt hat. So zumindest schilderte es der Angeklagte am ersten Verhandlungstag. Er beschloss damals, diesen und zwei weitere Überfälle auf den Kölner Juwelier zu gestehen.

Drei Mal überfiel Juri diesen Juwelier in Köln

Drei Mal überfiel der Räuber diesen Juwelier in Köln

Foto: Mario Jüngling / BILD

Schüsse auf die Vitrine

Am 29. November 2007 suchte Juri H. sich zum ersten Mal das Uhren- und Schmuckgeschäft auf der Neusser Straße für einen Überfall aus. Mit einer Makarow-Pistole bewaffnet betrat er den Laden, blockierte die Eingangstür mit einem Gehstock und schoss dann in die Decke. Als die erschrockene Verkäuferin in den Nebenraum flüchtete, schoss er auf die Vitrine und griff sich Uhren im Wert von 50.000 Euro. Die Beute verkaufte er später in Antwerpen und erhielt dafür 30 Prozent des Wertes. „Ich suchte mir dieses Geschäft aus, weil es abgelegen lag und weder auf der Straße noch im Laden viel los war“, sagte der Angeklagte. „Außerdem lag ein Spielplatz vor der Tür, hinter dem ich immer meinen Wagen parken konnte.“

Mit Bauhelm und einer Warnweste gekleidet überfiel er im Mai 2011 das Geschäft zum letzten Mal

Mit Bauhelm und einer Warnweste gekleidet überfiel Juri H. im Mai 2011 das Geschäft zum letzten Mal

Foto: Polizei

Weil es beim ersten Mal so gut funktionierte, kam der Räuber wieder. Ende 2010 tauchte er bewaffnet bei dem Juwelier auf und raubte Uhren im Wert von 44.000 Euro. Er konnte erneut unerkannt flüchten – und kam ein halbes Jahr später wieder.

Am 13. Mai 2011 trug er einen Bauarbeiterhelm und eine Weste, als er, mit Pistole bewaffnet, zum dritten Mal die Verkaufsräume betrat und mit der Beute von 35.000 Euro flüchtete. Eine Frau wollte ihn stoppen – er schoss auf sie, traf sie in den Oberschenkel. Sie wurde schwer verletzt. Anschließend gelang dem Räuber erneut die Flucht.

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„Ich benötigte das Geld und beschloss deswegen, den Laden auszurauben“, sagte Juri am ersten Verhandlungstag gegen ihn. „Mir tut, was ich getan habe, heute Leid“. Ohne sein Geständnis wären die Überfälle wahrscheinlich nie aufgeklärt worden.

Der Prozess soll noch bis Ende Juli dauern.