Die Fassade ist frisch verputzt, auf dem Dach und an dem Zwiebeltürmchen an der Neuhauser Straße glänzen neue Kupferplatten. Viel Tageslicht strömt herein in das ehemalige Kaufhaus: durch neue Fenster, durch Öffnungen im Dach und Lichthöfe. Und auch eine Gasse in der Fußgängerzone ist wie neu.
Das Türmchen an der Neuhauser Straße hat ein neues Kupferdach bekommen.
© Fabian Hattinger/ninetofive studios
Das Türmchen an der Neuhauser Straße hat ein neues Kupferdach bekommen.
von Fabian Hattinger/ninetofive studios
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Rund 40 Jahre lang war direkt neben dem Karlstor in der Fußgängerzone das Kaufhaus Karstadt Sports zu Hause. Nun hat sich das historische Gebäude in der Fußgängerzone komplett verwandelt. Am Dienstag ist das neue Herzog Max offiziell eröffnet worden.
Die Euro Real Estate, ein Unternehmen der Wilhelm von Finck Gruppe, und der Projektentwickler Accumulata haben das Kaufhaus in eine gemischt genutzte Immobilie umgebaut. Nach fünf Jahren Leerstand und drei Jahren Großbaustelle ist wieder Leben eingezogen. Vor zwei Monaten ist das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb aus der Marstallstraße hierher umgezogen.
Die Max-Herzog-Straße in neuem Glanz: Für die Gastrofläche wird noch ein Betreiber gesucht. Eine Kette soll es nicht werden.
© Daniel von Loeper
Die Max-Herzog-Straße in neuem Glanz: Für die Gastrofläche wird noch ein Betreiber gesucht. Eine Kette soll es nicht werden.
von Daniel von Loeper
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Es hat langfristig (25 Jahre) fast zwei Drittel von den 14.000 Quadratmetern Gesamtfläche gemietet. Etwa 140 Menschen werden hier forschen und arbeiten, dazu kommen Studierende und Besucher aus aller Welt. Auch kleinere Fachtagungen sollen hier stattfinden.
Das Herzog Max in München: René Benko brauchte schnell viel Geld – und verkaufte das Gebäude
Vorn in der Neuhauser Straße, dort, wo es früher in den Karstadt Sports hineinging, hat eine Filiale des Sportartikelhändlers New Balance aufgemacht. Und die Herzog-Max-Straße, die jahrzehntelang eine Schmuddelgasse war, ist zu einer hübschen Erweiterung der Fußgängerzone geworden. Allein für das neue Pflaster hat der Investor rund eine halbe Million Euro ausgegeben. Zwei acht Meter hohe Robinien wachsen hier nun. Die Wand gegenüber, die zum Oberpollinger gehört, soll noch begrünt werden.
Auch die Herzog-Max-Straße ist wie neu. Die Wand vom Oberpollinger gegenüber soll noch begrünt werden.
© Fabian Hattinger/ninetofive studios
Auch die Herzog-Max-Straße ist wie neu. Die Wand vom Oberpollinger gegenüber soll noch begrünt werden.
von Fabian Hattinger/ninetofive studios
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Bald wird man in der Herzog-Max-Straße auch im Freien essen und trinken können. „Wir suchen einen Individualgastronomen, keine Kette“, sagt Accumulata-Projektleiter Thomas Munck zur AZ.
Die Euro Real Estate hat viel Geld in die Hand genommen, um das Gebäude so wieder rauszuputzen und innen komplett zu modernisieren.
Gewendelt geht es vom Foyer in den ersten Stock.
© Daniel von Loeper
Gewendelt geht es vom Foyer in den ersten Stock.
von Daniel von Loeper
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Blick in ein Treppenhaus: Hier gab’s früher nur künstliches Kaufhauslicht.
© abz
Blick in ein Treppenhaus: Hier gab’s früher nur künstliches Kaufhauslicht.
von abz
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Wie viele Millionen es waren, will man allerdings nicht verraten. Fast noch ein größeres Geheimnis wird darum gemacht, wie viel das Max-Planck-Institut in feinster Altstadtlage Miete zahlt. Nur so viel wird preisgegeben: Der Quadratmeterpreis sei geringer als am vorherigen Standort.
Es war einem Zufall zu verdanken, dass sie im November 2012 erfahren hatten, dass das historische Gebäude zum Verkauf stand, erzählt Günter Koller, der das Family-Office der Finck Gruppe leitet. Der frühere Mit-Eigentümer René Benko habe damals bis Ende des Jahres Geld gebraucht, um die Karstadt-Gruppe zu übernehmen. „Nicht einmal sechs Wochen später waren wir beim Notar“, so Koller.
Foyer im Herzog Max: Eine kleine Ausstellung dokumentiert zur Eröffnungsfeier die Geschichte des Hauses und die Bauphasen.
© Daniel von Loeper
Foyer im Herzog Max: Eine kleine Ausstellung dokumentiert zur Eröffnungsfeier die Geschichte des Hauses und die Bauphasen.
von Daniel von Loeper
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Hier kommt viel Licht rein: Lichthof im Max-Planck-Institut.
© Daniel von Loeper
Hier kommt viel Licht rein: Lichthof im Max-Planck-Institut.
von Daniel von Loeper
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Ein Glücksfall für München. Andernfalls wäre das historische Gebäude heute wohl kaum das Herzog Max, sondern höchstwahrscheinlich eine weitere Benko-Ruine – wie die Alte Akademie nur ein paar Schritte weiter sowie die ehemaligen Hertie- und Karstadtgebäude am Bahnhofplatz und in der Schützenstraße.
Ein Bürgermeister lässt sich zur Eröffnung nicht blicken
Karstadt Sports, der frühere Großmieter der Neuhauser Straße 20/Herzog-Max-Straße 4, ging 2020 insolvent. Damit war das Ende der Kaufhaus-Ära an diesem Standort besiegelt. 18 Monate dauerte die Planungszeit, die Baugenehmigung war nach sieben Monaten da, im Frühjahr 2022 starteten die Bauarbeiten.
Günter Koller sagt: „Wir müssen alle dafür kämpfen, dass die Innenstädte attraktiv bleiben.“ Allen Krisen hätten sie getrotzt und ihr Projekt zu Ende gebracht. Stolz sagt er: „Da haben wir eine 1 mit Sternchen geschrieben.“ Nur schade, dass kein Bürgermeister zur Eröffnung erschienen sei.
Dafür dankte Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) für all die Mühen, die Investor und Projektentwickler auf sich genommen hatten. „Die gelungene Transformation trägt maßgeblich zur Attraktivität und Zukunftsfähigkeit unserer Innenstadt bei“, sagte sie. Auch Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD) war voll des Lobes: „Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Und mit der Öffnung der Herzog-Max-Straße haben Sie einen lebendigen Ort geschaffen.“
Das Gebäude wird eingeweiht (v. l.) Günter Koller (Wilhelm von Finck Hauptverwaltung), Ralf Peter (Euro Real Estate), Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Stefan Schillinger (Geschäftsführer Accumulata), Bauminister Christian Bernreiter, Wirtschaftsreferent Christian Scharpf.
© Fabian Hattinger/ninetofive studios
Das Gebäude wird eingeweiht (v. l.) Günter Koller (Wilhelm von Finck Hauptverwaltung), Ralf Peter (Euro Real Estate), Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Stefan Schillinger (Geschäftsführer Accumulata), Bauminister Christian Bernreiter, Wirtschaftsreferent Christian Scharpf.
von Fabian Hattinger/ninetofive studios
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Einige Überraschungen gab es während der Bauarbeiten auch – an sich nichts Ungewöhnliches, wenn im Bestand gebaut wird. Doch bei diesem Projekt war es dann doch besonders: Als eine Bodenplatte verstärkt werden sollte, strömte der Stadtbach in die Baustelle. Und dann kam auch noch ein original erhaltener Teil der alten Zwingermauer zum Vorschein: aus der zweiten Münchner Stadtbefestigung (15. Jahrhundert).
Der Namensgeber ist Herzog Max Philipp von Bayern (1638-1705). Das Haus Wittelsbach gab sein Einverständnis.
© Fabian Hattinger/ninetofive studios
Der Namensgeber ist Herzog Max Philipp von Bayern (1638-1705). Das Haus Wittelsbach gab sein Einverständnis.
von Fabian Hattinger/ninetofive studios
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Das Fundstück soll öffentlich gezeigt werden – voraussichtlich ab 2026 in einem der Schaufenster im Herzog Max.
„Turm der Erkenntnis“ in der Fußgängerzone
Und wie finden diejenigen, die nun hier arbeiten oder in der Bibliothek mit 250.000 Bänden des Max-Planck-Instituts studieren? Eine Wissenschaftlerin erzählt der AZ, sie vermisse den Hofgarten. Vom früheren Standort in der aus war es nur ein Katzensprung. Und die Straßenmusiker in der Fußgängerzone seien manchmal schon ganz schön laut. Institutsdirektor Josef Drexl hingegen ist begeistert – die Wissenschaft im Herzen der Stadt, viel Platz und kurze Wege zur TUM und LMU. Ihm würde gefallen, erzählt er den versammelten Gästen bei der Eröffnung, wenn der Turm über dem Brunnen am Karlstor künftig als „Turm der Erkenntnis“ wahrgenommen würde.