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Stolz auf sein erstes Buch: Hans-Jürgen Müller aus Witzenhausen stellt die Inhalte am Mittwoch vor. © William Abu El-Qumssan
Der Witzenhäuser Politiker Hans-Jürgen Müller hat sein erstes Buch geschrieben. Er geht damit Fragen nach, die ihn schon seit seiner Kindheit beschäftigt haben.
Witzenhausen – Den meisten Witzenhäusern und den Menschen im Werra-Meißner-Kreis wird Hans-Jürgen Müller in der jüngsten Vergangenheit vor allem als Grünen-Politiker und Landtagsabgeordneter bekannt sein. Doch mit 68 Jahren geht der Witzenhäuser nun unter die Buchautoren. Und kehrt damit auch zu seinen Wurzeln, der Landwirtschaft, zurück. Doch der sechsjährige Schaffensprozess an dem Buch „Nachhaltige Landwirtschaft – sichere Ernährung“ hat Müller nicht nur in Ansichten bestärkt, sondern auch neue Sichtweisen aufgezeigt. Über das Buch sprechen wird er mit dem Co-Autor Norbert Franz am Mittwoch, 19 Uhr, im Rathaussaal.
„In dem Buch werden nicht die Dinge behandelt, die mich in den vergangenen sechs Jahren als Landtagsabgeordneter beschäftigt haben“, sagt Hans-Jürgen Müller. „Viel mehr geht es um Dinge, die mich seit Kindesbeinen umtreiben.“ Denn der Wahl-Witzenhäuser ist in einem Landwirtschaftsbetrieb im Vollerwerb in der Lüneburger Heide aufgewachsen, heute leitet sein Bruder den Betrieb. Der Gebrauch von Pestiziden in seiner Kindheit und Jugend bezeichnet er als prägend. Die Landwirtschaft ist ein Thema, das den 68-Jährigen seit jeher umtreibt. Allein wäre er aber trotzdem nicht auf die Idee gekommen, ein Buch darüber zu schreiben.
Hier kommt Co-Autor und Nachbar am Zweitwohnsitz in Wiesbaden, Norbert Franz, ins Spiel. „Wir wohnen Tür an Tür“, sagt Müller mit einem Schmunzeln. Der Vermieter habe dem emeritierten Professor Norbert Franz davon berichtet, dass jemand mit Wissen im landwirtschaftlichen Bereich dort einziehe. Das war 2019, als Müller in den Landtag einzog. „Und so kam es zu etlichen Gesprächen nach Feierabend“, berichtet Müller.
Ergänzt haben sich die beiden nicht nur beim Schreiben selbst, denn jedes Kapitel des knapp 600-seitigen Sachbuchs ist in Kooperation entstanden. „Auch unsere produktiven Zeiten haben sich gut ergänzt. Bei mir ist das vor allem gegen Abend, bei Norbert Franz gegen morgen.“ Er erinnert sich an eine Nacht, in der er gegen 2.15 Uhr ein Dokument an den Co-Autor abgeschickt hat, und dieser sich um 4.30 Uhr dafür bedankte – „er würde jetzt loslegen, hat er geschrieben“, sagt Hans-Jürgen Müller. Die Zusammenarbeit mit Franz als Historiker habe vor allem seinen Horizont erweitert. Im Zug der Recherchen habe er sich tiefergehend mit dem Begriff „Hybrid-Landwirtschaft“ beschäftigt, die Merkmale der ökologischen Landwirtschaft im konventionellen Landbau anwendet – beispielsweise die Humusanreicherung. „Daran zeigt sich wie so oft, dass man sich aufeinander zu bewegen muss.“
Ganz wichtig war Müller, und nach seinen Aussagen Norbert Franz noch mehr, ein Buch zu schreiben, „das gut lesbar ist“. „Ich würde es als ein Sachbuch mit Erzählstil bezeichnen“, sagt Müller. Es brauche keinen akademischen Hintergrund, viel mehr sei es einfach ein Buch für Menschen, die sich für Ernährung und Landwirtschaft interessieren. „Ich würde auf jeden Fall sagen, dass es ohne Norbert Franz nicht geklappt hätte. Das sagt er im Übrigen auch über mich“, sagt Müller und lacht.
Die zwei Autoren werden die Inhalte des Buchs am Mittwoch passend zur Entstehung im Duett vortragen. „Anschließend ist Raum für eine Diskussion“, sagt Müller. Moderiert wird der Abend von Lilith Schmidt-Gebhardt vom Verein Schachtelhalm, der Veranstalter ist. Der Eintritt ist frei.
Service:„Nachhaltige Landwirtschaft – sichere Ernährung. Die große Transformation der deutschen Agrarwirtschaft“, ISBN 978-3-7316-1608-5, Printausgabe: 48 Euro. E-Book: 39,36 Euro. (William Abu El-Qumssan)